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Links: Interessante
Dorfpartien, von den
Einwohnerinnen
und Einwohnern
mit Liebe gepflegt
und geschmückt.
Rechts: Das Dorf ist
kein Museum, son
dern voll von Aktivi
täten rund um den
Weinbau.
wenig bekannt und schlecht erreichbar. Der
Druck und das Interesse an Bauparzellen
kamen eigentlich erst in der Mitte der
1990er-Jahre auf. Der Bauboom machte sich
nun auch in Fläsch langsam bemerkbar.
Es war ein grosser Glücksfall, dass Lieni
Kunz, der damalige Gemeindepräsident,
Professor Christian Wagner von der HTW in
Chur kennenlernte. Dieser hat dort die Ab
teilung Architektur geleitet und sich schon
früh intensiv mit Städte- oder Dorfentwick
lung befasst. Auf Einladung von Lieni Kunz
hielt Professor Wagner ein Referat vor dem
Gemeinderat. Dadurch waren wir für die
gesamte Problematik sensibilisiert.
Zwei grössere Bauprojekte lösten schliess
lich kontroverse Diskussionen aus. Es
wurde die Frage aufgeworfen, ob solche
Gebäude im Dorf realisiert und auf diese
Weise die noch vorhandenen freien Flächen
überbaut werden sollten.
Jetzt war der entscheidende Moment ge
kommen, um die Notbremse zu ziehen und
die künftige Richtung zu bestimmen. Ent
weder, so wurde gesagt, gehen wir proaktiv
vor, machen eine Ortsplanung und bestim
men, wie sich Fläsch entwickelt, oder es
wird von aussen entwickelt, nämlich von
den Bauherrschaften.
Hans Brunhart: Der Titel des Leitbildes
drückt aus, dass Fläsch zum «Schmuck
stück der Bündner Herrschaft» werden soll.
Eine solche Aussage erweckt zwangsläufig
Aufmerksamkeit, und es könnte sein, dass
die Nachfrage nach Bauland in einer so
attraktiven Umgebung noch grösser wird.
Heinz-Urs Kunz: Dieses Ziel wurde im Leit
bild bewusst so formuliert. Damit wurde
dokumentiert, dass Fläsch über ein wert
volles Ortsbild verfügt, das es zu bewahren
gilt.
Das Leitbild sah eine sanfte Erweiterung
des Dorfes vor. Man wollte die Entwicklung
vonseiten der Gemeindebehörde und der
Bevölkerung im Griff behalten. Es ging
nicht einfach darum, das Dorfbild museal
zu erhalten, sondern es musste gleichzeitig
die Möglichkeit für ein massvolles Wachs
tum geschaffen werden, zumal Fläsch als
Wohngebiet zunehmend an Attraktivität
gewann. Bei den anderen Dörfern der
Bündner Herrschaft hatte - wie schon er
wähnt - ein solches Interesse bereits früher
eingesetzt und zu einem massiven Anstieg
der Bodenpreise geführt. Vor diesem Hin
tergrund gab es zusätzlichen Druck auf der
Suche nach Baumöglichkeiten in Fläsch.
Wie viele andere Gemeinden hatten wir das
Problem, dass einzoniertes Bauland vor-