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Tympanon mit
Mosaik der Tiroler
Glasmalerei und
Mosaikanstalt: Lamm
Gottes auf dem Buch
mit sieben Siegeln.
Aufnahme 2012.
Kommen wir dem Eingangsportal näher,
verlieren wir mehr und mehr den Blick
für die drei Nischen oberhalb des kleinen
Vordachs. Das Tympanon, die Schmuck
fläche im Bogenfeld des Portals, erlangt nun
unsere Aufmerksamkeit. Hier ist das von
Reblaub und Reben umrankte Lamm Got
tes mit Nimbus und Kreuzfahne auf dem
Buch mit sieben Siegeln in Mosaiktechnik
dargestellt.
Über die Herkunft dieser Mosaikbilder sind
nur wenige Fakten bekannt .1928 wurden sie
von einem Monteur der Tiroler Glasmale
rei und Mosaikanstalt in Innsbruck über
dem Portal der Pfarrkirche St. Nikolaus ein
gesetzt. Um den langwierigen Entstehungs
prozess der Mosaiken zu beleuchten und
mehr über dieses heute selten gewordene
Kunsthandwerk zu erfahren, lohnt sich
ein Blick in Dokumente des Liechtenstei
nischen Landesarchivs in Vaduz und in
bisher unbeachtete Akten im Firmenarchiv
der Tiroler Glasmalerei und Mosaikanstalt
in Innsbruck.
151 Jahre Tiroler Glasmalerei und
Mosaikanstalt in Innsbruck
Beim Spaziergang durch die nördlichen
Quartiere von Innsbrucks Stadtteil Wüten
fällt nahe der repräsentativen Hauptpost
ein markanter Zweckbau des 19. Jahr
hunderts auf: die Tiroler Glasmalerei und
Mosaikanstalt. Der Traditionsbetrieb gehört
heute zu den ältesten noch produzierenden
Unternehmen Westösterreichs. 2011 nahm
das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
das 150-jährige Bestandsjubiläum des Be
triebs zum Anlass einer interessanten Aus
stellung mit dem Titel «Malen mit Glas
und Licht». 1861 hatte Albert Neuhauser,
Sohn eines Innsbrucker Glasermeisters,
zusammen mit dem Architekten Josef von
Stadl und dem Historienmaler Georg Mader
die Glasmalereianstalt gegründet und zu
nächst in einem Gebäude in der Brixen
strasse die künstlerische Glasproduktion
betrieben. Filialen für Glasmalerei gab es
seit 1880 in Wien und seit 1891 in den
Vereinigten Staaten.