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flutrinnen. Dagegen wirken die eingeschobenen Linsen
feiner Ablagerungen, zum Beispiel der ehemaligen
Altarme und der Hinterwasserbereiche, stauend. Diese
Verzahnungen können - zusammen mit dem Hang
druck des seitlichen Wassers - den Grundwasserkörper
lokal zum Aufquellen zwingen.
Bis in die frühen 1960er Jahre funktionierte noch dieses
Giessgangsystem mit den Grundwasserquellen. Es floss
dann jeweils aus diesen Siphons langsam ab. Um weite
re Rheinbetterhöhungen zu verhindern, wurden ab den
1950er Jahren bis 1971 Kiesbaggerungen im Rheinbett
vorgenommen. Das führte zu einer massiven Sohlen
absenkung von mehr als vier Metern. Dadurch wurde
auch das umgebende Grundwasser mit abgesenkt
und es versiegten allmählich die Giessgänge. Ende der
1980er Jahre war mindestens die Hälfte aller Fliessge
wässer des liechtensteinischen Talraums dauernd oder
periodisch trocken gefallen.
Wir haben damit diesen besonderen Biotop-Typ des
Giessens verloren. Er konnte auch mit den späteren
Wiederbewässerungen mit Rheinwasser nicht wieder
hergestellt werden, da nun das Wasser durch die
direkte Einleitung schnell abfliesst und die Wasser
qualität derjenigen des abgezapften Rheinwassers
entspricht. Der Altabach wurde seinerseits mit dem
Binnenkanalbau in den 1930er Jahre abgehängt und
trocknete in den nächsten Jahrzehnten aus. Seit
seiner Wiederbewässerung im Jahr 1998 besitzt er
wieder eine Wasserführung. Von vielen der bisheri
gen regionalen Giessgangsysteme sind allerdings nur
mehr die einst bachbegleitenden Gehölzstrukturen
übrig geblieben. Mit diesen Schilderungen sind einige
der wichtigen naturkundlichen Rahmenbedingungen
für das Gebiet bezüglich seines Untergrunds darge
stellt [vgl. Abb. unten).
Der wiederbewässerte Altabach als alter
Giessenlauf.