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Kulturen, andere Leute. Zum Beispiel in Amerika, eine
andere Welt, oder in England, Norwegen, Marokko
oder auf Kreuzfahrten. Wir sind herumgegangen, nie
nur auf dem Schiff geblieben. Wir haben uns interes
siert, sind gleich mit einem Taxi hinein ins Getümmel.
In Malaga etwa haben mich die schönen Skulpturen
überall in der Stadt sehr beeindruckt. Auch Wien mit
der Albertina und Prag waren für mich sehr lehrreich.
Ist dir der Trend zum Abstrahieren, zu «weniger
Details» nie gelegen?
Ich war schon von jeher immer für das Detail. Das
Abstrahieren ist heute vielleicht eine Zeiterschei
nung. Es muss alles schneller gehen, alles reduziert
werden auf ein Minimum, und doch so viel wie mög
lich aussagen. Möglichst viel auszusagen ist wohl das
Ziel von allen, die etwas darstellen wollen. Das mit
möglichst wenig Details zu tun, oder gar beides zu
vereinigen, ist sehr schwierig. Das ist vielleicht in
ffolz, Stahl oder Stein wieder etwas anders. Dem
Naturwuchs verzeihst du alles, jeden Fehler oder
Makel, ffolz ist eben Natur. Bei Stahl oder ähnlichen
Materialien sollte aber kein Fehler oder Schlag zum
Beispiel in einer schönen Fläche sein. Das ist dann
nicht Natur, sondern «schluderig». Beim ffolz liegt es
darum näher, ins Detail zu gehen. Bei Metall operiert
man eher mit Flächen und grossen Formen.
Damit wären wir bei der Frage, warum du sozusagen
wieder beim Metall gelandet bist.
Grundsätzlich war meine Devise immer, dass ich nicht
mein Lebtag lang das Gleiche machen muss. Da und
dort ein bisschen schnuppern. Dazu kam, dass es vom
Beruf her naheliegend war, mich mit Metall «herum
zuschlagen». Metallverarbeitung ist heute einfacher
geworden, vorausgesetzt, man kann zeichnen. Du
machst eine Zeichnung, lässt das Metall zuschneiden
und kannst dann etwas gestalten ohne grosse Werkstatt
einrichtung. Das kommt mir natürlich sehr entgegen.
Ich mache ein Modell, um zu prüfen, ob die Dimen
sionen stimmen, bevor ich es zuschneiden lasse. Das
ist einfacher geworden mit den heutigen NC-gesteu-
erten Einrichtungen. Ich möchte, solange ich gesund
bin, etwas schaffen, das länger Bestand hat, etwas, das
ich im Freien stehen lassen kann, ffolz ist nach ein paar
Jahren kaputt. Wind und Wetter setzt diesem Material
zu. Ich möchte künftig vermehrt «beständige» Werke
in Angriff nehmen, aus Metall etwas Neues entstehen
lassen, ffeute mit den rostfreien Materialien ist das
eine andere Welt, verglichen mit früheren Arbeiten
mit Normalstahl. Das Schöne dabei ist, dass ich etwas
machen kann, das Bestand hat. Wenn es sein muss, hält
das dann hundert Jahre und mehr.
Eine lapidare Frage: Handwerk, Kunsthandwerk, der
«besondere» Blick? Was macht es aus?
Das muss ineinander greifen. Es braucht Erfahrung, es
braucht das Sehen, die Vorstellungskraft, was immer
man macht. Aber das Handwerk muss man auch be
herrschen. Ich möchte sagen, ich würde mich nicht an
diese neuen Arbeiten wagen, wenn ich noch nie Be
rührung mit Metall gehabt hätte. Ich kann schweissen.
Die Einrichtungen habe ich noch. Es macht Spass!
Einfach wieder etwas anderes.
Die Versuchung ist wahrscheinlich gross, wenn jemand
Erfolg dabei hat, diesen Erfolg zu perpetuieren. Wenn
die Leute sagen, das ist gut und schön und gefällt...
Ich möchte nicht sagen, dass das richtig wäre. Nein,
das will ich nicht! Ich muss ja nicht davon leben. Wenn
man davon leben müsste, würde es anders aussehen.
Es macht mir einfach Freude. Aber immer das Glei
che zu machen, immer nur Holz, da wird es für mich
eintönig. Der Schritt vom Zeichenbrett zum Holz war
gegeben. Beim Metall muss ich technisch ein bisschen
mehr vordenken. Holzbearbeitung ist einfacher. Wenn
in Holz etwas nicht gelingt, kann ich die Arbeit ins
Cheminée werfen!