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womit sie im Hinblick auf Zonenerweite
rungen den Finger draufhielt und so die
zukünftige Entwicklung ganz wesentlich
steuern konnte. Ohne diese Weichenstel
lung bei der Melioration wäre die Ortsplan
revision nicht realisierbar gewesen.
Hans Brunhart: Die Gemeinde hatte für
künftige Planungen damit eine grosse
Manövriermasse.
Heinz-Urs Kunz: Das ist richtig. Da befindet
sich Fläsch in einer Sondersituation. Bei
uns besitzen üblicherweise eher die Bürger
gemeinden, allenfalls die Kirchen den
Boden, aber in der Regel nicht die politi
schen Gemeinden. Dieser Umstand ist ge
schichtlich bedingt, weil die politischen Ge
meinden erst später entstanden sind.
Hans Brunhart: Wie ist das bei der Orts
planung konkret vor sich gegangen?
Heinz-Urs Kunz: Man hat Realersatz abge
geben, um so die Freiflächen im Dorfkern
erhalten zu können.
Hans Brunhart: Was war der konkrete Aus
löser für die Diskussionen, die zur Ortspla
nung geführt haben?
Heinz-Urs Kunz: Dazu gibt es eine lange
und interessante Vorgeschichte. Aber na
türlich haben aktuelle Planungen von Ge
bäuden die Diskussion erst richtig ausge
löst. Fläsch lag nie an einer Transitachse, es
lag sozusagen schon immer in einer Sack
gasse. Nach Fläsch ging man, wenn man
musste. Durch Maienfeld hingegen musste
man fahren, wenn man über die Luzien-
steig wollte. Da führte kein Weg vorbei.
Später hat die N13 den Transitverkehr
übernommen. Fläsch hatte aber lange keine
eigene Autobahnausfahrt. Also nahm man
die Ausfahrt Maienfeld und folgte dann
dem Wegweiser nach Fläsch. Fläsch blieb
relativ unbekannt, und das war dazumal
natürlich ein Nachteil.
Links: Stattliche
Häuser, enge Stras
sen und Plätze mit
Brunnen prägen das
Dorf.
Rechts: Der Wingert
Kesslerhof vor dem
«Haus zu den drei
Bögen» (rechts) und
neben dem «Grossen
Haus» (Mitte).
Unsere Gemeinde hat an der wirtschaftli
chen Entwicklung, welche an den Transit
achsen in früheren Jahrhunderten entstand,
nicht partizipiert. Das äussert sich auch da
rin, dass Fläsch keine Schlösser oder Patri
zierhäuser hat. Diese stehen alle in Jenins,
Maienfeld und Malans, weil dort das «Geld»
war und die Verbindung zur Welt. Auch
Familien mit «von» und «zu» gibt es in
Fläsch nicht, wohl aber in den anderen Dör
fern der Bündner Herrschaft, die an den er
wähnten Transitachsen hegen.
Vom grossen Bauboom, der in den 1960er-
und 1970er-Jahren in den Agglomerations
dörfern eingesetzt hat, war Fläsch nicht be
troffen, denn es war - wie bereits gesagt - zu