Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2012) (2012)

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Die Qualität des Brunnenwassers 
um 1885 
Vor 130 Jahren und früher waren die An 
lagen zum Teil recht mangelhaft und führ 
ten oftmals kein Wasser. Noch stärker fiel 
ins Gewicht, dass die Qualität des Wassers 
bei den meisten Brunnen zu wünschen 
übrig liess. Bis zur Jahrhundertwende star 
ben jährlich einige Bewohner an Typhus. 
Zudem stellten fehlende Reservoire und 
Hydranten ein grosses Problem bei Brand 
fällen dar. 
In einem Bericht des Landesverwesers 
Friedrich Stellwag von Carion vom 12. Ok 
tober 1894 an den Landesfürsten wird über 
die bedenkliche Situation der damaligen 
Wasserversorgung festgehalten: «Die sani 
tären Verhältnisse in der Gemeinde Balzers 
sind höchst beklagenswert. Der Typhus ist 
in dieser Gemeinde epidemisch und fordert 
jährlich zahlreiche Opfer. Die Ursache die 
ser Erscheinung ist das schlechte faulige 
Wasser, welches mangels einer Wasserlei 
tung die Hausbrunnen führen. Nachdem 
Balzers und der dazugehörende Ort Meis 
tief gelegen und mitten in ein ausgedehntes 
Moorfeld gebettet sind, ist das Wasser der 
Brunnen von faulenden Pflanzenresten ge 
schwängert, von widerlichem Geschmack, 
und den grössten Theil des Jahres so warm, 
dass es für jeden[,] der dasselbe nicht von 
Kindheit an gewöhnt ist, ungeniessbar ist.» 
Wasserversorgungsprojekte 
von 1885 bis 1893 
Auf Druck der Regierung befasste man sich 
1885 in Balzers mit dem Bau einer zeitge- 
mässen Wasserversorgung. Das Projekt des 
Landestechnikers sah vor, die Brunnen lau 
fend mit frischem Wasser zu versorgen und 
den Brandschutz durch eine Druckleitung 
mit Hydranten zu verbessern. Die Gemein 
deväter vertraten jedoch die Ansicht, dass 
eine verbesserte Wasserversorgung nicht 
notwendig sei. In einem Schreiben an die 
Regierung berichten sie in diesem Zusam 
menhang vom Beschluss, «im Hinblick der 
gegenwärthigen, finanziell misslichen Lä 
get,] in der sich die Gemeinde befindet[,] 
und hinsichtlich dem, dass die Gemeinde 
durch Anschaffung einer zur dringendsten 
Oben: Bnmnen ans Balzner Kalkstein vis-à-vis des Hotels Post, 
(um 1965). 
Unten: Brunnen im Höfle beim Anwesen von Valentin Frick, Beton, 
(Ende 1930er-Jahre). 
Nothwendigkeit erachteten Wasserversor 
gung genöthigt wird, den nicht ganz und 
gar nothwendigen Kirchenbau» fallen zu 
lassen. 
Am 27. Juni 1886 lehnte die Gemeindever 
sammlung das Wasserversorgungsprojekt 
mit grosser Mehrheit ab. Die Bevölkerung 
war der Meinung, man verfüge über genü 
gend Wasser. Der Grund lag wohl eher in 
der Angst vor einer privaten Kostenbeteili 
gung und einem Verlust erlangter Nut 
zungsrechte. Zudem herrschten damals 
andere Sorgen vor. In den 1880er-Jahren 
sind rund acht Prozent der Balzner Bevöl 
kerung ausgewandert. Viele Männer gingen
	        

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