Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2013) (2013)

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Strafsache gegen Albrecht Wolfinger und Cons., 
Balzers, wegen öffentlicher Gewalttätigkeit nach 
§ 81 und ev. Aufruhr nach § 68 StGB 
Paul Vogt 
1 Alle Angaben in diesem 
Beitrag stammen aus 
folgendem Gerichtsakt 
im Liechtensteinischen 
Landesarchiv: 
LILA J7/S 26/114. Die 
biografischen Daten 
sind dem Balzner 
Familienbuch von 
Fridolin Tschugmell 
beziehungsweise den 
Todesanzeigen in 
den Landeszeitungen 
entnommen. 
2 Meyrhofer, gebürtig 
aus Rohrbach (Ober 
österreich), war 
32 Jahre alt und ledig. 
Zum Zeitpunkt, als 
sich diese Geschichte 
ereignete, wohnte er 
in Balzers, danach in 
Vaduz. 
3 Emanuel Vogt: Mier 
z Balzers, Bd. 3, 
Vaduz 1998, S. 123 ff. 
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Schmuggeln lohnte sich. Besonders heftig geschmuggelt wurde zwischen 1918 und 1923. Das Bild 
zeigt neun Balzner Schmuggler und eine Schmugglerin, die übermütig posieren. Alle haben sich 
festlich herausgeputzt und rauchen Zigarren oder Zigaretten. In der hinteren Reihe zwei Schwei 
zer Grenzwächter und eine Sennertochter vom Wirtshaus Luziensteig, die ebenfalls mitfeiem. 
Provokativ werden Schmuggelwaren gezeigt: Von der Schweiz nach Liechtenstein (bzw. nach 
Österreich) geschmuggelt wurden beispielsweise Kaffee, Zigarren und Petrol, den umgekehrten Weg 
nahmen landwirtschaftliche Geräte, Fahrräder, Wolldecken, Schuhe, Feldstecher, Werkzeuge usw. 
Als Archivar stolpert man hin und wieder 
über amüsante Geschichten, die tragisch 
hätten enden können. Einen solchen Vor 
fall möchte ich hier erzählen. 1 Es ist eine 
Schmugglergeschichte, in welcher ein paar 
Mälsner den österreichischen Finanzer 
Rudolf Meyrhofer 2 fürchterlich ärgerten. 
Der k.k. Finanzwach-Oberaufseher musste 
die österreichisch-liechtensteinische Grenze 
zur Schweiz kontrollieren. Die Geschichte 
ereignete sich ausgerechnet an einem Fas 
nachtsdienstag - Meyrhofer fand sie über 
haupt nicht lustig und wird sie sein Leben 
lang nicht mehr vergessen haben. 
Die grüne Grenze an der Luziensteig 
Der Schmuggel zwischen der Schweiz und 
Liechtenstein erlebte vom Ende des Ersten 
Weltkriegs bis zum Inkrafttreten des Zoll 
vertrags mit der Schweiz 1924 seinen 
Höhepunkt, wurde aber schon im ganzen 
19. Jahrhundert betrieben. Gemäss Emanuel 
Vogt 3 war Balzers gar ein «Schmugglerzen- 
trum», wo viel geschmuggelt wurde - zum 
Teil aus wirtschaftlicher Not, zum Teil aber 
auch aus Abenteuerlust. Schmuggel wurde 
von den Behörden zwar bestraft, galt aber 
in der Bevölkerung nicht als unehrenhaft. 
Schmuggler genossen sogar einen gewissen 
Respekt für ihren Mut und ihre Schlauheit.
	        

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