Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2016) (2016)

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heraus die Massnahmen zum Schutz der Balzner Breit 
flügelfledermäuse entstanden sind. Zwei Ziele waren 
uns wichtig: So sollten die vermutlich seit Jahrzehnten 
im Dachstock ansässigen Breitflügelfledermäuse wäh 
rend der Renovierungsarbeiten ungestört ihre Jungen 
aufziehen und nach der erfolgten Renovierung auch 
im umgebauten Pfarrhaus ihr angestammtes Quartier 
weiterhin bewohnen können. 
Breitflügelfledermaus ist selten und gefährdet 
Balzers liegt im mittleren Alpenrheintal und geogra 
fisch in einem eigentlichen Hot Spot der Fledermaus 
fauna. Tatsächlich sind im Gemeindegebiet in den 
letzten dreissig Jahren 18 Fledermausarten entdeckt 
worden. Und dies bei insgesamt 22 aus Liechtenstein 
und 30 aus der Schweiz bekannten Arten! Erwähnens 
wert sind dabei seltene und gefährdete Arten wie die 
bereits erwähnte Grosse Hufeisennase, zudem das 
Kleine Mausohr, die Bechsteinfledermaus, das Graue 
Langohr, das Alpenlangohr sowie die Breitflügelfle 
dermaus. Die Tatsache, dass in Mitteleuropa alle diese 
Arten als wärmeliebend gelten, lässt vermuten, dass 
die hohe Artenvielfalt unter anderem mit dem som 
mermilden Föhnklima Zusammenhängen dürfte. Doch 
mindestens so wesentlich ist mit Sicherheit auch die 
immer noch vielfältige Landschaft mit ihren laubholz 
dominierten Wäldern und Feldgehölzen sowie den 
zahlreichen Speziallebensräumen wie Auenwäldern 
oder Magerwiesen. Klimatische Gunstlage und eine 
hohe Lebensraumvielfalt sind daher wohl die Haupt 
ursachen für den grossen Fledermausreichtum in der 
Balzner Region. Da erstaunt es nicht weiter, dass auch 
die seltene Breitflügelfledermaus gerade in dieser Ge 
gend bislang überleben konnte. 
Die Breitflügelfledermaus kommt in ganz Europa bis 
zur Ostsee vor. Die nördliche Verbreitungsgrenze er 
reicht sie in Mittelengland, Dänemark, Südschweden 
und Lettland. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in der 
Norddeutschen Tiefebene. In Mittel- und Südeuropa 
ist sie weit seltener. Dies bestätigt auch die Verbreitung 
der Breitflügelfledermaus in der Schweiz. Hier zeigt 
sich ein Verbreitungsschwerpunkt im Tessin, Wallis und 
Jura sowie in wärmeren Regionen der Ostschweiz. Die 
nächsten Fortpflanzungskolonien liegen am Bodensee 
im Kanton Thurgau, im nördlichen Tiefland des Kantons 
St. Gallen und im Alpenrheintal. Die aus dem Alpen 
rheintal bekannten Quartiere liegen in Balzers, Vaduz, 
Rüthi, Eichberg, Diepoldsau sowie in Feldkirch. Das 
Quartier in Rüthi ist inzwischen durch eine unsach- 
gemässe Renovation des Gebäudes zerstört worden. 
Steckbrief zur Breitflügelfledermaus 
Eptesicus serotinus 
Mit einem Gewicht von rund 20 bis 30 Gramm und einer Flügel 
spannweite von bis zu 38 Zentimeter gehört die Breitflügelfle 
dermaus zu den grossen einheimischen Arten. Das Fell ist lang 
haarig, am Rücken dunkel- und am Bauch gelbbraun. Schnauze 
und Ohren sind schwarz, die breiten Flügel dunkel schwarzbraun 
gefärbt. Im Flug erscheinen die Tiere etwa amselgross. Die 
Breitflügelfledermaus ist eine typische Gebäudefledermaus, 
die vorwiegend im Siedlungsraum und siedlungsnahen Be 
reich vorkommt. Sommerquartiere und Fortpflanzungsgesell 
schaften von 10 bis 70 (maximal 100) Weibchen befinden sich 
an und in Gebäuden, in Spalten und Flohlräumen, hinter Flolz- 
verkleidungen, im Firstbereich von Dachböden oder unter 
Dachpfannen. Die Breitflügelfledermaus ist ausgesprochen 
orts- und quartiertreu, lebt im Quartierverbund mit mehre 
ren Teilkolonien. In ihrem Wochenstubenquartier bringen die 
Weibchen ab Mitte Juni je ein Junges pro Saison zur Welt. 
Ab August lösen sich die Wochenstuben wieder auf. Den 
Winter verbringen die Tiere im Winterschlaf in Felsspalten, 
Flöhlen und Stollen. Die Winterquartiere werden ab Oktober 
bezogen und im März/April wieder verlassen. Zwischen Som 
mer- und Winterquartier legen die Tiere meist geringe Wander 
strecken unter 50 Kilometer, seltener mehr als 300 Kilometer 
zurück. Jagdgebiete sind Waldränder, Obstgärten, Weiden und 
Parkanlagen, aber auch Strassen lampen, wo die Breitflügel 
fledermaus Jagd nach grossen Insekten macht.
	        

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