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von Ramschwag wird in der Urkunde als
«gewäster Stiftsconservator» bezeichnet. 18
Somit waren es von 1541 bis 1578 zwei
Vögte von Gutenberg, Balthasar von
Ramschwag und sein Sohn Georg Baltha
sar, die in den Stürmen der Reformations
zeit dieses schwierige Amt in Lindau aus
übten. Die von Ramschwag waren nicht sel
ten Gäste in der patrizischen Trinkstube
«Zum Sünfzen» in Lindau. 19
Die Lindauer Stiftsdamen
Die Wahl der beiden Ramschwager zu Kon
servatoren war nicht zuletzt eine Folge
ihrer engen familiären Beziehungen zum
Stift Lindau gewesen, denn im Reichsstift
Lindau spielten Frauen aus dem Flause
Ramschwag seit jeher eine herausragende
Rolle. Insgesamt zehn Chorfrauen stamm
ten aus dieser Familie.
Nicht in unsere Zeit gehört Klara I. von
Ramschwag, 1367 Chorfrau in Lindau,
Tochter der Katharina von Ramschwag, die
wohl in zweiter Ehe mit Fleinrich von
Lochen verheiratet war, der auch als Vater
angegeben wird. 20 Ebenso nicht in unsere
Zeit gehört Klara II. von Ramschwag, die
von 1410 bis 1435 Chorfrau in Lindau war. 21
Nun aber seien nachfolgend die Lindauer
Stiftsdamen aus dem Geschlecht der
Ramschwager aufgelistet, die im späten
15. und vor allem auch im 16. Jahrhundert
in der Freien Reichsstadt am Bodensee
wirkten. Zur Genealogie und zu den Ver
wandtschaftsverhältnissen zwischen den
einzelnen genannten Personen dieses Ge
schlechts sei zudem auf den Stammbaum
(S. 71) verwiesen.
Elisabeth I. von Ramschwag, von 1486 bis
1491 Chorfrau in Lindau, war eine Tochter
des Ulrich von Ramschwag, Vogt auf Guten
berg. 22 Ihre Herkunft ist urkundlich gesi
chert. 23 Sie nahm als Chorfrau im Januar
1491 die zehnte Stelle ein. 24 Nach der Wahl
der neuen Äbtissin Amalia von Reischach
rückte sie auf die neunte Stelle vor. 25
Katharina I. von Ramschwag, von 1491 bis
1530 Chorfrau in Lindau, war ebenfalls
eine Tochter des Ulrich von Ramschwag,
Vogt auf Gutenberg. Sie heiratete am
6. März 1530 den Lindauer Reformator
Thomas Gassner. 26 Der Lindauer Schul
meister Kaspar Brusch, der sie persönlich
kannte, nannte sie eine Frau aus einer der
ältesten und vornehmsten Familien Rä-
tiens. 27 Ihr Leben wurde vor fünf Jahren
von Helga Sauermann in einem Theater
stück literarisch verarbeitet. 28
Dorothea I. von Ramschwag, ab 1504 Chor
frau in Lindau, 29 war die Tochter des
Johann Donat von Ramschwag und der
Praxedis von Mont. Sie war eine Enkelin
des Ulrich von Ramschwag, Vogt auf
Gutenberg. Auch ihre Herkunft ist urkund
lich gesichert. 30 Sie resignierte am 19. Okto
ber 1517 (das heisst: sie gab ihr Amt auf)
und heiratete Sigmund von Hendl in Tirol. 31
Dorothea II. von Ramschwag, 1551 Chor
frau in Lindau, 32 konnte bisher urkundlich
nicht nachgewiesen werden. Sie könnte
jedoch eine Tochter des Balthasar von
Ramschwag sein, der neunzehn Kinder
hatte, die nicht alle in den herkömmlichen
Stammtafeln eingetragen sind.
Margaretha von Ramschwag, 1556 Chor
frau in Lindau, war eine Tochter des Baltha
sar von Ramschwag und seiner zweiten
Frau Ursula von Schlandersberg. 33 Ihre Her-
18 Staatsarchiv Augsburg, Reichsstift Lindau, U 1384.
19 Alfred Otto Stolze: Der Sünfzen zu Lindau. Das Patriziat einer schwäbischen
Reichsstadt. Lindau/Konstanz 1956, S. 159.
20 Staatsarchiv Augsburg, Reichsstift Lindau, U 150.
21 Ebenda, U 350.
22 Wolfart (wie Anm. 11), Bd. 2, S. 231.
23 Staatsarchiv Augsburg, Reichsstift Lindau, U 752.
24 Ebenda, U 785, 786 und 787.
25 Manfred Krebs: Die Investiturprotokolle der Diözese Konstanz aus dem
15. Jahrhundert. Freiburg 1954, S. 501 (erschienen als Anhang zum Freiburger
Diözesan-Archiv 66-74 [1938-1954]).
26 Wolfart (wie Anm. 11), Bd. 2, S. 232; Karl Heinz Burmeister: Thomas Gassner.
Ein Beitrag zur Geschichte der Reformation und des Humanismus in Lindau.
In: Neujahrsblatt des Museumsvereins Lindau, 21. Lindau 1971, S. 26; Albert
Schulze: Bekenntnisbildung und Politik im Zeitalter der Reformation. Nürnberg
1971, S. 108.
27 Kaspar Brusch: Chronologia Monasteriorum Germaniae. Sulzbach 1682, S. 289.
28 Helga Sauermann: Die Pfaffenhochzeit zu Lindau. Ein Schauspiel. In: Neujahrs
blatt des Museums Vereins Lindau, 47. Lindau 2007, S. 99-112.
29 Wolfart (wie Anm. 11), Bd. 2, S. 232; Julius Kindler von Knobloch: Oberbadi
sches Geschlechterbuch (im Folgenden: OBG). Hg. von der Badischen Histori
schen Kommission. Bd. 3. Heidelberg 1919, S. 313.
30 Staatsarchiv Augsburg, Reichsstift Lindau, U 902.
31 OBG (wie Anm. 29), Bd. 3, S. 311.
32 OBG (wie Anm. 29), Bd. 3, S. 322.
33 Wolfart (wie Anm. 11), Bd. 2, S. 232; OBG (wie Anm. 29), Bd. 3, S. 313.