Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2014) (2014)

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sehr wichtige Arbeit, da in den Jahren mit Getreide 
missernten Obst als Ersatz für das Brot diente. 
1778: Sehr heisses Jahr. Es gab so viel Obst, dass die 
Bäume schier brachen. 
Auch für die nächsten Jahrzehnte finden sich immer 
wieder Einträge, die das Wetter und die Ernte betreffen. 
15.10.1792: Auszug über das vom neuen Pfarrer 
Johann Joseph Mähr verlangte Einkommen: Im Zehent 
wurde der elfte Teil von allen Früchten, den eigenen 
und jenen der Gemeindegüter, gegeben [Getreide, Tür 
ken, Erdäpfel, Obst usw.]. Die meisten Früchte wur 
den in den Neugüetern gepflanzt. 
1793: Ein Plan der Gemeinde Balzers erwähnt «vor 
wiegend an der Strasse angeordnete Gebäude mit 
Bünten» [sogenannte Fettwiesen und Baumgärten]. 
1799: Die Eloffnung auf eine gute Ernte ging nicht in 
Erfüllung. Russische und österreichische Truppen und 
mit ihnen flüchtende Schweizer strömten völlig aus 
gehungert und demoralisiert nach Liechtenstein. Die 
Truppen nahmen sich alles, was sie brauchten: Mate 
rial, Werkzeuge oder Nahrungsmittel [unreifen Türken, 
Trauben, Erdäpfel, Obst usw.]. 
1812: Vom Oberamt in Vaduz erging an sämtliche 
Ortsgerichte die Aufforderung, dafür zu sorgen, dass 
die Landstrasse auf beiden Seiten mit nützlichen und 
edlen Fruchtbäumen bepflanzt werde. 
1824-1885: Die Preise für Äpfel stiegen um das Vier 
fache. 
1852: Durch den Abschluss des Zoll Vertrags mit Öster 
reich wurde unter anderem eine Verzehrungssteuer auf 
Obstmost eingeführt. 
1859: Neuordnung des Schulwesens durch Fürst 
Johann II: Die Knaben sollten in der Obstbaumzucht 
unterrichtet werden. 
1860: Oberlehrer Anton flinger wurde auf Landes 
kosten nach Reutlingen gesandt, um dort einen Lehr 
kurs für Baumzüchter zu besuchen. Im darauffolgen 
den Jahr hielt er auf Anordnung der Regierung für die 
Lehrer des Landes in Vaduz einen acht Tage dauern 
den Kurs ab. Gleichzeitig wurden die Gemeinden an 
gehalten, gemeindeeigene Baumschulen anzulegen. 
1885: Errichtung des Liechtensteinischen landwirt 
schaftlichen Vereins. Sein Zweck bestand in der Förde 
rung von Viehzucht, Alpwirtschaft, Wein- und Obst 
bau sowie Bienenzucht. 
Anton flinger gründete in Vaduz einen Obstbauverein. 
1886: Die Gemeinde Balzers subventionierte den 
Ankauf von Obstbäumen; das Land leistete ebenfalls 
einen Beitrag. In Balzers wurden mehr als 400 Apfel- 
und Birnbäume gepflanzt. 
Bis 1895: Sektionsobmann flinger vom Liechtenstei 
nischen landwirtschaftlichen Verein hielt Vorträge und 
veranstaltete Obstbaukurse. 
1899-1907: Anpflanzung von Obstbaumalleen auf 
Kosten des Landes und des Liechtensteinischen land 
wirtschaftlichen Vereins: In Balzers wurden 2’000, in 
Triesen 600, in Vaduz 450, in Schaan 840 und im Un 
terland 1 ’400 Obstbäume gesetzt. 
22.12.1902: Dem Liechtensteinischen landwirtschaft 
lichen Verein wurde eine Subvention von 2’000 Kronen 
bewilligt. Diese war an die Bedingung geknüpft, dass die 
spätere Pflege und Erhaltung der Obstbaumpflanzun 
gen zwischen Balzers und Schaan garantiert wurde. 
1903: Die Gemeinde Balzers bepflanzte im Frühjahr 
einen Teil der Gemeindegüter mit 400 Obstbäumen. 
Der Landtag gewährte eine Prämie von 50 Gulden. Diese 
schöne Obstbaumanlage ging später infolge mangelnder 
Pflege arg zurück. 
1903-1912: In den Binnengebieten der verschiede 
nen Gemeinden wurden 5’290 Obstbäume gepflanzt, 
deren «Fortgedeihen einer sachverständigen Aufsicht», 
nämlich jener des Liechtensteinischen landwirtschaft 
lichen Vereins, unterlag. 
08.02.1920: Schreiben der Fürstlichen Regierung an 
alle Ortsvorstehungen: Um allfällige Schädlinge zu be 
seitigen, sollte eine Nachschau über das Vorhanden 
sein der Blutlaus vorgenommen werden. Dieses Insekt 
vermehre sich erfahrungsgemäss gerade in den Mo 
naten Juni und Juli in erschreckender Weise. Es liege 
im Interesse der Gemeinden, bei der Bekämpfung der 
Blutlaus nachdrücklichst mitzuwirken. Auch in den 
folgenden Jahren kam es durch Blutlausbefall immer 
wieder zu Problemen, wie weitere Schreiben der Re 
gierung an die Ortsvorstehungen belegen. Die Regie 
rung bestellte deshalb 1928 eigens einen Inspektor. 
Dieser hatte zu kontrollieren, ob die «Vorschrift der 
Baumreinigungen» befolgt wurde. 
1936: In Liechtenstein gab es gemäss Inventarliste 
51’280 Bäume, davon 51,4 % Apfel-, 28 % Birn-, 
6 % Kirsch-, 10,7 % Zwetschgen-, 1,8 % Pflaumen- 
sowie 2,1 % Nussbäume. Am meisten Bäume standen 
in Schaan, Triesen und Mauren, gefolgt von Balzers. 
15.03.1937: Nachdem die Regierung bereits in der 
Vergangenheit mehrfach die Entfernung von Baum 
misteln angemahnt hatte, sah sie sich 1937 aufgrund 
wahrgenommener Mängel erneut zu einem Schreiben
	        

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