69
vnd Nachkommen Hand, gunst, wissen vnd
willen, Wann sy über kurtz oder lanng Zeit ire
recht vnd gerechtigkaith daran verleichen,
versetzen, verkauffen wollten, alsdann sollen
sy die mir, meinen erben vnd Nachkomen
zuuor anbietten vnd kundthun, auch vier
pfund pfening Costentzer müntz vnd vermel-
ter werung neher lassn vnd geben dann nie
mand andern. Wollten aber ich vnd meine
erben vnd Nachkomen solcher güeter nit, so
mögen sy die in vier wochen den negsten
nach irem anpieten, die dannethin ire recht
samethafft verkauffen wem sy wellen, doch
mir, meinen erben ald Nachkomen an allen
vnsern Zinßen, Zinfellen, Rechten vnd ge-
rechtigkaiten one schaden.
Vnnd wo sy deren stückh ains oder mer nit
hielten, so soll vnd ist ersternente Lechen-
güeter, mir vnd meinen erben, alß irem
Lechensherren, allenclich haimgefallen, nach
Leiberblechensrecht, welche wir alßdann
nach vnserm gefallen vermiet' verleichen
mügeti.
Zue Vrkhutid mit meinem aigeti anhangen
den Insigel für mich vnd meine erben verfer
tiget vnd geben Montags in Osteifeirtagen
nach Christj gebürt gezelt 1556 Jar. 6S
Aufgrund dieser Belehnung ergaben sich
zahlreiche Streitigkeiten mit den Pächtern,
die im Jahr 1556 von Hans Rigen und Hans
Banzer als Lehnsträger vertreten wurden. 69
Wie die Kopie dieses Lehensbriefs in das
Stadtarchiv Lindau gelangte, bleibt eine
offene Frage. In erster Linie wäre wohl da
ran zu denken, dass der in Oberreitnau
begüterte und auf dem dortigen Schloss
residierende Johann Kaspar von Ramsch
wag, Erbe und Nachkomme des Lehns
herrn Balthasar von Ramschwag, diese Be
sitzurkunde zum Nachweis seiner Kredit
würdigkeit in Lindau vorgelegt hat oder
vorlegen wollte.
Am 16. April 1564 siegelte Balthasar einen
Kaufbrief.™ Die Güter des Balthasar von
Ramschwag in Oberreitnau werden in meh
reren Kaufurkunden erwähnt, so beispiels
weise am 18. Dezember 1540 71 , am 16. De
zember 1561™, am 11. November 1562™
sowie am 17. Juli 1564 74 . Nach seinem Tod
treffen wir seinen Sohn Johann Kaspar als
Inhaber dieser Güter, so beispielsweise am
8. Dezember 1569 75 , am 1. September 1575 76
oder am 28. Juni 1577 77 .
Georg Balthasar von Ramschwag
Georg Balthasar von Ramschwag studierte
1548 in Freiburg im Breisgau und 1552 in
Ingolstadt. 73 Eine handschriftliche Bemer
kung, die sein Feldkircher Kommilitone
Bartholomäus Metzler in seinen «Aristote
les» eingeschrieben hat, «Balthasarus hat
man vf der fecht schul geschlagen», könnte
sich auf Georg Balthasar beziehen. 79
Der Bitte des Balthasar von Ramschwag aus
dem Jahr 1555, nach seinem Tod einen sei
ner Söhne als Verweser der Vogtei auf
Gutenberg einzusetzen, entsprach der Kai
ser bereits am 12. August 1556. Der Kaiser
befahl nämlich, dass Balthasars ältester
Sohn Georg Balthasar nach dem Tode des
Vaters nicht nur als Verweser, sondern auch
als Vogt einzusetzen war. Am 6. Februar
1567 erliess Erzherzog Ferdinand II. den
Bestallungsbrief für Georg Balthasar. Georg
Balthasar war zweimal verheiratet, in
erster Ehe mit Margaretha von Homburg 30 ,
in zweiter Ehe mit Felizitas von Thun
(t 1597) 31 . Es scheint aber, dass Georg
68 Stadtarchiv Lindau, RA 47,1.
69 Poeschel (wie Anm. 67), S. 130.
70 Walderdorff (wie Anm. 54), Nr. 693.
71 Staatsarchiv Augsburg, Reichsstift Lindau, U 1870.
72 Ebenda, U 1180.
73 Ebenda, U 2070.
74 Ebenda, U 1199.
75 Ebenda, U 2073.
76 Vorarlberger Landesarchiv Bregenz, Urkunde Nr. 2071.
77 Staatsarchiv Augsburg, Reichsstift Lindau, U 2081.
78 Hermann Mayer: Die Matrikel der Universität Freiburg i. Br. 1460-1656. Bd. 1.
Freiburg i. Br. 1907, S. 369; P. Anton Ludewig SJ: Vorarlberger an in- und aus
ländischen Hochschulen vom Ausgange des XIII. bis zur Mitte des XVII. Jahr
hunderts (Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs und Liechtensteins, Kultur
geschichtliche Abteilung, 1). Bern/Bregenz/Stuttgart 1920, S. 96, Nr. 368, und
S. 102, Nr. 31.
79 Karl Heinz Burmeister: Nachschrift einer Aristoteles-Vorlesung an der Universi
tät Freiburg durch Bartholomäus Metzler von Feldkrich 1547/50. In: Montfort
59 (2007), S. 116.
80 Zu seiner Ehe mit Margaretha von Homburg vgl. Joachim J. Halbekann: Gräf
lich von Bodmansches Archiv. Urkundenregesten 1277-1902. Stuttgart 2001,
S. 384 ff., Nrn. 678, 680 und 685.
81 Büchel (wie Anm. 5), S. 35. Zu Felizitas von Thun vgl. Ludwig Welti: Graf
Kaspar von Hohenems. Innsbruck 1963, S. 27, Anm. 2. Sie vermachte ihrer
unehelichen Grossnichte Rosina Embserin 2'000 Gulden, Kleider und
Kleinodien, u. a. einen Diamanten im Wert von 70 Gulden, ein Agnus Dei sowie
zwei Medaillen.