Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2012) (2012)

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Ausschnitt aus dem 
Brandstättenplan von 
JFW aus dem Jahr 
1796. Markiert ist das 
Haus, das um 1700 
bereits als Pfandhaus 
gedient hat. 
1 Bisher vermutete man 
hinter JFW einen Maler 
namens J. F. Wolfinger. 
Die Kunsthistorikerin 
Cornelia Herrmann 
(vgl Herrmann 2007, 
S. 426, Fussnote 122) 
nimmt jedoch an, dass 
es sich bei JFW um den 
Feldkircher Baumeister 
Josef Ferdinand Wey- 
rather handelt, der be 
kanntlich vor 1795 das 
baufällige Pfarrhaus in 
der Egerta wieder her 
gerichtet und nach dem 
Brand von 1795 im 
Auftrag des Oberamtes 
in Vaduz Pläne und 
Kostenvoranschläge für 
den Wiederaufbau von 
Kirche und Pfarrhof 
erstellt hat. 
2 Vgl. Büchel 1982, 
S. 123 ff. 
3 Vgl. Herrmann 2007, 
S. 50. 
4 Vgl. Rheinberger 1975, 
S. 464. 
5 Vgl. Büchel 1924, S. 8. 
1. Der erste alte Pfarrhof 
Auf dem Brandstättenplan von 1796, in den 
ein Zeichner mit den Initialen JFW 1 die 
Lage der Anwesen beim Dorfbrand vom 
22. Oktober 1795 eingezeichnet hat, er 
kennt man westlich des Pfarreihofs ein 
grosses Gebäude. Als Besitzer ist «Anton 
Vogt Mesmer» angegeben, das Haus weist 
zwei Wohnungen auf. Dieses Doppelhaus 
befindet sich im heutigen Dorfteil «Winkel» 
und diente vermutlich schon vor 1700 als 
Pfarrwohnung. 2 
1704 bezog Dr. theol. Zacharias Seger als 
neuer Pfarrherr von Balzers das Haus im 
«Winkel». Anscheinend befand sich der alte 
Pfarrhof bald einmal in einem äusserst 
schlechten Zustand, denn Pfarrer Seger 
wandte sich 1715 mit der Bitte an Bischof 
Ulrich VII. von Federspiel, ein eigenes Haus 
bauen zu dürfen. Die Erlaubnis für einen 
Neubau wurde offensichtlich nicht ausge 
sprochen, das Pfarrhaus musste trotz sei 
ner Mängel weiter genutzt werden. 
Auf seiner bischöflichen Visite im Mai 1730 
besuchte der neue Bischof Joseph Benedikt 
von Rost die Gemeinde Balzers. Bei dieser 
Gelegenheit besichtigte er auch das baufäl 
lige Pfarrhaus in Balzers und versprach 
dem damaligen Pfarrer Dr. Franz Ferdi 
nand Hasler, sich beim Kaiser für eine Res 
taurierung einzusetzen. Bereits im Februar 
1731 begannen die Verhandlungen über 
den Pfarrhofbau auf einem neuen Platz. 
Im Mai 1733 erhielt Baumeister Joseph 
Amann aus Bludenz den Auftrag, ein neues 
Pfarrhaus «unter Obsicht der Feldkürchi- 
schen Beamten» zu erstellen (Schreiben vom 
23. Mai 1733 an die oberösterreichische Hof 
kammer). Der Pfarrhof sollte einfach und 
zweckmässig sein, nur auf zwei Balkenlagen 
errichtet und auf «Lätlboden angetragen» 
werden. Über dem Keller waren ein «Stübl» 
und zwei Schlafzimmer («Cämer») vorgese 
hen. Für 1733 war auch der Bau eines Pfarr- 
stalls geplant. 3 
Doch das ganze Projekt kam nicht so recht 
voran. Und so beklagte sich zwei Jahre 
nach Baubeginn Pfarrer Ferdinand Hasler, 
der Pfarrhof sei immer noch nicht ausge 
baut und er, der Pfarrer, sei in einem 
Bauernhaus untergebracht. Baumeister 
Amann bekam wegen der Bauverzögerung 
einen Verweis, der Rest der Bausumme 
wurde ihm erst 1739 ausbezahlt. 
Trotz barockem Baustil war bei der Ausfüh 
rung des Pfarrhofes offensichtlich gespart 
worden. Als Pfarrer Dr. Christoph von 
Stöckler 1775 zum Pfarrer ernannt wurde, 
stellte er nämlich im gleichen Jahr den An 
trag, den sehr baufälligen Pfarrhof restau 
rieren zu lassen. Das Rentmeisteramt be 
gnügte sich zunächst einmal mit dem Aller 
notwendigsten. Schliesslich wurden 1777 
vom Kaiser umfangreiche Renovierungs 
arbeiten im Betrag von 353 fl. 52 kr. bewil 
ligt. Davon bezahlte der kaiserliche Hof 
202 fl. aus dem Verkauf von Abbruchmate 
rialien (Ziegel, Balken usw.) der Burg 
Gutenberg, 4 den Rest von 151 fl. 52 kr. hatte 
der Pfarrer aufzubringen. Die Renovie 
rungsarbeiten leitete der Feldkircher Bau 
meister Josef Ferdinand Weyrather. 
Bereits 1790 mussten wieder umfangreiche 
Ausbesserungsarbeiten am Pfarrhof vorge 
nommen werden. Pfarrer von Stöckler, der 
in ständiger Auseinandersetzung mit der 
Gemeinde und der Bevölkerung von Bal 
zers gelebt hatte, war inzwischen von 
Bischof Johann Franz Dionys von Rost ab 
gesetzt worden. Im September 1790 wurde 
Johann Joseph Mähr Pfarrprovisor und 
1792 Pfarrer von Balzers. 5
	        

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