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Ausschnitt aus dem
Brandstättenplan von
JFW aus dem Jahr
1796. Markiert ist das
Haus, das um 1700
bereits als Pfandhaus
gedient hat.
1 Bisher vermutete man
hinter JFW einen Maler
namens J. F. Wolfinger.
Die Kunsthistorikerin
Cornelia Herrmann
(vgl Herrmann 2007,
S. 426, Fussnote 122)
nimmt jedoch an, dass
es sich bei JFW um den
Feldkircher Baumeister
Josef Ferdinand Wey-
rather handelt, der be
kanntlich vor 1795 das
baufällige Pfarrhaus in
der Egerta wieder her
gerichtet und nach dem
Brand von 1795 im
Auftrag des Oberamtes
in Vaduz Pläne und
Kostenvoranschläge für
den Wiederaufbau von
Kirche und Pfarrhof
erstellt hat.
2 Vgl. Büchel 1982,
S. 123 ff.
3 Vgl. Herrmann 2007,
S. 50.
4 Vgl. Rheinberger 1975,
S. 464.
5 Vgl. Büchel 1924, S. 8.
1. Der erste alte Pfarrhof
Auf dem Brandstättenplan von 1796, in den
ein Zeichner mit den Initialen JFW 1 die
Lage der Anwesen beim Dorfbrand vom
22. Oktober 1795 eingezeichnet hat, er
kennt man westlich des Pfarreihofs ein
grosses Gebäude. Als Besitzer ist «Anton
Vogt Mesmer» angegeben, das Haus weist
zwei Wohnungen auf. Dieses Doppelhaus
befindet sich im heutigen Dorfteil «Winkel»
und diente vermutlich schon vor 1700 als
Pfarrwohnung. 2
1704 bezog Dr. theol. Zacharias Seger als
neuer Pfarrherr von Balzers das Haus im
«Winkel». Anscheinend befand sich der alte
Pfarrhof bald einmal in einem äusserst
schlechten Zustand, denn Pfarrer Seger
wandte sich 1715 mit der Bitte an Bischof
Ulrich VII. von Federspiel, ein eigenes Haus
bauen zu dürfen. Die Erlaubnis für einen
Neubau wurde offensichtlich nicht ausge
sprochen, das Pfarrhaus musste trotz sei
ner Mängel weiter genutzt werden.
Auf seiner bischöflichen Visite im Mai 1730
besuchte der neue Bischof Joseph Benedikt
von Rost die Gemeinde Balzers. Bei dieser
Gelegenheit besichtigte er auch das baufäl
lige Pfarrhaus in Balzers und versprach
dem damaligen Pfarrer Dr. Franz Ferdi
nand Hasler, sich beim Kaiser für eine Res
taurierung einzusetzen. Bereits im Februar
1731 begannen die Verhandlungen über
den Pfarrhofbau auf einem neuen Platz.
Im Mai 1733 erhielt Baumeister Joseph
Amann aus Bludenz den Auftrag, ein neues
Pfarrhaus «unter Obsicht der Feldkürchi-
schen Beamten» zu erstellen (Schreiben vom
23. Mai 1733 an die oberösterreichische Hof
kammer). Der Pfarrhof sollte einfach und
zweckmässig sein, nur auf zwei Balkenlagen
errichtet und auf «Lätlboden angetragen»
werden. Über dem Keller waren ein «Stübl»
und zwei Schlafzimmer («Cämer») vorgese
hen. Für 1733 war auch der Bau eines Pfarr-
stalls geplant. 3
Doch das ganze Projekt kam nicht so recht
voran. Und so beklagte sich zwei Jahre
nach Baubeginn Pfarrer Ferdinand Hasler,
der Pfarrhof sei immer noch nicht ausge
baut und er, der Pfarrer, sei in einem
Bauernhaus untergebracht. Baumeister
Amann bekam wegen der Bauverzögerung
einen Verweis, der Rest der Bausumme
wurde ihm erst 1739 ausbezahlt.
Trotz barockem Baustil war bei der Ausfüh
rung des Pfarrhofes offensichtlich gespart
worden. Als Pfarrer Dr. Christoph von
Stöckler 1775 zum Pfarrer ernannt wurde,
stellte er nämlich im gleichen Jahr den An
trag, den sehr baufälligen Pfarrhof restau
rieren zu lassen. Das Rentmeisteramt be
gnügte sich zunächst einmal mit dem Aller
notwendigsten. Schliesslich wurden 1777
vom Kaiser umfangreiche Renovierungs
arbeiten im Betrag von 353 fl. 52 kr. bewil
ligt. Davon bezahlte der kaiserliche Hof
202 fl. aus dem Verkauf von Abbruchmate
rialien (Ziegel, Balken usw.) der Burg
Gutenberg, 4 den Rest von 151 fl. 52 kr. hatte
der Pfarrer aufzubringen. Die Renovie
rungsarbeiten leitete der Feldkircher Bau
meister Josef Ferdinand Weyrather.
Bereits 1790 mussten wieder umfangreiche
Ausbesserungsarbeiten am Pfarrhof vorge
nommen werden. Pfarrer von Stöckler, der
in ständiger Auseinandersetzung mit der
Gemeinde und der Bevölkerung von Bal
zers gelebt hatte, war inzwischen von
Bischof Johann Franz Dionys von Rost ab
gesetzt worden. Im September 1790 wurde
Johann Joseph Mähr Pfarrprovisor und
1792 Pfarrer von Balzers. 5