Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2015) (2015)

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Warum gerade Wurzeln? Ich war Metaller von Beruf 
und hatte über vierzig Jahre mit Metall zu tun. Das 
Beobachten von Wurzeln war eine Freizeitbeschäfti 
gung. Ich bin viel in die Berge gegangen, hatte gute 
Wanderkollegen. Wir sind auch geklettert. Immer 
wieder haben wir wunderschöne natürliche Skulptu 
ren gesehen. Schon als Lehrling habe ich das Wirken 
von Rudolf Schaedler verfolgt, seine Ausstellungen be 
sucht. Das war für mich eine treibende Kraft in Sinne 
von «das wäre doch was!». Geformt habe ich immer 
schon gerne, in der Schule und zuhause. Es war wie ein 
stetiger Drang zu gestalten. 
Was spielte die Schule für eine Rolle? Hattest du in 
der Schule Lehrer, die einen Einfluss auf dich gehabt 
haben? 
Die Lehrer Josef Kind und Willy Marxer haben uns 
schon gefördert. Vor allem Lehrer Kind hat uns unter 
stützt, sobald er bei einem Schüler ein besonderes 
Talent erkannt hatte. Einmal gab er uns beispielsweise 
die Rechenaufgabe, den Inhalt aller Brunnen in Balzers 
zu errechnen. Vorher hatten wir Kubusberechnungen 
durchgenommen. Dann sind wir los und haben gemes 
sen, beim achteckigen Brücklebrunnen und anderen. 
Es war anspruchsvoll, aber es spornte unseren Ehrgeiz 
an. Da waren wir den Realschülern sogar voraus. 
Der Anreiz und meine weitere Entwicklung gehen da 
rauf zurück: In der Freizeit etwas zu machen. In der 
Natur habe ich mich immer schon gerne aufgehalten 
und habe viel beobachtet, immer auch irgendwie mit 
dem Wirken Rudolf Schaedlers im Hinterkopf. Der 
Impuls, «das möchte ich auch können», war immer da. 
Mittlerweile beschäftige ich mich nun ungefähr 35 
Jahre mit Holzskulpturen. 
Man möchte in der Freizeit ja nicht das Gleiche machen 
wie im Beruf. 
Genau, gerade der Gegensatz von Holz und Metall hat 
mich ungemein fasziniert. Metall ist eine tote Materie, 
Industrie. Hingegen Holz lebt, ist ein warmer, freund 
licher Werkstoff. Holz fasziniert, sei es in der Natur, 
als fertiges Möbelstück oder im täglichen Gebrauch. 
Ohne Holz wären wir arm. Besonders gefiel mir «miss 
gewachsenes» Gehölz als Gegensatz zum Alltag, wo 
alles perfekt sein musste, seinen bestimmten Platz hatte. 
Dazu kommt, dass viele Jahre meines beruflichen 
Alltags geprägt waren von genauen Massen, Zehntel 
millimetern oder Hundertstelmillimetern. Die Genau 
igkeit war geradezu ein Muss. Und die Freiheit, ohne 
Schublehre und ohne Micrometer, ohne Fertigungs 
vorschriften usw. dann einfach nur noch mit blossem 
Augenmass in meiner Freizeit «gestalten» zu können, 
war für mich entscheidend. 
Deine berufliche Ausbildung und spätere Tätigkeit 
war also sozusagen «metallgeprägt»? 
Ich habe in der Metallbau AG Balzers [MEBA] Kon 
struktionsschlosser gelernt. Ziemlich rasch nach der 
Lehre habe ich in die Balzers AG gewechselt. Schon 
bald danach haben wir die Werkstatt in Trübbach mit 
neuzeitlichen Maschinen eingerichtet. Dann ging es 
richtig los mit Blecharbeiten in der Schlosserei. Das 
ging so sieben, acht Jahre, und dann hiess es, «mach 
Weiterbildungen». Ich habe REFA-Kurse gemacht, kam 
für ein paar Jahre in die Arbeitsvorbereitung. Danach 
in die Vorkalkulation, wo ich mit sehr anspruchsvollen 
Aufgaben betraut wurde. Wir mussten für Kunden 
spezielle Kostenberechnungen erstellen. Kam dann 
positiver Bescheid, wurde ich beauftragt zu detaillie 
ren, was hiess, dass von der grossen Kundenzeichnung 
weg für die Werkstatt jede Position herausgezeichnet 
werden musste. Da kam dann das Zeichnen ins Spiel. 
Ich musste oft sehr anspruchsvolle Zeichnungen für 
die Werkstatt machen mit Massangaben und allem 
Drum und Dran, dann mit dem Kunden absprechen.
	        

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