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der heutige Steinbruch liegt, wurde in verschiedenen
Teilstücken verpachtet. Gesichert ist zudem eine Aus
weitung des Steinbruchbetriebs im Jahr 1904, als die
Regierung die Rodung einiger Waldbestände genehmigte
und damit wohl ein weiteres Abbaugebiet erschlossen
wurde. So scheinen um diese Zeit separate Pachtver
träge für einen so genannten «Unteren», «Mittleren»
und «Oberen Steinbruch» auf, zeitweilig waren es auch
tatsächlich drei verschiedene Pächter, die die jeweiligen
Steinbrüche bewirtschafteten. In den meisten Fällen
wurde jedoch ausschliesslich das als «Mittlerer Stein
bruch» bezeichnete Gebiet gesondert verpachtet, wäh
rend der so genannte «Untere» und «Obere Steinbruch»
meistens von ein und demselben Pächter bewirtschaftet
wurden. Eine durchgängige Auflistung aller Steinbruch
betreiber im Altneugut scheint aufgrund der gegebenen
Aktenlage nicht möglich, zumindest für den Mittleren
Steinbruch ist ab 1901 jedoch über einen längeren
Zeitraum der Schweizer Bauunternehmer und Post
halter in Trübbach, Jakob Kubli, als Pächter verbürgt.
Ebenso betätigte sich ab 1906 die Schaaner Baufirma
Hilti [die heutige Gebrüder Hilti AG Bauunterneh
mung] im Balzner Steinbruch, wo sie den Unteren
und den Oberen Steinbruch bewirtschaftete.
Das verstärkte Engagement von Bauunternehmern im
Steinbruch ging einher mit einer weiteren Ausweitung
Zu Beginn erfolgte die Steingewinnung in Balzers nicht mit
Maschinen, sondern in Handarbeit. Für den Transport benutzte
man die Bärra oder einen einrädrigen Karren, wie hier im Bild.
Die Bärra sah wie dieser Karren aus, hatte aber anstelle des
Rades zwei weitere Handgriffe.
des Tätigkeitsbereichs. Neben den Wuhrsteinen wurden
nun vermehrt Blöcke des so genannten «Balzner Mar
mors», Schottermaterial vor allem für den Tiefbau, aber
auch Sockelsteine für den Mauerbau gewonnen. So war
beispielsweise die Baufirma Hilti und Amann ab 1908
beim Bau der Fürst-Johannes-Jubiläumskirche in Bal
zers für die Erd-Aushub- und Maurerarbeiten zuständig
und belieferte in den folgenden drei Jahren die Gross
baustelle der neuen Pfarrkirche mit Steinen aus dem
von ihr in Balzers betriebenen Steinbruch. Der fürstli
che Hofarchitekt Gustav Ritter von Neumann, der die
Kirche plante, war der Verwendung von grossen Blöcken
des optisch eindrucksvollen Balzner Steins durchaus
zugetan, beschwerte sich jedoch verschiedentlich über
die seiner Meinung nach zu hohen Preise für die
Steine und das für sein Verständnis zu hohe Lohn
niveau in Liechtenstein. Das ursprünglich eingeplante
Budget für den Kirchenbau reichte bei der Fertigstel
lung gerade noch für die Maurerarbeiten, die Firma
Hilti blieb auf Jahre hin auf einem Teil der gestellten
Rechnungen sitzen, bis man sich schliesslich auf einen
Vergleich einigte.
Balzner Bürgern war es zu dieser Zeit noch erlaubt,
selbstständig Mauersteine für den Eigenbedarf im
Steinbruch zu beziehen. Allerdings einigten sich Be
treiber und Gemeinde in den 1910er Jahren darauf,
dass dies aus Sicherheitsgründen, und um den gere
gelten Betrieb nicht zu sehr zu stören, nur noch auf
Anmeldung bei den Steinbruchbetreibern und in von
ihnen zugewiesenen sicheren Zonen ausserhalb des
laufenden Steinbruchbetriebs möglich sein sollte.
Offenbar war es zuvor verschiedentlich zu Schwierig
keiten gekommen, denn die «Marmorindustrie Trüb
bach», die den Steinbruch damals gepachtet hatte,
wandte sich in einem Schreiben vom 15. Dezember
1915 an die Gemeinde, in dem auf eben diese Rege
lung Bezug genommen wurde:
«Hat die Gemeinde oder ein Gemeindebürger für sich
Bedarf an Mauersteinen, so ist dies der Pächterin zu
melden und hat diese dann im Bruch diejenigen Stellen,
an welchen Mauersteine von der hetr. Partei seihst gewon
nen werden können, ausserhalb dem jeweiligen Bruch
betriebe anzuweisen. Keinesfalls aber dürfen von einer
Partei gerichtete oder vorbereitete Mauersteine oder solche
die sich zu Hausteinen eignen unentgeltlich beansprucht
werden. Die Pächterin anerbietet sich zur Abgabe von
gerichteten Mauersteinen fertig auf den Wagen verladen,
pro m 3 zu Kr. 2.50.»