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eine farbige Quaste am Bajonett, die von den
Balznern einfach «Zalla» genannt wurde.
Albrecht gab nun einen Schuss aus dem
Gewehr ab. Nach eigenen Aussagen vor
Gericht tat er dies nur, weil er sich mit dem
Gewehr nicht auskannte und nicht wusste,
wie man es sonst entladen konnte; nach der
Aussage eines Zeugen verband er aber mit
diesem Schuss einen «Jauchzer», was auf
einen gewissen Übermut schliessen lässt.
Dann brachte Albrecht das Gewehr und das
Bajonett auf die Luziensteig, wo er die Waf
fen einem Schweizer Landjäger oder Zoll
wächter namens Riedberger übergab. Der
Mälsner reagierte nicht dumm und kopflos.
Der hilflose Kollege
Darüber, ob der Finanzer nun einen oder
zwei Signalschüsse abgegeben hatte, gehen
die Meinungen in den Akten auseinander.
Auf jeden Fall erreichte der Schuss den be
absichtigten Zweck, denn schon kurz dar
auf erschien k. k. Finanzwach-Oberaufseher
Johann Holzhammer 9 am Kampfplatz, ge
nauer: in der Nähe des Kampfplatzes. Mitt
lerweile hatten sich dort gegen fünfzig
Personen eingefunden, offenbar lauter Sym
pathisanten der Mälsner Schmuggler. Diese
machten Johann Holzhammer klar, wo die
Grenze verlief und dass er, sollte er die
selbe überschreiten, gleich behandelt würde
wie sein Kollege. Der Finanzer fasste dies
als klare Drohung auf: Er überschritt die
Grenze nicht und konnte deshalb auch nicht
zugunsten seines Kollegen eingreifen.
Holzhammer stand nur ungefähr dreissig
Schritte vom Ort des Geschehens entfernt -
ein Schritt weiter und er hätte eine Grenz
verletzung begangen! Alles, was er unter
den gegebenen Umständen tat, war, auch
seinerseits einen Signalschuss abzugeben.
Der Kampf ging nun rasch zu Ende: Als die
Mälsner dem Finanzer die Schmuggelware
und die Waffen abgenommen hatten, zeigten
Finanzwach-Abteilung
Friesen (1903). Das
Bild zeigt vier stolze
Finanzwach-Ober
aufseher in Uniform,
wovon einer offenbar
eine Familie hatte.
9 Holzhammer, gebürtig
aus Höchst (Vorarl
berg), war 31 Jahre
alt und ledig.