Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2012) (2012)

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Noch als Pfarrprovisor schrieb Johann 
Joseph Mähr am 21.3.1792 einen Brief an 
das Vogteiamt in Feldkirch und zählte auf, 
welche Reparaturen am Pfarrhaus vor 
dringlich seien. Das Schreiben schliesst mit 
leisem Vorwurf: «An der Herstellung vom 
Pfarrhof und Stall fehlt dermalen so viel, 
daß sie kaum gebraucht werden können 
ohne große Gefahr. Es wurden Baufälligkei 
ten eingegeben, Augenscheine eingenom 
men, Reparaturen für höchst notwendig be 
funden, aber nichts getan.» 6 
Offenbar wurde mit den Reparaturen sofort 
begonnen, denn die Schlussabrechnung 
von Baumeister Josef Ferdinand Weyrather 
trägt das Datum 14. Juli 1792. 
2. Der Dorfbrand von 1795 
22. Oktober 1795. Schon seit mehreren Ta 
gen tobte ein heftiger Föhnsturm von der 
Luziensteig herab. Für Balzers ist das je 
doch nichts Ungewöhnliches zu dieser Jah 
reszeit. Deshalb gingen die Menschen 
schon am frühen Morgen ihrer gewohnten 
Arbeit nach. Die meisten waren auf ihren 
Äckern mit der Maisernte beschäftigt. Nur 
wenige, meist alte Leute und Kinder, blie 
ben zu Hause. 
Um vier Uhr nachmittags schlugen plötzlich 
riesige Flammen aus den Häuserzeilen beim 
«Höfle», unweit des Gasthofs «Post». Buch 
stäblich in Windeseile hassen sich die 
Feuersäulen durch die eng aneinander ge 
bauten, mit Holzschindeln bedeckten Häu 
ser. Innert weniger Minuten wurden 34 Häu 
ser und ebenso viele Scheunen, drei Wirts 
häuser, das Kaufhaus sowie Pfarrkirche, 
Pfarrhof und Stall ein Raub der Flammen. 7 
Fünf Personen konnten sich nur mit einem 
Sprung aus einem Fenster des Pfarrhauses 
retten. Johann Joseph Mähr, gerade erst seit 
drei Jahren als Dorfpfarrer in Balzers tätig, 
versuchte als Einziger, aus der brennenden 
Kirche zu retten, was noch zu retten war. Es 
gelang ihm durch seinen selbstlosen Einsatz, 
einen Speisekelch, eine wertvolle gotische 
Monstranz und einen Kelch aus den Flam 
men zu bergen. Auch ein einbändiges Tauf-, 
Sterbe- und Ehebuch, ein Jahrzeit- und ein 
Rechnungsbuch sowie die Kapitalbriefe be 
wahrte er vor der sicheren Vernichtung. 
Rechte Seite vom «Situations Plan für nachfolgende Brandstätt 
zu Balzers, wölche den 22. 8ber 1795 ein geascheret worden. 
JFW 1796». 
In kurzer Zeit lag die Pfarrkirche, in der 
noch am gleichen Vormittag ein Kind ge 
tauft worden war, als qualmender Trümmer 
haufen da. Das Gleiche galt für den Pfarrhof, 
in dem die gesamten Habseligkeiten Pfarrer 
Mährs ein Opfer der Flammen geworden 
waren. Es sollten noch mehr als zehn Jahre 
vergehen, bis die neue Pfarrkirche am 
25. Juli 1808 durch Fürstbischof Karl Rudolf 
Buol-von Schauenstein eingeweiht wurde. 
Der Pfarrhof wurde erst 1810 vollendet. 8 
' Büchel 1924, S. 9 f. 
7 Vgl. Brunhart 1985, 
S. 8. 
s Vgl. Kind 1995, 
S. 61 ff.
	        

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