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sen in den Jahren 1957, 1960, 1963, 1971 und 1983
der «Funken» und nicht der Tropfen, der das Fass zum
Überlaufen brachte. Darum herum gruppieren sich
die detailtreuen Ausführungen des in den Verhand
lungen über lange Zeit persönlich involvierten Autors.
Schwerpunkte seiner Ausführungen, die auch die mi
litärische Perspektive sichtbar machen, betreffen die
Einsetzung der Waffenplatzkommission am 12. De
zember 1989, den Abschluss des Verhandlungspro
tokolls vom 3. November 1992 sowie schliesslich die
zwischenstaatliche Vereinbarung über die Nutzung
und den Betrieb des Waffenplatzes St. Luzisteig vom
10. August 2011. In welch sorgfältiger, rücksichtsvoller
und oft mühsamer Knochenarbeit diese Verhandlungs
ergebnisse unter den verschiedenen betroffenen Inter
essensgruppen erzielt worden sind, wird mit protokol
larischer Genauigkeit belegt. Das Fazit aus 30-jähriger
Verhandlungserfahrung lautet gleichsam geläutert:
«Ein Verhandlungsprotokoll, Vereinbarungen und Ver
träge sind noch kein Garant für bessere Beziehungen,
Ergebnisse, Sicherheit und Erfolg. Was zählt, ist das
gegenseitige Vertrauen. Vertrauen ist die Ausgangslage
für gemeinsame Erfolge, und dies wird unter anderem
durch Offenheit, Ehrlichkeit in der Sache, Anstand
und Respekt erreicht.»
Roland Marxer widmet sich in seinem Artikel den völ
kerrechtlichen Aspekten der bilateralen Beziehungen
im Zusammenhang mit der schwierigen Ausgangs
lage bei den Waffenplatz-Verhandlungen. Er erinnert
an verschiedene historische Ereignisse, welche die
Verhandlungen ungünstig vorbelastet haben, so u. a.
Grenzregulierungen in früheren Jahrhunderten, der
«Tausch» des Ellhorns im Jahr 1949, Verletzungen des
liechtensteinischen Hoheitsgebiets im Jahr 1968 und
verschiedene durch das Militär verursachte Brände ab
dem Jahr 1957. Interessant sind seine Ausführungen zu
den frühen liechtensteinischen Initiativen auf Regie
rungsebene, die 1964 begannen und schliesslich nach
mehreren Verhandlungsrunden zum ersten Verhand
lungsprotoll vom 17. August 1969 führten. Doch auch
in der Folge kam es immer wieder zu grösseren Zwi
schenfällen, die von liechtensteinischer Seite beanstan
det wurden. Eine im Verhandlungsprotokoll von 1969
vorgesehene Arbeitsgruppe der Brandsachverständigen
war 1978 wieder aufgelöst worden. Ab 1983 erfolgten
verschiedene Korrespondenzen und Besuche auf Re
gierungsebene, wobei auf der einen Seite stets auf die
Brandgefahr hingewiesen, auf der anderen Seite immer
wieder Vorschläge und Zusagen gemacht wurden. An
schaulich und als Betroffener vor Ort schildert dann
der Autor den Tag des Waldbrands vom 5. Dezember
1985. Die Zeit danach - die unverzüglich getroffenen
Massnahmen, die Protestnoten und Demarchen, die
Besuchsdiplomatie und die Aufnahme von Verhand
lungen auf Regierungs- und Expertenebene, schliess
lich der Abschluss der zwischenstaatlichen Verträge
von 1992 und 2011 - schildert der Autor aus unmit
telbarer Erfahrung und Betroffenheit: als Balzner, als
Leiter des Amts für Auswärtige Angelegenheiten und
als Delegationsmitglied der Waffenplatzkommission.
Das persönliche und professionelle Engagement ist aus
jeder Zeile zu erkennen und macht die Lektüre zum
packenden und aufschlussreichen Leseerlebnis.
[Andrea Willi]
Arthur Brunhart, Max
Leuener, Roland Marxer:
Sankt Luzisteig. Geschichte
und Gegenwart. Hrsg, von
der Gesellschaft Schweiz-
Liechtenstein. Buchs 2014.
128 Seiten, illustriert.
Bezugsquelle:
Sekretariat der Gesellschaft
Schweiz-Liechtenstein, c/o
Treuhandbüro Walter Bösch,
Bahnhofstr. 29, 9470 Buchs,
Tel.+41 [0)81 750 56 10
Fax+41 [0)81 750 56 01,
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Arthur Brunhart
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