Der Steinbruch wurde also schon in seinen ersten
Jahren rege genutzt, und dennoch ist für diese ersten
Jahre nicht unbedingt von einer durchgehenden Be
triebstätigkeit im Steinbruch auszugehen. Sprengungen
erfolgten relativ selten. Oft gab es durch die Nieder
legung grosser Felswände auf längere Zeit hin genug
Material zur Verarbeitung und, nicht zuletzt wurde der
Steinbruch zu Beginn augenscheinlich fast ausschliess
lich für die Gewinnung von Wuhrsteinen genutzt. Somit
wurde also der Steinbruch jeweils dann in Betrieb ge
nommen, wenn die Gemeinde weitere Wuhrarbeiten
plante und die dafür benötigten Steine mit ungefähr
einem halben bis dreiviertel Jahr Vorlaufzeit gesprengt
und zugerichtet werden mussten.
1872 liess die liechtensteinische Regierung in Balzers
eine Besprechung anberaumen, in der es darum ging,
das Ansuchen eines Interessenten [eines nicht näher be-
zeichneten Steinbrechers namens Nutt] um die Erlaub
nis zum Verkauf von Bruchsteinen aus dem Altneugut,
oder gar um Verkauf des ganzen Steinbruchareals zu
behandeln. Man überlegte also offenbar, vom bisheri
gen System der jährlichen Auftragsvergabe abzugehen
und im Gegensatz dazu eine längerfristige Lösung zu
Enden. Zudem gibt es hier auch erstmals Hinweise, dass
neben der Bereitstellung von Material für die Wuhrar
beiten für die Gemeinde auch andere Kunden beliefert
werden sollten. Zu einem Verkauf des Steinbruchs kam
es aber nicht, auch weil er eine zu grosse Bedeutung für
die Wuhrarbeiten hatte. Die Gemeinde ging jedoch in
der Folge dazu über, den Steinbruch mit einer entspre
chenden Nutzungserlaubnis zu verpachten und sicherte
sich dabei jeweils die Bezugsrechte für Wuhrsteine und
anderes von der Gemeinde benötigtes Baumaterial zu
Vorzugskonditionen. Dies erlaubte für die Betreiber
höhere Investitionen in Werkzeuge und Ausrüstung
sowie mehr Planungssicherheit. Dies ermöglichte zu
gleich der Gemeinde einen auf absehbare Zeit hin gere
gelten Steinbruchbetrieb. Teile der Ausrüstung blieben
aber im Gemeindebesitz und wurden bei einer Neuver
gabe des Steinbruchs gegen einen jeweils zu vereinba
renden Zins von der Gemeinde an die neuen Pächter
gleich mitverpachtet. So galt dies zum Beispiel noch
Jahrzehnte später für die Maschinen und Böcke zum
Aufladen der zentnerschweren Wuhrsteine.
Auch für die Lieferung von Schotter für die Land
strassen nutzte man die örtlichen Steinbrüche. So traf
man sich noch zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts
j eweils gegen Jahresende zu einer vorab in der Zeitung
bekannt gemachten Zeit in einem lokalen Gasthaus, wo
die Regierung schliesslich die notwendigen Arbeiten für
das nächste Jahr im Akkord vergeben konnte.
Ungefähr ab der Jahrhundertwende ist in Bezug auf den
heutigen Steinbruch Freiaberg schliesslich von mehr als
einem Steinbruch die Rede. Das Gebiet, auf welchem
Steinbruch im Altneugut,
um 1915.