58
Warum gerade Wurzeln? Ich war Metaller von Beruf
und hatte über vierzig Jahre mit Metall zu tun. Das
Beobachten von Wurzeln war eine Freizeitbeschäfti
gung. Ich bin viel in die Berge gegangen, hatte gute
Wanderkollegen. Wir sind auch geklettert. Immer
wieder haben wir wunderschöne natürliche Skulptu
ren gesehen. Schon als Lehrling habe ich das Wirken
von Rudolf Schaedler verfolgt, seine Ausstellungen be
sucht. Das war für mich eine treibende Kraft in Sinne
von «das wäre doch was!». Geformt habe ich immer
schon gerne, in der Schule und zuhause. Es war wie ein
stetiger Drang zu gestalten.
Was spielte die Schule für eine Rolle? Hattest du in
der Schule Lehrer, die einen Einfluss auf dich gehabt
haben?
Die Lehrer Josef Kind und Willy Marxer haben uns
schon gefördert. Vor allem Lehrer Kind hat uns unter
stützt, sobald er bei einem Schüler ein besonderes
Talent erkannt hatte. Einmal gab er uns beispielsweise
die Rechenaufgabe, den Inhalt aller Brunnen in Balzers
zu errechnen. Vorher hatten wir Kubusberechnungen
durchgenommen. Dann sind wir los und haben gemes
sen, beim achteckigen Brücklebrunnen und anderen.
Es war anspruchsvoll, aber es spornte unseren Ehrgeiz
an. Da waren wir den Realschülern sogar voraus.
Der Anreiz und meine weitere Entwicklung gehen da
rauf zurück: In der Freizeit etwas zu machen. In der
Natur habe ich mich immer schon gerne aufgehalten
und habe viel beobachtet, immer auch irgendwie mit
dem Wirken Rudolf Schaedlers im Hinterkopf. Der
Impuls, «das möchte ich auch können», war immer da.
Mittlerweile beschäftige ich mich nun ungefähr 35
Jahre mit Holzskulpturen.
Man möchte in der Freizeit ja nicht das Gleiche machen
wie im Beruf.
Genau, gerade der Gegensatz von Holz und Metall hat
mich ungemein fasziniert. Metall ist eine tote Materie,
Industrie. Hingegen Holz lebt, ist ein warmer, freund
licher Werkstoff. Holz fasziniert, sei es in der Natur,
als fertiges Möbelstück oder im täglichen Gebrauch.
Ohne Holz wären wir arm. Besonders gefiel mir «miss
gewachsenes» Gehölz als Gegensatz zum Alltag, wo
alles perfekt sein musste, seinen bestimmten Platz hatte.
Dazu kommt, dass viele Jahre meines beruflichen
Alltags geprägt waren von genauen Massen, Zehntel
millimetern oder Hundertstelmillimetern. Die Genau
igkeit war geradezu ein Muss. Und die Freiheit, ohne
Schublehre und ohne Micrometer, ohne Fertigungs
vorschriften usw. dann einfach nur noch mit blossem
Augenmass in meiner Freizeit «gestalten» zu können,
war für mich entscheidend.
Deine berufliche Ausbildung und spätere Tätigkeit
war also sozusagen «metallgeprägt»?
Ich habe in der Metallbau AG Balzers [MEBA] Kon
struktionsschlosser gelernt. Ziemlich rasch nach der
Lehre habe ich in die Balzers AG gewechselt. Schon
bald danach haben wir die Werkstatt in Trübbach mit
neuzeitlichen Maschinen eingerichtet. Dann ging es
richtig los mit Blecharbeiten in der Schlosserei. Das
ging so sieben, acht Jahre, und dann hiess es, «mach
Weiterbildungen». Ich habe REFA-Kurse gemacht, kam
für ein paar Jahre in die Arbeitsvorbereitung. Danach
in die Vorkalkulation, wo ich mit sehr anspruchsvollen
Aufgaben betraut wurde. Wir mussten für Kunden
spezielle Kostenberechnungen erstellen. Kam dann
positiver Bescheid, wurde ich beauftragt zu detaillie
ren, was hiess, dass von der grossen Kundenzeichnung
weg für die Werkstatt jede Position herausgezeichnet
werden musste. Da kam dann das Zeichnen ins Spiel.
Ich musste oft sehr anspruchsvolle Zeichnungen für
die Werkstatt machen mit Massangaben und allem
Drum und Dran, dann mit dem Kunden absprechen.