Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2015) (2015)

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zu Ende sein. Es wäre wirklich angezeigt, so schwere Stücke 
über die Vaduzer Brücke zu befördern.» 
In der Folge mussten die Transportwege angepasst 
werden, die Steinblöcke wurden nun in Vaduz über 
den Rhein gebracht und in Buchs verladen. Unter den 
unternehmerisch organisierten Steinbruchbetreibern 
Kubli und Hilti blühte die «Balzner Marmorindustrie», 
wie sie im Volksmund genannt wurde, zwischen der 
Jahrhundertwende und dem Ausbruch des Ersten 
Weltkriegs auf. Nun wurden im Steinbruch Wuhr- 
steine, Schotter und Füllmaterial, Mauersteine und 
eben auch als wertvollstes Produkt «Balzner Marmor», 
insbesondere für repräsentative Bauten, verschiedene 
Kirchen, als dekoratives Bauelement in Form von po 
lierten schwarzen Bodenplatten und für die Grabstein 
produktion hergestellt. Die kleineren Abfallstücke 
wurden in Schweizer Terrazzofabriken zu Kunststein 
platten verarbeitet. Der zunehmende Steinexport rief 
aber auch die Schweizer Zollaufsicht auf den Plan, die 
schliesslich dazu überging, die bislang unversteuerten 
Steine als «Marmor» zu taxieren und dementsprechend 
Gebühren für deren Ausfuhr zu erheben. Dies belaste 
te die Absatzchancen für den Balzner Stein erheblich, 
bis Jakob Kubli schliesslich eine Reduktion der Abgaben 
erreichen konnte. 
Während dieser letzten Dekade vor dem Ausbruch des 
Ersten Weltkriegs waren in den Balzner Steinbrüchen 
zu Spitzenzeiten rund 30 bis 40 Personen beschäftigt. 
Viele der Arbeiter kamen dabei nicht aus Balzers, 
sondern aus dem damals noch österreichischen Süd 
tirol oder aus Italien. Aber unmittelbar mit dem Kriegs 
ausbruch erlitt das Geschäft mit dem so genannten 
«Schwarzen Marmor» einen empfindlichen Rückschlag. 
So schreibt einer der Steinbruchbetreiber im Dezember 
1915 an die Balzner Gemeindeverwaltung: 
«Seit August 1914 Ins heute stockte infolge des Krieges der 
Geschäftsgang derartig, dass der Jahresumsatz sich kaum 
noch auf Vs von früher stellte. Die Ausfuhr nach dem deut 
schen Reich ist seit 1 Vi Jahren ganz abgeschnitten, der Be 
darf in Liechtenstein und in Österreich ist äusserst gering 
und auch in der Schweiz konnte nur ganz wenig geliefert 
werden. [...] Wir stellen daher an die verehrliche Ge 
meindevorstehung Balzers das ergebene Ansuchen uns 
wenigstens die Hälfte des Pachtzinses pro Jahr 1915 gütigst 
nachzulassen.» 
Hinzu kamen konjunkturbedingte Konkurse anderer 
Betriebe, wodurch auch den Steinbruchbetreibern 
wiederholt finanzielle Ausfälle entstanden. Die Ge 
meinde war natürlich bestrebt, den Steinbruchbetrieb 
wenigstens auf einem reduzierten Niveau aufrecht- 
Gruppenbild im Steinbruch 
St. Katharinabrunnen oder 
im Altneugut, um 1915. Auch 
italienische Arbeiter waren 
in den Balzner Steinbrüchen 
beschäftigt.
	        

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