Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2012) (2012)

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womit sie im Hinblick auf Zonenerweite 
rungen den Finger draufhielt und so die 
zukünftige Entwicklung ganz wesentlich 
steuern konnte. Ohne diese Weichenstel 
lung bei der Melioration wäre die Ortsplan 
revision nicht realisierbar gewesen. 
Hans Brunhart: Die Gemeinde hatte für 
künftige Planungen damit eine grosse 
Manövriermasse. 
Heinz-Urs Kunz: Das ist richtig. Da befindet 
sich Fläsch in einer Sondersituation. Bei 
uns besitzen üblicherweise eher die Bürger 
gemeinden, allenfalls die Kirchen den 
Boden, aber in der Regel nicht die politi 
schen Gemeinden. Dieser Umstand ist ge 
schichtlich bedingt, weil die politischen Ge 
meinden erst später entstanden sind. 
Hans Brunhart: Wie ist das bei der Orts 
planung konkret vor sich gegangen? 
Heinz-Urs Kunz: Man hat Realersatz abge 
geben, um so die Freiflächen im Dorfkern 
erhalten zu können. 
Hans Brunhart: Was war der konkrete Aus 
löser für die Diskussionen, die zur Ortspla 
nung geführt haben? 
Heinz-Urs Kunz: Dazu gibt es eine lange 
und interessante Vorgeschichte. Aber na 
türlich haben aktuelle Planungen von Ge 
bäuden die Diskussion erst richtig ausge 
löst. Fläsch lag nie an einer Transitachse, es 
lag sozusagen schon immer in einer Sack 
gasse. Nach Fläsch ging man, wenn man 
musste. Durch Maienfeld hingegen musste 
man fahren, wenn man über die Luzien- 
steig wollte. Da führte kein Weg vorbei. 
Später hat die N13 den Transitverkehr 
übernommen. Fläsch hatte aber lange keine 
eigene Autobahnausfahrt. Also nahm man 
die Ausfahrt Maienfeld und folgte dann 
dem Wegweiser nach Fläsch. Fläsch blieb 
relativ unbekannt, und das war dazumal 
natürlich ein Nachteil. 
Links: Stattliche 
Häuser, enge Stras 
sen und Plätze mit 
Brunnen prägen das 
Dorf. 
Rechts: Der Wingert 
Kesslerhof vor dem 
«Haus zu den drei 
Bögen» (rechts) und 
neben dem «Grossen 
Haus» (Mitte). 
Unsere Gemeinde hat an der wirtschaftli 
chen Entwicklung, welche an den Transit 
achsen in früheren Jahrhunderten entstand, 
nicht partizipiert. Das äussert sich auch da 
rin, dass Fläsch keine Schlösser oder Patri 
zierhäuser hat. Diese stehen alle in Jenins, 
Maienfeld und Malans, weil dort das «Geld» 
war und die Verbindung zur Welt. Auch 
Familien mit «von» und «zu» gibt es in 
Fläsch nicht, wohl aber in den anderen Dör 
fern der Bündner Herrschaft, die an den er 
wähnten Transitachsen hegen. 
Vom grossen Bauboom, der in den 1960er- 
und 1970er-Jahren in den Agglomerations 
dörfern eingesetzt hat, war Fläsch nicht be 
troffen, denn es war - wie bereits gesagt - zu
	        

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