Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2015) (2015)

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1906 findet sich beispielsweise eine Unfallmeldung im 
Liechtensteiner Volksblatt: 
«Am 14. März nachmittags löste sich oberhalb des Stein 
bruches im Altneugut zu Balzers ein Felskopf mit beiläufig 
1000 Kubikmeter, stürzte ab und verschüttete alle von dem 
Steinmetz Johann Frick auf Vorrat zugehauenen Grab- 
und Bausteine sowie das meiste Werkzeug. Einem beim 
Steinbruche beschäftigten Arbeiter, namens Serafin Frick, 
gelang es, als der Felssturz erfolgte, noch rechtzeitig der 
Gefahr zu entrinnen; er fiel jedoch beim eiligen Weglaufen 
und zog sich eine leichte Beschädigung am Kopfe zu.» 
Nicht immer ging es jedoch so glimpflich aus, gerade 
aus der Zeit um die Jahrhundertwende sind verschie 
dene Unfälle mit teils gravierenden Verletzungen 
dokumentiert. In verschiedenen Fällen kam es schliess 
lich auch zu Schadenersatzforderungen und Straf 
verfahren, wenn den Steinbruchunternehmern die 
Nichteinhaltung der Sicherheitsrichtlinien vorgewor 
fen werden konnte. Als zusätzliche Sicherheitsmass 
nahme für den Betrieb in Steinbrüchen galt bereits 
seit der Jahrhundertwende, dass Unternehmer eine 
behördliche Konzession vorweisen mussten, wenn sie 
einen Steinbruch betreiben wollten. Um die Konzessi 
on zu erhalten bedurfte es jedoch keiner besonderen 
Vorkenntnisse oder -prüfung. 
Wenngleich Unfallmeldungen in den folgenden Jahr 
zehnten seltener wurden, blieb die Arbeit im Stein 
bruch gefährlich. Am 3. August 1957 kam es in Balzers 
zu einem grossen Felsrutsch, der im kollektiven Ge 
dächtnis der älteren Generation noch immer präsent 
ist. Obwohl nur durch Glück keine Menschen direkt 
zu Schaden kamen und der Felsrutsch eigentlich 
mahnend an den riskanten Abbau am Fels und die im 
Steinbruch stets vorhandene Gefahr verwies, wurde 
er damals in den Zeitungen sogar als Glücksfall dar 
gestellt. So schrieb das Liechtensteiner Vaterland am 
7. August 1957: 
«Der Felsrutsch wurde durch frühere Sprengungen ausge 
löst und kam, wie uns der Unternehmer Heinrich Vogt, 
übrigens einer unserer besten Fachleute auf diesem Gebie 
te, mitteilte, nicht ganz unerwartet. Allerdings wurde das 
sich bereits seit zirka 2 Jahren abzeichnende Ereignis erst 
zu einem späteren Zeitpunkt erwartet. Am vergangenen 
Donnerstag fand im Absturzraum die letzte Sprengung 
statt, die etwa 1000 Kubikmeter zu Tal brachte. Am 
Samstagvormittag fielen als Ankündigung kleine Steine 
und kurz vor 1 Uhr mittags geschah der gewaltige Fels 
rutsch. 80 000 Ins 100 000 Kubikmeter Bahner Marmor 
harren in Blöcken Ins zu 300 Kubikmeter der Verarbeitung 
und die Sprengungen können für etliche Jahre eingestellt 
werden. Der angerichtete Schaden ist als minimal zu be 
zeichnen. Neben unbedeutenden Beschädigungen in den 
anstoßenden Kartoffel- und Getreideäckem erleiden die 
Unternehmer keinerlei Schaden. Die im Sturzgelnet gele 
gene Baracke, in der sich ein italienischer Arbeiter befand, 
blieb wie durch ein Wunder unversehrt.» 
Der Felsrutsch hatte aber zumindest indirekt dennoch 
äusserst tragische Folgen. Da die Lage im Balzner Stein 
bruch nach dem Felssturz noch unruhig war und man 
sicherheitshalber etwas abwarten wollte, übernahm 
einer der beiden Steinbruchbetreiber, Johann Bürzle, 
zwischenzeitlich eine Arbeit in der so genannten 
Kracherrüfe in Nendeln. Dort kam es kurze Zeit später, 
am 22. August 1957, zu einem tragischen Unglück, 
bei welchem er und der italienische Arbeiter Antonio 
Ceraelo ums Leben kamen. Antonio Ceraelo war erst 
einige Monate zuvor mit seiner Familie nach Balzers 
gezogen, um im Steinbruch zu arbeiten. Heinrich Vogt 
führte seitdem den Steinbruch im Altneugut alleine 
weiter bis 1966. In diese Zeit fällt auch ein weiterer 
Todesfall aus dem Balzner Steinbruch, als Baptist Wille 
tödlich verunglückte, nachdem sich kurz nach einer 
Sprengung überhängende Felsmassen in einigem Ab 
stand zur eigentlichen Sprengung gelöst hatten. 
Der Steinbruch um 1972 mit grossen Mengen frischen Rohma 
terials aus westlicher Richtung, vom Rheindamm aus gesehen. 
Heute befindet sich hierein Windschutzstreifen.
	        

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