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Es ist dies zugleich der südlichste Standort dieser Art
im Land. Sie wird weltweit als gefährdet bezeichnet
und wurde deshalb in die entsprechenden Schutzbe
stimmungen der Europäischen Union aufgenommen,
und ihr Lebensraum gilt als «von gemeinschaftlicher
Bedeutung». Das Alpenrheintal trägt eine grosse Ver
antwortung für den Schutz dieser Art. Im Zuge der
dreijährigen intensiven botanischen Untersuchung
konnten insgesamt 451 Gefässpflanzenarten im Gebiet
festgestellt werden. Darunter finden sich 25 Arten mit
ausgewiesenem Gefährdungsstatus für Liechtenstein.
Durchgängige Streuewiesen im Entamoos, Aufnahme aus dem
Europäischen Naturschutzjahr 1970.
Dichterer Waldbestand mit Föhren und Birken im Entamoos, in
der Krautschicht mit der prägenden Hirschwurz. Foto aus dem
Europäischen Naturschutzjahr 1970.
Eine weniger bekannte Tierwelt
Die Tierwelt des Gebiets ist nur in Teilen erforscht.
Es wurden in einer Brutvogelkartierung des Jahres
2003 von Georg Willi 35 Arten festgestellt, darunter
der Gartenbaumläufer, der Graureiher, der Grün- und
Kleinspecht, der Kernbeisser, die Schwanzmeise und
die Waldohreule. Auch die Heuschrecken wurden
von Madeleine Denoth-Hasler beprobt und 18 Arten
festgestellt, eine davon steht auf den Roten Listen der
gefährdeten Arten in der Schweiz. Dass es in Streue
gebieten mehr «kreucht und fleucht» als in intensiv
genutzten Wiesen, versteht sich von selbst. Hierzu
gehören viele Insektenarten, die Heuschrecken, aber
auch die Tagfalter. Hier gelang der Nachweis des
Dunklen Ameisenbläulings, der in der Schweiz als
stark gefährdet gilt.
Aktuelle Gefährdungen durch massiven
Stickstoffeintrag
39 Gefässpflanzenarten, die Heinrich Seitter anfangs
der 1970er Jahre noch kartierte, fanden wir bei der
neuerlichen Kartierung nicht mehr. Ebenso sind einige
Massenblühaspekte wie derjenige der Hirschwurz
verschwunden, und diese standorttypische Pflanze
kommt j etzt nur mehr vereinzelt im Gebiet vor. Was
ist hier geschehen? Kurz gesagt: Die Vielfalt erstickt!
Wie von Geisterhand verschwinden Arten aus den
feuchtgebieten und Blumenwiesen. Es ist schon lange
bekannt, dass in Wiesen, die viel Gülle bekommen
und mehrmals im Jahr gemäht werden, nur mehr
wenige Pflanzenarten wachsen. Blumenwiesen, die
hingegen nur ein- bis zweimal geschnitten und nicht
gedüngt werden, haben eine bunte Vielfalt.
Auch im Bereich «Fora-Entamoos» haben wir einen
direkten Nährstoffeintrag aus angrenzenden intensiv
genutzten Wiesen und Äckern, der in die schutzwür
digen Flächen hineingelangt. Gemäss benachbarter
Schweizer Naturschutzgesetzgebung müssen die be
deutenden geschützten Biotope mit einer ausreichen
den Pufferzone deswegen umgeben sein. Dies gilt
leider nicht für Liechtenstein [vgl. Abb. auf Seite 39
unten).
Wir stellen nun inmitten schützenswerter Flächen
auch ohne direkten Gülleeinfluss starke Verände
rungen fest. Woher dies? Auch unser Land wird