Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2016) (2016)

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den Bürgern den Bürgerboden nicht wegnehmen, wenn 
[er, Kindle] in der Landwirtschaft tätig sein wolle, müsste 
[er] eben knechten.» 70 
Dieser Fall der vorenthaltenen Nutzungsrechte für Jo 
hann Kindle in Balzers zeigt exemplarisch, wie auch zu 
Beginn des 20. Jahrhunderts eine Gemeinde versuchte, 
einen ehemaligen Hintersassen von den vollen Bürger 
rechten auszuschliessen. Der damalige Gemeindevor 
steher Emil Wolfinger, der selbst 1914-15 den Aus 
schluss Kindles von den Nutzungsrechten befürwortete, 
hatte bei diesem Vorgehen wohl die klare Mehrheit der 
Balzner Bürger hinter sich. Emil Wolfinger war übrigens 
ein Sohn von Franz Josef Wolfinger, der sich 1864 im 
Landtag gegen die Einbürgerung von Hintersassen aus 
gesprochen hatte. 
Anmerkungen 
1 Protokoll der Landtagssitzung vom 29. Februar 1864, abge 
druckt in: Liechtensteinische Landeszeitung, Ausgabe Nr. 8, 
9. April 1864, zweite Beilage. 
2 Liechtensteinisches Landesgesetzblatt (LGBL] 1864/Nr. 4: 
Gemeindegesetz vom 24. Mai 1864. 
3 Dieser Beitrag basiert auf einem Vortrag des Autors, ge 
halten am 26. Januar 2015 im Bildungshaus Gutenberg in 
Balzers. 
4 Biografische Angaben bei Oliver Stahl: Wolfinger, Franz 
Josef Callistus. In: Historisches Lexikon des Fürstentums 
Liechtenstein (im Folgenden: HLFL]. Vaduz, Zürich 2013, 
Bd. 2, S. 1074. 
5 Gemeindearchiv Schaan (GAS], A 9b/l2: Verleihung des 
Bürgerrechts an Lehrer Sebastian Dünser, 19. März 1833. 
6 Ebenda. 
7 Vgl. Liechtensteinisches Landesarchiv (im Folgenden: LI LA], 
RC 52/8: Anstellung von Sebastian Dünser als Beamter, 
Empfehlungsschreiben des Oberamts Vaduz an Fürst Alois II. 
in Wien, 1836. 
8 Zitiert nach Karin Schamberger-Rogl: «Landts Brauch, oder 
Erbrecht», in der «Vaduzischen Grafschaft üblichen». Ein Do 
kument aus dem Jahr 1667 als Grundlage für landschaftliche 
Rechtsprechung. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für 
das Fürstentum Liechtenstein (im Folgenden: JBL], Bd. 101. 
Vaduz 2002, S. 1-128, hier S. 113. 
9 Vgl. Franz Näscher: Beiträge zur Kirchengeschichte Liech 
tensteins. 3 Bde. Vaduz 2009, hier Bd. 1, S. 91. (Kurzbeleg: 
Näscher, Beiträge zur Kirchengeschichte 2009] 
10 Ebenda, Bd. 2, S. 54. 
11 Gemäss eigenem Ansuchen wurde Mayer 1893 aus der 
liechtensteinischen Staatsbürgerschaft entlassen. Er war 1892 
Ehrenbürger von Domat/Ems geworden. Näscher, Beiträge 
zur Kirchengeschichte 2009, Bd. 2, S. 299-300; siehe auch: 
LI LA RE 1868/936 und LI LA RA 1869/131. 
12 Erst die Schaffung des Erzbistums Vaduz löste Liechtenstein 
1997 aus dem Verband des Bistums Chur. 
13 LI LA RC 35/1: Korrespondenz mit dem Bezirksamt Werden 
berg betreffend Heimatlose, 1834. Schreiben von Land 
vogt Peter Pokorny an Bezirksammann Schlegel in Sevelen, 
20. Januar 1834. 
14 LI LA RC 35/1: Korrespondenz mit dem Bezirksamt 
Werdenberg betreffend Heimatlose, 1834. Antwort von 
Bezirksammann Schlegel an Landvogt Pokorny in Vaduz, 
19. Februar 1834. 
15 Thomas Dominik Meier, Rolf Wolfensberger: «Eine Heimat 
und doch keine». Heimatlose und Nicht-Sesshafte in der 
Schweiz (16.-19. Jahrhundert]. Zürich 1998, S. 33. (Kurz 
beleg: Meier/Wolfensberger, Heimatlose 1998] 
16 Siehe das Beispiel von Josef Anton Hilti aus Schaan, dar 
gestellt in Klaus Biedermann: «Aus JJherzeugung, dass er der 
Gemeinde von grossem Nutzen seyn werde». Einbürgerungen 
in Liechtenstein im Spannungsfeld von Staat und Gemeinden 
1809-1918. Vaduz, Zürich 2012, S. 83-84. (Kurzbeleg: 
Biedermann, Einbürgerungen 2012] 
17 Wolfgang Scheffknecht: «Arme Weiber». In: Alois Nieder- 
stätter, Wolfgang Scheffknecht (Hrsg.]: Hexe oder Hausfrau. 
Das Bild der Frau in der Geschichte Vorarlbergs. Sigmaringen 
dorf 1991, S. 77-109, hier S. 90. (Kurzbeleg: Scheffknecht, 
Arme Weiber 1991] 
18 Clo Meyer: «Unkraut der Landstrasse». Industriegesellschaft 
und Nichtsesshaftigkeit. Am Beispiel der Wandersippen 
und der schweizerischen Politik an den Bündner Jenischen. 
Disentis 1988, S. 89-90. 
19 Ebenda, S. 42. 
20 Fürstliche Verordnung vom 14. Oktober 1804 betreffend 
die Einführung des politischen Ehekonsenses, https:// 
login.gmg.biz/earchivmanagement/projektdaten/earchiv/ 
media/1804_10_14_Einfuehrung_politischer_Ehekonsens.pdf, 
eingesehen am 26. Januar 2015. 
21 Biedermann, Einbürgerungen 2012, Kapitel 7.3.2: Die 
Rom-Ehe als Folge staatlicher Eheverbote. 
22 LI LA J 3/S 1854/26: Untersuchung des Josef Bauer und der 
Kreszentia Knobel wegen Übertretung gegen die öffentliche 
Sittlichkeit und unbefugter Verehelichung im Ausland, 1854. 
Befragung von Kreszentia Knobel vor dem Regierungsamt in 
Vaduz, 26. Oktober 1854. 
23 LI LA RC 1/27: Rückschiebung der Familie Knobel; Notiz des 
Oberamts Vaduz, 14. März 1827. 
24 LI LA RC 1/27: Schreiben des Verhörrichteramts Chur an das 
Oberamt in Vaduz, 22. März 1827. 
25 Siehe Kapitel: Das Gemeindegesetz von 1842 gewährt ein 
Heimatrecht, S. 13-14. 
26 LI LA J 3/S 1854/26: Untersuchung des Josef Bauer und der 
Kreszentia Knobel wegen JJhertretung gegen die öffentli 
che Sittlichkeit und unbefugter Verehelichung im Ausland, 
1854. Beratschlagungsprotokoll vom 27. Oktober 1854 des 
Regierungsamts in Vaduz. 
27 Ebenda. 
2 8 Scheffknecht, Arme Weiber 1991, S. 101.
	        

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