Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2012) (2012)

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von Ramschwag wird in der Urkunde als 
«gewäster Stiftsconservator» bezeichnet. 18 
Somit waren es von 1541 bis 1578 zwei 
Vögte von Gutenberg, Balthasar von 
Ramschwag und sein Sohn Georg Baltha 
sar, die in den Stürmen der Reformations 
zeit dieses schwierige Amt in Lindau aus 
übten. Die von Ramschwag waren nicht sel 
ten Gäste in der patrizischen Trinkstube 
«Zum Sünfzen» in Lindau. 19 
Die Lindauer Stiftsdamen 
Die Wahl der beiden Ramschwager zu Kon 
servatoren war nicht zuletzt eine Folge 
ihrer engen familiären Beziehungen zum 
Stift Lindau gewesen, denn im Reichsstift 
Lindau spielten Frauen aus dem Flause 
Ramschwag seit jeher eine herausragende 
Rolle. Insgesamt zehn Chorfrauen stamm 
ten aus dieser Familie. 
Nicht in unsere Zeit gehört Klara I. von 
Ramschwag, 1367 Chorfrau in Lindau, 
Tochter der Katharina von Ramschwag, die 
wohl in zweiter Ehe mit Fleinrich von 
Lochen verheiratet war, der auch als Vater 
angegeben wird. 20 Ebenso nicht in unsere 
Zeit gehört Klara II. von Ramschwag, die 
von 1410 bis 1435 Chorfrau in Lindau war. 21 
Nun aber seien nachfolgend die Lindauer 
Stiftsdamen aus dem Geschlecht der 
Ramschwager aufgelistet, die im späten 
15. und vor allem auch im 16. Jahrhundert 
in der Freien Reichsstadt am Bodensee 
wirkten. Zur Genealogie und zu den Ver 
wandtschaftsverhältnissen zwischen den 
einzelnen genannten Personen dieses Ge 
schlechts sei zudem auf den Stammbaum 
(S. 71) verwiesen. 
Elisabeth I. von Ramschwag, von 1486 bis 
1491 Chorfrau in Lindau, war eine Tochter 
des Ulrich von Ramschwag, Vogt auf Guten 
berg. 22 Ihre Herkunft ist urkundlich gesi 
chert. 23 Sie nahm als Chorfrau im Januar 
1491 die zehnte Stelle ein. 24 Nach der Wahl 
der neuen Äbtissin Amalia von Reischach 
rückte sie auf die neunte Stelle vor. 25 
Katharina I. von Ramschwag, von 1491 bis 
1530 Chorfrau in Lindau, war ebenfalls 
eine Tochter des Ulrich von Ramschwag, 
Vogt auf Gutenberg. Sie heiratete am 
6. März 1530 den Lindauer Reformator 
Thomas Gassner. 26 Der Lindauer Schul 
meister Kaspar Brusch, der sie persönlich 
kannte, nannte sie eine Frau aus einer der 
ältesten und vornehmsten Familien Rä- 
tiens. 27 Ihr Leben wurde vor fünf Jahren 
von Helga Sauermann in einem Theater 
stück literarisch verarbeitet. 28 
Dorothea I. von Ramschwag, ab 1504 Chor 
frau in Lindau, 29 war die Tochter des 
Johann Donat von Ramschwag und der 
Praxedis von Mont. Sie war eine Enkelin 
des Ulrich von Ramschwag, Vogt auf 
Gutenberg. Auch ihre Herkunft ist urkund 
lich gesichert. 30 Sie resignierte am 19. Okto 
ber 1517 (das heisst: sie gab ihr Amt auf) 
und heiratete Sigmund von Hendl in Tirol. 31 
Dorothea II. von Ramschwag, 1551 Chor 
frau in Lindau, 32 konnte bisher urkundlich 
nicht nachgewiesen werden. Sie könnte 
jedoch eine Tochter des Balthasar von 
Ramschwag sein, der neunzehn Kinder 
hatte, die nicht alle in den herkömmlichen 
Stammtafeln eingetragen sind. 
Margaretha von Ramschwag, 1556 Chor 
frau in Lindau, war eine Tochter des Baltha 
sar von Ramschwag und seiner zweiten 
Frau Ursula von Schlandersberg. 33 Ihre Her- 
18 Staatsarchiv Augsburg, Reichsstift Lindau, U 1384. 
19 Alfred Otto Stolze: Der Sünfzen zu Lindau. Das Patriziat einer schwäbischen 
Reichsstadt. Lindau/Konstanz 1956, S. 159. 
20 Staatsarchiv Augsburg, Reichsstift Lindau, U 150. 
21 Ebenda, U 350. 
22 Wolfart (wie Anm. 11), Bd. 2, S. 231. 
23 Staatsarchiv Augsburg, Reichsstift Lindau, U 752. 
24 Ebenda, U 785, 786 und 787. 
25 Manfred Krebs: Die Investiturprotokolle der Diözese Konstanz aus dem 
15. Jahrhundert. Freiburg 1954, S. 501 (erschienen als Anhang zum Freiburger 
Diözesan-Archiv 66-74 [1938-1954]). 
26 Wolfart (wie Anm. 11), Bd. 2, S. 232; Karl Heinz Burmeister: Thomas Gassner. 
Ein Beitrag zur Geschichte der Reformation und des Humanismus in Lindau. 
In: Neujahrsblatt des Museumsvereins Lindau, 21. Lindau 1971, S. 26; Albert 
Schulze: Bekenntnisbildung und Politik im Zeitalter der Reformation. Nürnberg 
1971, S. 108. 
27 Kaspar Brusch: Chronologia Monasteriorum Germaniae. Sulzbach 1682, S. 289. 
28 Helga Sauermann: Die Pfaffenhochzeit zu Lindau. Ein Schauspiel. In: Neujahrs 
blatt des Museums Vereins Lindau, 47. Lindau 2007, S. 99-112. 
29 Wolfart (wie Anm. 11), Bd. 2, S. 232; Julius Kindler von Knobloch: Oberbadi 
sches Geschlechterbuch (im Folgenden: OBG). Hg. von der Badischen Histori 
schen Kommission. Bd. 3. Heidelberg 1919, S. 313. 
30 Staatsarchiv Augsburg, Reichsstift Lindau, U 902. 
31 OBG (wie Anm. 29), Bd. 3, S. 311. 
32 OBG (wie Anm. 29), Bd. 3, S. 322. 
33 Wolfart (wie Anm. 11), Bd. 2, S. 232; OBG (wie Anm. 29), Bd. 3, S. 313.
	        

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