Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2015) (2015)

77 
sen in den Jahren 1957, 1960, 1963, 1971 und 1983 
der «Funken» und nicht der Tropfen, der das Fass zum 
Überlaufen brachte. Darum herum gruppieren sich 
die detailtreuen Ausführungen des in den Verhand 
lungen über lange Zeit persönlich involvierten Autors. 
Schwerpunkte seiner Ausführungen, die auch die mi 
litärische Perspektive sichtbar machen, betreffen die 
Einsetzung der Waffenplatzkommission am 12. De 
zember 1989, den Abschluss des Verhandlungspro 
tokolls vom 3. November 1992 sowie schliesslich die 
zwischenstaatliche Vereinbarung über die Nutzung 
und den Betrieb des Waffenplatzes St. Luzisteig vom 
10. August 2011. In welch sorgfältiger, rücksichtsvoller 
und oft mühsamer Knochenarbeit diese Verhandlungs 
ergebnisse unter den verschiedenen betroffenen Inter 
essensgruppen erzielt worden sind, wird mit protokol 
larischer Genauigkeit belegt. Das Fazit aus 30-jähriger 
Verhandlungserfahrung lautet gleichsam geläutert: 
«Ein Verhandlungsprotokoll, Vereinbarungen und Ver 
träge sind noch kein Garant für bessere Beziehungen, 
Ergebnisse, Sicherheit und Erfolg. Was zählt, ist das 
gegenseitige Vertrauen. Vertrauen ist die Ausgangslage 
für gemeinsame Erfolge, und dies wird unter anderem 
durch Offenheit, Ehrlichkeit in der Sache, Anstand 
und Respekt erreicht.» 
Roland Marxer widmet sich in seinem Artikel den völ 
kerrechtlichen Aspekten der bilateralen Beziehungen 
im Zusammenhang mit der schwierigen Ausgangs 
lage bei den Waffenplatz-Verhandlungen. Er erinnert 
an verschiedene historische Ereignisse, welche die 
Verhandlungen ungünstig vorbelastet haben, so u. a. 
Grenzregulierungen in früheren Jahrhunderten, der 
«Tausch» des Ellhorns im Jahr 1949, Verletzungen des 
liechtensteinischen Hoheitsgebiets im Jahr 1968 und 
verschiedene durch das Militär verursachte Brände ab 
dem Jahr 1957. Interessant sind seine Ausführungen zu 
den frühen liechtensteinischen Initiativen auf Regie 
rungsebene, die 1964 begannen und schliesslich nach 
mehreren Verhandlungsrunden zum ersten Verhand 
lungsprotoll vom 17. August 1969 führten. Doch auch 
in der Folge kam es immer wieder zu grösseren Zwi 
schenfällen, die von liechtensteinischer Seite beanstan 
det wurden. Eine im Verhandlungsprotokoll von 1969 
vorgesehene Arbeitsgruppe der Brandsachverständigen 
war 1978 wieder aufgelöst worden. Ab 1983 erfolgten 
verschiedene Korrespondenzen und Besuche auf Re 
gierungsebene, wobei auf der einen Seite stets auf die 
Brandgefahr hingewiesen, auf der anderen Seite immer 
wieder Vorschläge und Zusagen gemacht wurden. An 
schaulich und als Betroffener vor Ort schildert dann 
der Autor den Tag des Waldbrands vom 5. Dezember 
1985. Die Zeit danach - die unverzüglich getroffenen 
Massnahmen, die Protestnoten und Demarchen, die 
Besuchsdiplomatie und die Aufnahme von Verhand 
lungen auf Regierungs- und Expertenebene, schliess 
lich der Abschluss der zwischenstaatlichen Verträge 
von 1992 und 2011 - schildert der Autor aus unmit 
telbarer Erfahrung und Betroffenheit: als Balzner, als 
Leiter des Amts für Auswärtige Angelegenheiten und 
als Delegationsmitglied der Waffenplatzkommission. 
Das persönliche und professionelle Engagement ist aus 
jeder Zeile zu erkennen und macht die Lektüre zum 
packenden und aufschlussreichen Leseerlebnis. 
[Andrea Willi] 
Arthur Brunhart, Max 
Leuener, Roland Marxer: 
Sankt Luzisteig. Geschichte 
und Gegenwart. Hrsg, von 
der Gesellschaft Schweiz- 
Liechtenstein. Buchs 2014. 
128 Seiten, illustriert. 
Bezugsquelle: 
Sekretariat der Gesellschaft 
Schweiz-Liechtenstein, c/o 
Treuhandbüro Walter Bösch, 
Bahnhofstr. 29, 9470 Buchs, 
Tel.+41 [0)81 750 56 10 
Fax+41 [0)81 750 56 01, 
info@schweiz-liechtenstein.li 
Arthur Brunhart 
SCHRIFTENREIHE MR
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.