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sehr wichtige Arbeit, da in den Jahren mit Getreide
missernten Obst als Ersatz für das Brot diente.
1778: Sehr heisses Jahr. Es gab so viel Obst, dass die
Bäume schier brachen.
Auch für die nächsten Jahrzehnte finden sich immer
wieder Einträge, die das Wetter und die Ernte betreffen.
15.10.1792: Auszug über das vom neuen Pfarrer
Johann Joseph Mähr verlangte Einkommen: Im Zehent
wurde der elfte Teil von allen Früchten, den eigenen
und jenen der Gemeindegüter, gegeben [Getreide, Tür
ken, Erdäpfel, Obst usw.]. Die meisten Früchte wur
den in den Neugüetern gepflanzt.
1793: Ein Plan der Gemeinde Balzers erwähnt «vor
wiegend an der Strasse angeordnete Gebäude mit
Bünten» [sogenannte Fettwiesen und Baumgärten].
1799: Die Eloffnung auf eine gute Ernte ging nicht in
Erfüllung. Russische und österreichische Truppen und
mit ihnen flüchtende Schweizer strömten völlig aus
gehungert und demoralisiert nach Liechtenstein. Die
Truppen nahmen sich alles, was sie brauchten: Mate
rial, Werkzeuge oder Nahrungsmittel [unreifen Türken,
Trauben, Erdäpfel, Obst usw.].
1812: Vom Oberamt in Vaduz erging an sämtliche
Ortsgerichte die Aufforderung, dafür zu sorgen, dass
die Landstrasse auf beiden Seiten mit nützlichen und
edlen Fruchtbäumen bepflanzt werde.
1824-1885: Die Preise für Äpfel stiegen um das Vier
fache.
1852: Durch den Abschluss des Zoll Vertrags mit Öster
reich wurde unter anderem eine Verzehrungssteuer auf
Obstmost eingeführt.
1859: Neuordnung des Schulwesens durch Fürst
Johann II: Die Knaben sollten in der Obstbaumzucht
unterrichtet werden.
1860: Oberlehrer Anton flinger wurde auf Landes
kosten nach Reutlingen gesandt, um dort einen Lehr
kurs für Baumzüchter zu besuchen. Im darauffolgen
den Jahr hielt er auf Anordnung der Regierung für die
Lehrer des Landes in Vaduz einen acht Tage dauern
den Kurs ab. Gleichzeitig wurden die Gemeinden an
gehalten, gemeindeeigene Baumschulen anzulegen.
1885: Errichtung des Liechtensteinischen landwirt
schaftlichen Vereins. Sein Zweck bestand in der Förde
rung von Viehzucht, Alpwirtschaft, Wein- und Obst
bau sowie Bienenzucht.
Anton flinger gründete in Vaduz einen Obstbauverein.
1886: Die Gemeinde Balzers subventionierte den
Ankauf von Obstbäumen; das Land leistete ebenfalls
einen Beitrag. In Balzers wurden mehr als 400 Apfel-
und Birnbäume gepflanzt.
Bis 1895: Sektionsobmann flinger vom Liechtenstei
nischen landwirtschaftlichen Verein hielt Vorträge und
veranstaltete Obstbaukurse.
1899-1907: Anpflanzung von Obstbaumalleen auf
Kosten des Landes und des Liechtensteinischen land
wirtschaftlichen Vereins: In Balzers wurden 2’000, in
Triesen 600, in Vaduz 450, in Schaan 840 und im Un
terland 1 ’400 Obstbäume gesetzt.
22.12.1902: Dem Liechtensteinischen landwirtschaft
lichen Verein wurde eine Subvention von 2’000 Kronen
bewilligt. Diese war an die Bedingung geknüpft, dass die
spätere Pflege und Erhaltung der Obstbaumpflanzun
gen zwischen Balzers und Schaan garantiert wurde.
1903: Die Gemeinde Balzers bepflanzte im Frühjahr
einen Teil der Gemeindegüter mit 400 Obstbäumen.
Der Landtag gewährte eine Prämie von 50 Gulden. Diese
schöne Obstbaumanlage ging später infolge mangelnder
Pflege arg zurück.
1903-1912: In den Binnengebieten der verschiede
nen Gemeinden wurden 5’290 Obstbäume gepflanzt,
deren «Fortgedeihen einer sachverständigen Aufsicht»,
nämlich jener des Liechtensteinischen landwirtschaft
lichen Vereins, unterlag.
08.02.1920: Schreiben der Fürstlichen Regierung an
alle Ortsvorstehungen: Um allfällige Schädlinge zu be
seitigen, sollte eine Nachschau über das Vorhanden
sein der Blutlaus vorgenommen werden. Dieses Insekt
vermehre sich erfahrungsgemäss gerade in den Mo
naten Juni und Juli in erschreckender Weise. Es liege
im Interesse der Gemeinden, bei der Bekämpfung der
Blutlaus nachdrücklichst mitzuwirken. Auch in den
folgenden Jahren kam es durch Blutlausbefall immer
wieder zu Problemen, wie weitere Schreiben der Re
gierung an die Ortsvorstehungen belegen. Die Regie
rung bestellte deshalb 1928 eigens einen Inspektor.
Dieser hatte zu kontrollieren, ob die «Vorschrift der
Baumreinigungen» befolgt wurde.
1936: In Liechtenstein gab es gemäss Inventarliste
51’280 Bäume, davon 51,4 % Apfel-, 28 % Birn-,
6 % Kirsch-, 10,7 % Zwetschgen-, 1,8 % Pflaumen-
sowie 2,1 % Nussbäume. Am meisten Bäume standen
in Schaan, Triesen und Mauren, gefolgt von Balzers.
15.03.1937: Nachdem die Regierung bereits in der
Vergangenheit mehrfach die Entfernung von Baum
misteln angemahnt hatte, sah sie sich 1937 aufgrund
wahrgenommener Mängel erneut zu einem Schreiben