Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2013) (2013)

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Und 
das 
e w ige 
Licht 
leuchte 
ihm 
Zum frommen Andenken 
an unsern innigstgeliebten Gatten, 
Vater Grossvater, Schwiegervater, 
Bruder und Vetter 
Andreas Vogt 
Mals 
geb. 4. März 1880; gest. 5. April 1939 
Gebrochen ist das sanfte Auge, 
Es ruht die nimmermüde Hand, 
Und heimgegangen bist du Edler, 
Vom Erdental ms himmlisch Land. 
O fleh 1 dass Gottes Hand uns leite 
Und führe zu des Himmels Höh’n, 
Dass wir uns alle einst dort oben 
An Gottes Throne wiederseh’n. 
Jesus Barmherzigkeit! Süsses Herz 
Jesu sei meine Liebe. (300 T Abi.) 
Sterbebildchen Andreas Vogt. 
dass der Finanzer die Ware bereits konfis 
ziert hätte und sich schon auf dem Rück 
weg Richtung Grenze befinde. Heinrich lief 
dann ebenfalls Richtung Grenze hinunter 
und holte den Finanzer noch knapp vor 
dieser ein. 
Der ungleiche Kampf 
Heinrich forderte den Finanzer auf, «er 
solle die Ware hintun, wo er sie her habe.» 
Bald kamen vier weitere Männer - Klemens 
Gstöhl, Albrecht Wolfinger, Anton Wille 7 und 
Andreas Vogt 8 -, die «den grössten Lärm 
machten.» Dass sie auch mit Stöcken auf 
Meyrhofer losgingen, wie es in der Anzeige 
des Finanzers zunächst hiess, wurde später 
nicht bestätigt. Meyrhofer legte jedenfalls 
seinen Mantel über die Ware (wohl zum 
Zeichen, dass sie konfisziert war) und gab 
einen «gerade in die Höhe gerichteten 
Signalschuss» ab, um in der Nähe befind 
liche Kollegen zu alarmieren. Dann lud er 
sein Gewehr nach. Gemäss eigener Aussage 
war er entschlossen, bei einem tätlichen 
Angriff der Männer von seiner Stichwaffe 
- einem Bajonett - und im äussersten Fall 
auch von der Schusswaffe Gebrauch zu 
machen. Die Balzner erklärten dem Finan 
zer, dass er sich auf Schweizer Gebiet be 
finde und deshalb ein Dieb sei, er habe ihre 
Waren gestohlen. Dies gab dem Finanzer 
(nach eigenen Aussagen) zu denken - jeden 
falls schloss er nicht aus, sich auf Schweizer 
Gebiet aufzuhalten, weshalb er lieber auf 
den Einsatz seiner Waffen verzichtete. 
Nun kam es zu einem Ringen um die Ware 
und die Waffen. Heinrich wollte die Ware an 
sich nehmen und sich damit aus dem Staub 
machen, doch der Finanzer packte ihn an 
der Brust und riss ihm «alle Knöpfe vom 
Gilet». Die beiden zerrten an der Ware: Der 
Finanzer versuchte, diese über die Grenze 
zu ziehen, während Heinrich in die andere 
Richtung zog, um den Abstand zur Grenze 
zu vergrössern. In dem Getümmel sprang 
Heinrichs Bruder Albrecht auf das Gewehr, 
«dessen Hahn aufgezogen war», packte es 
mit beiden Händen und Hess es nicht mehr 
los - immer nur darauf bedacht, «die Lauf 
richtung von meinem Leibe abzuhalten.» 
Andreas Vogt zerrte ebenfalls am Gewehr 
und zog daran Richtung Luziensteig. Er gab 
an, er hätte vor allem verhindern wollen, dass 
Albrecht «in die Strafe komme», die ihn auf 
liechtensteinischem Gebiet sicher erwartet 
hätte. Nach Aussage der Balzner stiess der 
Finanzer wilde Drohungen aus: Sie soll 
ten die Ware und das Gewehr loslassen 
oder er werde sie niederstechen und nieder 
schiessen. Gegen die Übermacht hatte er 
aber keine Chance. Schliesslich Hess er die 
Ware los und fuchtelte mit dem Bajonett be 
drohlich hemm. Heinrich packte seine Ware 
und lief damit davon, desgleichen Klemens 
Gstöhl. Albrecht forderte die anderen Män 
ner auf, dem Finanzer das Bajonett zu ent- 
reissen, während er selber am Gewehr riss. 
Anton Wille konnte das Bajonett «erobern», 
nachdem ihm der Finanzer damit den Hut 
vom Kopf geschlagen hatte. So entwaffnet, 
gab Meyrhofer den Kampf auf und Hess das 
Gewehr los. Abhanden kam dem Finanzer 
in diesem Kampf auch noch ein «Portepee», 
7 Angaben zu Anton 
Wille (1878-1941) im 
Einvernahmeprotokoll: 
«29 Jahre alt, ledig, 
Nr. 62 in Mäls, vor 
bestraft mit einem Tag 
Arrest.» Anm. des 
Verf.: Anton Wille 
ist mein Grossvater 
mütterlicherseits. 
8 Angaben zu Andreas 
Vogt (1880-1939) im 
Einvernahmeprotokoll: 
«Nr. 74 in Mäls, Bauers 
sohn, 27 Jahre alt, 
unbeanständet.»
	        

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