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Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit bedurfte es
zäher Verhandlungen und einer ganzen Reihe von Prü
fungen. So gab es schon 1985 Bedenken, der Unterta
gebau würde durch einen zwar nicht geplanten, aber
nicht für alle Zukunft auszuschliessenden Nachtbetrieb
zu einer zusätzlichen Lärmbelastung und stärkeren
Vibrationen führen. Zudem mussten viele weitere
Aspekte berücksichtigt werden. 1999 begann daher
eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung, in
welcher diverse Aspekte wie Verkehr, Gewässerschutz,
Flora und Fauna, Auswirkungen auf die Waldbestände,
Lufthygiene, Lärm- und Erschütterungsschutz unter die
Lupe genommen wurden.
2003 wurde ein neuer langfristiger Pachtvertrag auf
30 Jahre geschlossen, so dass für die Pächter in dieser
Hinsicht Planungssicherheit bestand. 2005 folgte die
Entscheidung, dass der Untertagebau beziehungsweise
das bisher laufende entsprechende Projekt den Aufla
gen entspreche und zu genehmigen sei. Alle paar Jahre
sollten Nachkontrollen erfolgen, um auch langfristig
eine umweltverträgliche Steinförderung zu sichern.
Der Umweltschutz, im letzten Jahrhundert eher noch
als Beeinträchtigung empfunden, wurde neu Teil der
Unternehmensphilosophie. Die heute verwendeten
Maschinen sind mit Russfiltern ausgestattet. Ebenso
findet sich heute im Steinbruch ein eigens angelegtes
Biotop. Die Produktpalette des Steinbruchs wurde
ebenfalls erweitert: Neben den seit nunmehr über 150
Jahren bereitgesteiften Wuhrsteinen, dem Strassen-
kies und weiterem Baumaterial werden heute diverse
weitere Steinprodukte für Unternehmens- und Privat
kunden hergesteift. Der Steinbruch scheint damit er
folgreich in ein modernes Unternehmen umgewandelt
worden zu sein. Dessen Betrieb geht nun in sein mitt
lerweile drittes Jahrhundert.
Verpachtungen, Pächter des Steinbruchs von
den Anfängen bis heute
Eine Auflistung der bekannten Steinbruchbetreiber
Jahre Namen
1859
Baptist Büchel
1860
Rudolf Frick und Ferdinand Kaufmann
1872
ein gewisser Steinbrecher Nutt
1894
Ferdinand Kaufmann
1895-1900
Ferdinand Kaufmann und Franz Josef Gstöhl
ab 1901
Jakob Kubli, Trübbach
ca. 1904-1908
Johann Frick
1908-1915
Caspar Hilti und Anton Amann, Schaan
um 1915
Marmorindustrie Hilti und Ospelt
1927-1932
Klemenz Frick und Johann Vogt
1932-1942
Andreas Müssner, Sargans
1946-1951
Louis Brunhart
1951-1957
Johann Bürzle, ab 1954 mit Heinrich Vogt
1957-1966
Heinrich Vogt
seit 1966
Werner Büchel und Erben
Quellen- und Literaturverzeichnis:
• Brunhart, Arthur et aL: Vom Bauerndorf zur Industriegemeinde.
Balzers 1976.
• Gemeindearchiv Balzers.
• Gstöhl, David; Vogt, Paul: Alte Bauten in Balzers. Gedenkschrift zur
Renovation des Schulhauses Unterm Schloss. Vaduz 1979.
• Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein. 2 Bde. Vaduz,
Zürich 2013.
• Kaufmann, Hubert: Vom Balzner Marmor. In: Kranz, Alfons (Hrsg.}:
Lesebuch, S. 319-321. Vaduz 1938.
• Liechtensteinische Landeszeitungen, ab 1863.
• Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz.
• Ospelt, Alois: Wirtschaftsgeschichte des Fürstentums Liechtenstein im
19. Jahrhundert. Von den napoleonischen Kriegen bis zum Ausbruch
des Ersten Weltkrieges. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das
Fürstentum Liechtenstein (JBL), Bd. 72. Vaduz 1972, S. 5-423.
• Schafhauser, Eugen: Ein Stück liechtensteinische Wirtschaftsgeschich
te. Einige ehemalige Gewinnungs- und Verarbeitungsplätze einheimi
scher Rohstoffe. In: JBL, Bd. 79. Vaduz 1979, S. 151-193.
• Vogt, Emanuel: Balzner Marmor und Brunhart Ski. In: Mier z Balzers.
Bd. 2: Lebensweg. Vaduz 1996, S. 371-387.
• Vogt, Wolfgang: Der Aufbau der Krankenversicherung in Liechten
stein. Von den Anfängen in den 1870er Jahren bis zum Wechsel an die
Seite der Schweiz. In: JBL, Bd. 110. Vaduz 2011, S. 7-46.
Der Autor dankt dem Team des Liechtensteinischen Landesarchivs;
dem Gemeindearchiv Balzers, insbesondere Heinzpeter Vogt; der
Liechtensteinischen Landesbibliothek sowie dem Team der Balzner
Neujahrsblätter, insbesondere Hans Brunhart und Klaus Biedermann.