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zu Ende sein. Es wäre wirklich angezeigt, so schwere Stücke
über die Vaduzer Brücke zu befördern.»
In der Folge mussten die Transportwege angepasst
werden, die Steinblöcke wurden nun in Vaduz über
den Rhein gebracht und in Buchs verladen. Unter den
unternehmerisch organisierten Steinbruchbetreibern
Kubli und Hilti blühte die «Balzner Marmorindustrie»,
wie sie im Volksmund genannt wurde, zwischen der
Jahrhundertwende und dem Ausbruch des Ersten
Weltkriegs auf. Nun wurden im Steinbruch Wuhr-
steine, Schotter und Füllmaterial, Mauersteine und
eben auch als wertvollstes Produkt «Balzner Marmor»,
insbesondere für repräsentative Bauten, verschiedene
Kirchen, als dekoratives Bauelement in Form von po
lierten schwarzen Bodenplatten und für die Grabstein
produktion hergestellt. Die kleineren Abfallstücke
wurden in Schweizer Terrazzofabriken zu Kunststein
platten verarbeitet. Der zunehmende Steinexport rief
aber auch die Schweizer Zollaufsicht auf den Plan, die
schliesslich dazu überging, die bislang unversteuerten
Steine als «Marmor» zu taxieren und dementsprechend
Gebühren für deren Ausfuhr zu erheben. Dies belaste
te die Absatzchancen für den Balzner Stein erheblich,
bis Jakob Kubli schliesslich eine Reduktion der Abgaben
erreichen konnte.
Während dieser letzten Dekade vor dem Ausbruch des
Ersten Weltkriegs waren in den Balzner Steinbrüchen
zu Spitzenzeiten rund 30 bis 40 Personen beschäftigt.
Viele der Arbeiter kamen dabei nicht aus Balzers,
sondern aus dem damals noch österreichischen Süd
tirol oder aus Italien. Aber unmittelbar mit dem Kriegs
ausbruch erlitt das Geschäft mit dem so genannten
«Schwarzen Marmor» einen empfindlichen Rückschlag.
So schreibt einer der Steinbruchbetreiber im Dezember
1915 an die Balzner Gemeindeverwaltung:
«Seit August 1914 Ins heute stockte infolge des Krieges der
Geschäftsgang derartig, dass der Jahresumsatz sich kaum
noch auf Vs von früher stellte. Die Ausfuhr nach dem deut
schen Reich ist seit 1 Vi Jahren ganz abgeschnitten, der Be
darf in Liechtenstein und in Österreich ist äusserst gering
und auch in der Schweiz konnte nur ganz wenig geliefert
werden. [...] Wir stellen daher an die verehrliche Ge
meindevorstehung Balzers das ergebene Ansuchen uns
wenigstens die Hälfte des Pachtzinses pro Jahr 1915 gütigst
nachzulassen.»
Hinzu kamen konjunkturbedingte Konkurse anderer
Betriebe, wodurch auch den Steinbruchbetreibern
wiederholt finanzielle Ausfälle entstanden. Die Ge
meinde war natürlich bestrebt, den Steinbruchbetrieb
wenigstens auf einem reduzierten Niveau aufrecht-
Gruppenbild im Steinbruch
St. Katharinabrunnen oder
im Altneugut, um 1915. Auch
italienische Arbeiter waren
in den Balzner Steinbrüchen
beschäftigt.