Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2015) (2015)

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Rezension 
Arthur Brunhart, Max Leuener, Roland Marxer: 
«Sankt Luzisteig. Geschichte und Gegenwart» 
Die jüngste Publikation in der Schriftenreihe der Ge 
sellschaft Schweiz-Liechtenstein ist einer Grenzregion 
zwischen der Schweiz und Liechtenstein gewidmet, 
die seit Jahrhunderten von grosser geopolitischer und 
strategischer Bedeutung und zusätzlich von ausneh 
mender landschaftlicher Schönheit geprägt ist. Es 
geht um die St. Luzisteig und die umhegende Region, 
insbesondere um die Gemeinden Balzers und Fläsch 
sowie die Stadt Maienfeld. Drei Experten beleuchten die 
Ereignisse rund um diesen in jeder Hinsicht attraktiven 
Landstrich aus historischer, militärgeschichtlicher 
und völkerrechtlicher Perspektive. Arthur Brunhart, 
Historiker und Vorsteher der Gemeinde Balzers, Max 
Leuener, Stadtpräsident von Maienfeld, und Roland 
Marxer, ehemaliger Leiter des liechtensteinischen 
Amts für Auswärtige Angelegenheiten, haben sich 
dieser Aufgabe in fesselnden und fundierten Artikeln 
angenommen. 
Arthur Brunhart erkundet in einem historisch-heimat 
kundlichen Spaziergang rund um den Fläscherberg Be 
gebenheiten zwischen den Menschen, Ländern, Städten 
und Gemeinden diesseits und jenseits der St. Luzisteig, 
die weit zurück liegen. Wir erfahren, dass sich die Ge 
schichte des Passübergangs zurückverfolgen lässt bis in 
die Jungsteinzeit, dass schon im Jahr 375 nach Chris 
tus der Pass als bedeutende Verbindung zwischen Mai 
land und Bregenz erwähnt wird und dass über die Alp 
Lida in den Kriegsjahren um 1917 Schmugglerwege 
von Liechtenstein in die Schweiz führten. Im nächsten 
Abschnitt wird die Geschichte der Gemeinde Balzers 
Umrissen und es wird auch an Balzner Persönlichkeiten 
erinnert, so an den Wirt zur Post, Johann Ulrich Steger, 
der seinen Gästen anno 1789 damit imponierte, dass 
er «sehr fertig Latein» sprach. Es geht dann weiter mit 
der Herrschaftsbildung und dem weichenstellenden 
Verkauf der Herrschaft Maienfeld an die Drei Bünde 
im Jahr 1509; es folgt die spannende Schilderung der 
«Bündner Wirren» und der politischen Grenzziehun 
gen zwischen Liechtenstein und Graubünden im 17., 
18. und 19. Jahrhundert mit einer Reminiszenz an 
den sagenhaften «Starken Jörg», der den Grenzstein 
unter Einsatz seines Lebens zwischen Balzers und der 
St. Luzisteig abstellte. Wissenswertes lesen wir über das 
Fuhrwesen und die Verkehrsverbindungen der letzten 
Jahrhunderte und auch über nicht realisierte Pläne, so 
zum Beispiel, dass es im frühen 20. Jahrhundert ein 
Projekt der Rhätischen Bahn gegeben hat, zwischen 
Landquart und Schaan eine Bahnlinie zu errichten, die 
dem Rhein entlang um das Ellhorn durch Liechtenstein 
bis zum Anschluss an die österreichische Arlbergbahn 
in Schaan geführt hätte! War das Projekt zu visionär? 
Möchte man heute mit leisem Bedauern fragen ... Das 
hat Maienfeld, das 1346 erstmals als Stadt bezeichnet 
wird und seit 1858 Anschluss an das Eisenbahnnetz 
hat, anders gemacht! Der Ausflug in die Vergangen 
heit unter kundiger Führung des Historikers endet mit 
einer sanften Landung in der Gegenwart, nämlich mit 
einem Abstecher nach Bovel, Rofels und Guscha und 
mit einer Einkehr im lieblichen Weindorf Fläsch, das in 
Würdigung seiner hervorragenden Ortsbildplanung im 
Jahr 2010 den Wakkerpreis erhalten hat. 
Im militärgeschichtlichen Beitrag von Max Leuener 
wird der Zusammenhang zwischen Verkehrslinien und 
militärischem Interesse aufgezeigt. Bei den grossen 
Auseinandersetzungen der europäischen Geschichte 
spielte die Nord-Süd-Achse, die bis zum 19. Jahrhun 
dert insbesondere über die St. Luzisteig führte, immer 
eine zentrale Rolle. Vor diesem Hintergrund wird die 
historische Bedeutung von Pass und Befestigungsan 
lage St. Luzisteig, ausgehend vom Mittelalter bis zum 
Durchmarsch der Armee Suworows im Jahr 1799, re 
kapituliert. Ein Überblick über die Entstehung, Ent 
wicklung und Bedeutung der aktuellen Festungsanlage 
St. Luzisteig seit 1831 bis in das Jahr 2010 bereitet das 
Terrain vor für die engagierte und kenntnisreiche Schil 
derung von Auftrag und Ausführung der Aufgaben der 
Waffenplatzkommission Schweiz-Liechtenstein. Zen 
traler und alles beschleunigender Ausgangspunkt der 
zwischenstaatlichen Verhandlungen um den Waffen 
platz St. Luzisteig, die schon seit den 1960er Jahren 
im Gang waren, war der durch das Militär verursachte 
und für die Gemeinde Balzers äusserst bedrohliche 
und gefährliche Waldbrand vom 5. Dezember 1985. 
Er war, nach zahlreichen früheren Brandvorkommnis-
	        

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