Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2015) (2015)

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der heutige Steinbruch liegt, wurde in verschiedenen 
Teilstücken verpachtet. Gesichert ist zudem eine Aus 
weitung des Steinbruchbetriebs im Jahr 1904, als die 
Regierung die Rodung einiger Waldbestände genehmigte 
und damit wohl ein weiteres Abbaugebiet erschlossen 
wurde. So scheinen um diese Zeit separate Pachtver 
träge für einen so genannten «Unteren», «Mittleren» 
und «Oberen Steinbruch» auf, zeitweilig waren es auch 
tatsächlich drei verschiedene Pächter, die die jeweiligen 
Steinbrüche bewirtschafteten. In den meisten Fällen 
wurde jedoch ausschliesslich das als «Mittlerer Stein 
bruch» bezeichnete Gebiet gesondert verpachtet, wäh 
rend der so genannte «Untere» und «Obere Steinbruch» 
meistens von ein und demselben Pächter bewirtschaftet 
wurden. Eine durchgängige Auflistung aller Steinbruch 
betreiber im Altneugut scheint aufgrund der gegebenen 
Aktenlage nicht möglich, zumindest für den Mittleren 
Steinbruch ist ab 1901 jedoch über einen längeren 
Zeitraum der Schweizer Bauunternehmer und Post 
halter in Trübbach, Jakob Kubli, als Pächter verbürgt. 
Ebenso betätigte sich ab 1906 die Schaaner Baufirma 
Hilti [die heutige Gebrüder Hilti AG Bauunterneh 
mung] im Balzner Steinbruch, wo sie den Unteren 
und den Oberen Steinbruch bewirtschaftete. 
Das verstärkte Engagement von Bauunternehmern im 
Steinbruch ging einher mit einer weiteren Ausweitung 
Zu Beginn erfolgte die Steingewinnung in Balzers nicht mit 
Maschinen, sondern in Handarbeit. Für den Transport benutzte 
man die Bärra oder einen einrädrigen Karren, wie hier im Bild. 
Die Bärra sah wie dieser Karren aus, hatte aber anstelle des 
Rades zwei weitere Handgriffe. 
des Tätigkeitsbereichs. Neben den Wuhrsteinen wurden 
nun vermehrt Blöcke des so genannten «Balzner Mar 
mors», Schottermaterial vor allem für den Tiefbau, aber 
auch Sockelsteine für den Mauerbau gewonnen. So war 
beispielsweise die Baufirma Hilti und Amann ab 1908 
beim Bau der Fürst-Johannes-Jubiläumskirche in Bal 
zers für die Erd-Aushub- und Maurerarbeiten zuständig 
und belieferte in den folgenden drei Jahren die Gross 
baustelle der neuen Pfarrkirche mit Steinen aus dem 
von ihr in Balzers betriebenen Steinbruch. Der fürstli 
che Hofarchitekt Gustav Ritter von Neumann, der die 
Kirche plante, war der Verwendung von grossen Blöcken 
des optisch eindrucksvollen Balzner Steins durchaus 
zugetan, beschwerte sich jedoch verschiedentlich über 
die seiner Meinung nach zu hohen Preise für die 
Steine und das für sein Verständnis zu hohe Lohn 
niveau in Liechtenstein. Das ursprünglich eingeplante 
Budget für den Kirchenbau reichte bei der Fertigstel 
lung gerade noch für die Maurerarbeiten, die Firma 
Hilti blieb auf Jahre hin auf einem Teil der gestellten 
Rechnungen sitzen, bis man sich schliesslich auf einen 
Vergleich einigte. 
Balzner Bürgern war es zu dieser Zeit noch erlaubt, 
selbstständig Mauersteine für den Eigenbedarf im 
Steinbruch zu beziehen. Allerdings einigten sich Be 
treiber und Gemeinde in den 1910er Jahren darauf, 
dass dies aus Sicherheitsgründen, und um den gere 
gelten Betrieb nicht zu sehr zu stören, nur noch auf 
Anmeldung bei den Steinbruchbetreibern und in von 
ihnen zugewiesenen sicheren Zonen ausserhalb des 
laufenden Steinbruchbetriebs möglich sein sollte. 
Offenbar war es zuvor verschiedentlich zu Schwierig 
keiten gekommen, denn die «Marmorindustrie Trüb 
bach», die den Steinbruch damals gepachtet hatte, 
wandte sich in einem Schreiben vom 15. Dezember 
1915 an die Gemeinde, in dem auf eben diese Rege 
lung Bezug genommen wurde: 
«Hat die Gemeinde oder ein Gemeindebürger für sich 
Bedarf an Mauersteinen, so ist dies der Pächterin zu 
melden und hat diese dann im Bruch diejenigen Stellen, 
an welchen Mauersteine von der hetr. Partei seihst gewon 
nen werden können, ausserhalb dem jeweiligen Bruch 
betriebe anzuweisen. Keinesfalls aber dürfen von einer 
Partei gerichtete oder vorbereitete Mauersteine oder solche 
die sich zu Hausteinen eignen unentgeltlich beansprucht 
werden. Die Pächterin anerbietet sich zur Abgabe von 
gerichteten Mauersteinen fertig auf den Wagen verladen, 
pro m 3 zu Kr. 2.50.»
	        

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