Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2015) (2015)

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Kulturen, andere Leute. Zum Beispiel in Amerika, eine 
andere Welt, oder in England, Norwegen, Marokko 
oder auf Kreuzfahrten. Wir sind herumgegangen, nie 
nur auf dem Schiff geblieben. Wir haben uns interes 
siert, sind gleich mit einem Taxi hinein ins Getümmel. 
In Malaga etwa haben mich die schönen Skulpturen 
überall in der Stadt sehr beeindruckt. Auch Wien mit 
der Albertina und Prag waren für mich sehr lehrreich. 
Ist dir der Trend zum Abstrahieren, zu «weniger 
Details» nie gelegen? 
Ich war schon von jeher immer für das Detail. Das 
Abstrahieren ist heute vielleicht eine Zeiterschei 
nung. Es muss alles schneller gehen, alles reduziert 
werden auf ein Minimum, und doch so viel wie mög 
lich aussagen. Möglichst viel auszusagen ist wohl das 
Ziel von allen, die etwas darstellen wollen. Das mit 
möglichst wenig Details zu tun, oder gar beides zu 
vereinigen, ist sehr schwierig. Das ist vielleicht in 
ffolz, Stahl oder Stein wieder etwas anders. Dem 
Naturwuchs verzeihst du alles, jeden Fehler oder 
Makel, ffolz ist eben Natur. Bei Stahl oder ähnlichen 
Materialien sollte aber kein Fehler oder Schlag zum 
Beispiel in einer schönen Fläche sein. Das ist dann 
nicht Natur, sondern «schluderig». Beim ffolz liegt es 
darum näher, ins Detail zu gehen. Bei Metall operiert 
man eher mit Flächen und grossen Formen. 
Damit wären wir bei der Frage, warum du sozusagen 
wieder beim Metall gelandet bist. 
Grundsätzlich war meine Devise immer, dass ich nicht 
mein Lebtag lang das Gleiche machen muss. Da und 
dort ein bisschen schnuppern. Dazu kam, dass es vom 
Beruf her naheliegend war, mich mit Metall «herum 
zuschlagen». Metallverarbeitung ist heute einfacher 
geworden, vorausgesetzt, man kann zeichnen. Du 
machst eine Zeichnung, lässt das Metall zuschneiden 
und kannst dann etwas gestalten ohne grosse Werkstatt 
einrichtung. Das kommt mir natürlich sehr entgegen. 
Ich mache ein Modell, um zu prüfen, ob die Dimen 
sionen stimmen, bevor ich es zuschneiden lasse. Das 
ist einfacher geworden mit den heutigen NC-gesteu- 
erten Einrichtungen. Ich möchte, solange ich gesund 
bin, etwas schaffen, das länger Bestand hat, etwas, das 
ich im Freien stehen lassen kann, ffolz ist nach ein paar 
Jahren kaputt. Wind und Wetter setzt diesem Material 
zu. Ich möchte künftig vermehrt «beständige» Werke 
in Angriff nehmen, aus Metall etwas Neues entstehen 
lassen, ffeute mit den rostfreien Materialien ist das 
eine andere Welt, verglichen mit früheren Arbeiten 
mit Normalstahl. Das Schöne dabei ist, dass ich etwas 
machen kann, das Bestand hat. Wenn es sein muss, hält 
das dann hundert Jahre und mehr. 
Eine lapidare Frage: Handwerk, Kunsthandwerk, der 
«besondere» Blick? Was macht es aus? 
Das muss ineinander greifen. Es braucht Erfahrung, es 
braucht das Sehen, die Vorstellungskraft, was immer 
man macht. Aber das Handwerk muss man auch be 
herrschen. Ich möchte sagen, ich würde mich nicht an 
diese neuen Arbeiten wagen, wenn ich noch nie Be 
rührung mit Metall gehabt hätte. Ich kann schweissen. 
Die Einrichtungen habe ich noch. Es macht Spass! 
Einfach wieder etwas anderes. 
Die Versuchung ist wahrscheinlich gross, wenn jemand 
Erfolg dabei hat, diesen Erfolg zu perpetuieren. Wenn 
die Leute sagen, das ist gut und schön und gefällt... 
Ich möchte nicht sagen, dass das richtig wäre. Nein, 
das will ich nicht! Ich muss ja nicht davon leben. Wenn 
man davon leben müsste, würde es anders aussehen. 
Es macht mir einfach Freude. Aber immer das Glei 
che zu machen, immer nur Holz, da wird es für mich 
eintönig. Der Schritt vom Zeichenbrett zum Holz war 
gegeben. Beim Metall muss ich technisch ein bisschen 
mehr vordenken. Holzbearbeitung ist einfacher. Wenn 
in Holz etwas nicht gelingt, kann ich die Arbeit ins 
Cheminée werfen!
	        

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