Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2015) (2015)

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Älteste Ansicht der Benedikti 
nerabtei Pfäfers [Fabaria] vor 
ihrer Verlegung nach Norden 
ab 1688. 
<Magia> auf dem Gebiet von Balzers befunden haben 
könnte. Die Historiografie nahm lange Zeit an, dass es 
sich bei Magia um Maienfeld GR handele, doch fehlen 
hier römische Funde. Uber Lage und Schicksal der im 
churrätischen Reichsgutsurbar von 842/843 genannten 
Herrenhöfe Palazoles und Meilis ist nichts bekannt.» 
Die bisherige Sprachforschung nimmt an, dass Magia 
vom gallischen Wort magos herrührt, was Feld bedeutet. 
Nach der Zurückdrängung der romanischen Sprache 
nach Süden bildete sich die Bezeichnung Maginvelt 
und ähnlich, wie wir sie erstmals 1282 urkundlich 
bezeugt finden, im Sinne einer Kollektivbildung des 
gallischen Wortes magos «Feld» zusammen mit der 
deutschen Übersetzung. 11 
Paul Vogt wie auch der von ihm auf Seite 15 seines Auf 
satzes zitierte Georg Malin stellen Identität zwischen 
Magia und Balzers beziehungsweise Palazoles her. Die 
einzige Begründung für die angebliche Identität der 
beiden Orte ist nach Auffassung von Vogt und Malin 
der Umstand, dass in Balzers im Gegensatz zu Maien 
feld «schon viele Funde aus der Römerzeit gemacht» 
worden seien. Auch Cornelia Herrmann schliesst sich 
dieser Begründung zu ihrer Sicht an. Die Feststellung 
stützt sich einzig auf den Umstand, dass die Archäo 
logie in Maienfeld ausserordentlich im Rückstand ist. 
Doch kann allein mit archäologischem Fundgut über 
die altersmässige Stellung von Maienfeld und Balzers 
in der Spätantike noch keine hinreichende Aussage ge 
macht werden. Auch von der Herleitung von Palazoles 
aus lateinisch Palatium [Palast, Königshof) bzw. Pala- 
tiolum [kleine Pfalz) allein kann noch nicht auf eine 
Identifikation von Balzers mit Magia geschlossen wer 
den, wie dies das Liechtensteiner Namenbuch tut. 12 
Schwerer wiegt, dass zwischen Magia und Palazoles 
[oder ähnlich) linguistisch kein Zusammenhang her 
gestellt werden kann. Das Gleiche gilt auch für einen 
linguistischen Zusammenhang mit Balzers für die 
Ortsbezeichnung Lupinis oder ähnlich, wie wir sie 
etwa vom 9. bis gegen das Ende des 13. Jahrhunderts 
in den Quellen für Maienfeld vorfinden. 13 
Die Machtverteilung und damit auch die Ver 
kehrsführung in unserem Raum lässt sich sehr gut an 
der kirchlichen Organisation ablesen. So erfahren wir 
aus dem Reichsgutsurbar: Est ihi [bei der Curtis Lupinis, 
das heisst: in Maienfeld) ecclesia cum decima de ipsa 
villa et de villa Flasce cum titulo sancti Lucii. St. Aman 
dus in Maienfeld war somit zehntberechtigte Pfarr 
kirche, die auch den Zehnten von Fläsch mitsamt der 
nicht zehntberechtigten St. Luziuskirche einzog. 14 
St. Luzius war vorerst Kirche von Fläsch und gab dem 
Übergang über die St. Luzisteig zusätzliche Bedeu 
tung, auch für die Reichsstrasse Bregenz-Maienfeld- 
Chur. 
Die Curtis Lupinis [Maienfeld) zeichnet sich im 
Reichsgutsurbar durch aussergewöhnlichen Reichtum 
aus. Und was für die Verkehrsführung von besonderer 
Bedeutung ist, so vernehmen wir: Census de navibus 
redditur ihi. Das bedeutet, dass die Gebühr für die Be 
nützung der Fähren, welche am Ostufer des Rheins bei 
Maienfeld und am Westufer bei der Curtis Naualis bei 
Ragaz anlegten, von Maienfeld eingezogen wurde. 15 
Ausser den Benützern der Reichsstrasse Vindonissa- 
Zürichsee-Chur war auch der Abt von Pfäfers zur Be 
treuung seiner umfangreichen Güter und zahlreichen 
Kirchen auf der Ostseite des Rheins auf diese Fähren 
angewiesen.
	        

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