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In dieser Blütezeit lieferte die Anstalt Glas
fenster (1905) und Mosaikbilder (1911/12)
für das Regierungsgebäude in Vaduz. Der
Zeitkreis für die Arbeiten in Liechtenstein
schliesst sich mit den Glasmalereien an der
Friedhofkapelle in Balzers. «Der Lebens
baum» (um 1991/92) wurde von Monika
Foser-Mahlknecht geschaffen, die als freie
Künstlerin mit der Tiroler Glasmalerei zu
sammenarbeitet. 4 Die traditionsreiche und
qualitätvolle Mosaikherstellung wurde 1971
eingestellt, der Bereich der Glaskunst je
doch weitergefühlt. Heute beschäftigt sich
die Firma neben Restaurierungsarbeiten,
wie etwa an den während der Jugoslawien
kriege zerstörten Glasfenstern des Doms
von Sarajewo, vor allem mit modernen
Kunstverglasungen im öffentlichen und pri
vaten Bereich. Das Unternehmen befindet
sich in der fünften Generation im Eigentum
der Familie Mader.
Der lange Weg bis zur Ausführung der
Mosaiken für die Pfarrkirche St. Nikolaus
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde
die Auftragslage für die Tiroler Glasmalerei
und Mosaikanstalt sehr schlecht. Von den
65 Angestellten vor 1914 waren 1917 nur
noch 12 im Betrieb tätig. Der verlorene
Krieg und der Zerfall der Monarchie hatten
zudem den Verlust vieler Absatzgebiete zur
Folge. Auch die Fertigstellung der 1912 ge
weihten Pfarrkirche in Balzers stagnierte.
Noch 1911 hatte sich die Firmenleitung
gefreut, bezüglich der «Mosaik-Angelegen
heit» auf eine baldige Entscheidung hoffen
zu dürfen. 5 1912 erfolgten jedoch lediglich
Lieferungen von «Butzenscheiben-Vergla
sungen», 6 welche für die kleinen Fenster
der Nebenräume der Balzner Pfarrkirche
bestimmt waren. Die Arbeiten waren 1911
an die Tiroler Glasmalerei und Mosaik
anstalt vergeben worden, während die Be
werbung der Vorarlberger Glasmalerei und
Kunstglaserei Andreas Müller in Dornbirn
keinen Zuschlag erhalten hatte.
Erst 1916 wurde der Kontakt zwischen der
Innsbrucker Firma und den Verantwort
lichen in Liechtenstein wieder aufgenom
men. Im Bestellbuch der Tiroler Glasmalerei
und Mosaikanstalt ist vermerkt, dass Ober
ingenieur Gabriel Hiener 7 am 12. Januar
1916 angefragt hat, ob die Anstalt in der
Lage sei, Skizzen für drei Mosaikbilder an
zufertigen. 8 Am 15. Januar 1916 dankte die
Innsbrucker Firmenleitung Gabriel Hiener
für dieses Schreiben. Man freute sich, «an
den alten, angefangenen Verkehr anknüpfen
zu können» 9 , und erklärte sich bereit, die
Skizzen zu erstellen. 10 Am 19. Januar 1916
schickte Hiener einen Plan der Kirchenfas
sade mit den Massen der Nischen, in denen
die Mosaiken montiert werden sollten. 11
Am 11. Februar 1916 erhielt Gabriel Hiener
Farbskizzen für die Mosaiken «zur geneig
ten Beurteilung»: «Im Mittelfeld haben wir
ausser der Inschrift auch noch das fürst
liche Wappen untergebracht, welches die
prächtige Wirkung des Ganzen noch erhöht.
Wir hoffen, dass unsere Entwürfe den
hochgeschätzten Beifall Sr Durchlaucht und
Euer Hochwohlgeboren finden werden.» 12
Die Skizzen wurden am 24. Februar 1916 an
den Architekten der Pfarrkirche St. Niko
laus, Gustav Ritter von Neumann, nach Wien
weitergeleitet. Dort befanden sie sich wohl
noch im September 1916, ohne dass in der
Angelegenheit etwas voranzugehen schien.
Regierungsgebäude in
Vaduz- Mosaikarbeiten
der Tiroler Glas
malerei und Mosaik
anstalt, 1911/12.
Detail: liechtensteini
sches Landeswappen
vor blauem Sternen
himmel.
Aufnahme 2006.
9 LI LA SF Bauamt,
Dossier «Kirchen-
Neubau Meis / Corres-
pondenz», Schreiben
der TGA an Gabriel
Hiener in Vaduz,
15. Januar 1916.
10 TGA, Archiv, Bestell
buch 1928-3, Notiz
betreffend Schreiben
des Firmenleiters
Robert Mader an
Gabriel Hiener,
15. Januar 1916.
11 Ebd., Notiz betreffend
Schreiben von Gabriel
Hiener an die TGA,
19. Januar 1916.
12 LI LA SF Bauamt,
Dossier «Kirchen-
Neubau Meis / Corres-
pondenz», Schreiben
der TGA an Gabriel
Hiener, 11. Februar
1916. - Siehe auch
TGA, Archiv, Bestell
buch 1928-3,
Notiz betreffend
11. Februar 1916.