Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2015) (2015)

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Du arbeitest ja nicht nur für dich in deinem Atelier 
oder deiner Werkstatt, sondern zu arbeitest ja auch 
für Leute, die dein Schaffen betrachten. Du hast ein 
Gegenüber, gerade in den Ausstellungen. Wie hast du 
das erlebt? 
Am Anfang stand ein grosses Herzklopfen. Kommt 
meine Arbeit überhaupt an? Wie wird sie aufgenom 
men? Mittlerweise habe ich im Land schon zweimal 
im Domus [in Schaan] und einmal im Küefer-Martis- 
Huus [in Ruggell] ausgestellt und jeweils mindestens 
ein Drittel der Objekte verkauft. Die Preise dürfen 
natürlich nicht horrend sein und müssen im Rahmen 
bleiben. 
Und zur Zeit habe ich eine breit angelegte Ausstellung 
mit dem Titel «Holzweg» im Alten Pfarrhof in Balzers. 
Du willst auch Wirkung erzielen? 
Mich freut es vor allem, wenn eine Arbeit in der Regi 
on bleibt. Da habe ich schon allerhand erlebt. Einmal 
kam ein Amerikaner, er war Marineoffizier und für 
ein NATO-Manöver in Hamburg stationiert. In seiner 
Freizeit machte er einen Europatrip. Ich hatte damals 
gerade im Engländerbau eine Ausstellung, unter an 
derem einen Wurzelstock «Der Föhn». Der Mann sah 
ihn und fragte nach dem Künstler. Er sprach kein Wort 
deutsch und ich nicht englisch. Mit der Hilfe meiner 
Tochter konnten wir uns verständigen. Es hat sich he 
rausgestellt, dass er die Figur unbedingt kaufen und 
sie mit in einem U-Boot nach Hause nehmen wolle. 
Ich habe verkauft, was ich heute nicht mehr machen 
würde. 
Einmal kam die Polizei. Es war nach dem Papstbesuch 
in Liechtenstein. Sie möchten dem Papst ein Geschenk 
bringen. Sie seien eingeladen worden. Sie haben ihm 
dann eine kleine Madonna mitgebracht. Wahrschein 
lich ruht sie irgendwo auf einer «Dele» im Vatikan! 
Ein anderes Mal sah eine Frau eine Eule, die ich in 
Schaan ausgestellt hatte. Die Frau kam aus Zürich, 
besass jedoch eine Finca auf Mallorca. Dahin wollte 
sie die Eule mitnehmen. Eine andere Frau wollte die 
Eule ebenfalls. Ich habe sie der Frau gegeben, die zu 
erst gefragt hatte. Sie bestellte einen zweiten Platz im 
Flieger und nahm die Eule neben sich auf diesen Platz, 
damit sie nicht im Frachtraum fliegen musste. Das be 
eindruckt mich dann schon. 
Wie wirst du heute kontaktiert? Bist du auch im Inter 
net erreichbar? 
Irgendwie ist das fast wie ein Wahnsinn. Da bekomme 
ich Einladungen von Galeristen in Wien, dann in New 
York. Aber es stimmt schon, da kommen auch schöne 
Angebote! Ich gebe sie dann meinem Sohn zum Über 
setzen. «Dear Anton», heisst es dann, sie würden mich 
gerne einladen, meine Arbeiten zu präsentieren. Aber 
wo käme ich da hin! Auch eine Galeristin in Wien lädt 
mich immer wieder ein. Ich war einmal in Innsbruck 
in einer Galerie. Es sollten meine Arbeiten anlässlich 
der «Innsbrucker Messe» ausgestellt werden. Da sagte 
ich dann zu. Ich habe allerdings nichts verkauft, trotz 
der vielen Besucher. Das war ja auch mehr eine Show. 
Allerdings war ich dadurch eben doch einmal dabei. 
Bleibt zum Schluss immer noch die Frage: Was willst 
du mit deiner Kunst? 
Natürlich wünscht man sich eine Anerkennung für 
das, was man macht. Das gibt eine gewisse Genug 
tuung. In erster Linie ist es aber für mich eine tolle 
Beschäftigung in meinem Pensionistendasein, der ich 
dank meiner Gesundheit nachgehen kann. Und solange 
ich mag, werde ich weitermachen. 
Da bleibt nur zu hoffen, dass du noch lange «magst».
	        

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