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Die Qualität des Brunnenwassers
um 1885
Vor 130 Jahren und früher waren die An
lagen zum Teil recht mangelhaft und führ
ten oftmals kein Wasser. Noch stärker fiel
ins Gewicht, dass die Qualität des Wassers
bei den meisten Brunnen zu wünschen
übrig liess. Bis zur Jahrhundertwende star
ben jährlich einige Bewohner an Typhus.
Zudem stellten fehlende Reservoire und
Hydranten ein grosses Problem bei Brand
fällen dar.
In einem Bericht des Landesverwesers
Friedrich Stellwag von Carion vom 12. Ok
tober 1894 an den Landesfürsten wird über
die bedenkliche Situation der damaligen
Wasserversorgung festgehalten: «Die sani
tären Verhältnisse in der Gemeinde Balzers
sind höchst beklagenswert. Der Typhus ist
in dieser Gemeinde epidemisch und fordert
jährlich zahlreiche Opfer. Die Ursache die
ser Erscheinung ist das schlechte faulige
Wasser, welches mangels einer Wasserlei
tung die Hausbrunnen führen. Nachdem
Balzers und der dazugehörende Ort Meis
tief gelegen und mitten in ein ausgedehntes
Moorfeld gebettet sind, ist das Wasser der
Brunnen von faulenden Pflanzenresten ge
schwängert, von widerlichem Geschmack,
und den grössten Theil des Jahres so warm,
dass es für jeden[,] der dasselbe nicht von
Kindheit an gewöhnt ist, ungeniessbar ist.»
Wasserversorgungsprojekte
von 1885 bis 1893
Auf Druck der Regierung befasste man sich
1885 in Balzers mit dem Bau einer zeitge-
mässen Wasserversorgung. Das Projekt des
Landestechnikers sah vor, die Brunnen lau
fend mit frischem Wasser zu versorgen und
den Brandschutz durch eine Druckleitung
mit Hydranten zu verbessern. Die Gemein
deväter vertraten jedoch die Ansicht, dass
eine verbesserte Wasserversorgung nicht
notwendig sei. In einem Schreiben an die
Regierung berichten sie in diesem Zusam
menhang vom Beschluss, «im Hinblick der
gegenwärthigen, finanziell misslichen Lä
get,] in der sich die Gemeinde befindet[,]
und hinsichtlich dem, dass die Gemeinde
durch Anschaffung einer zur dringendsten
Oben: Bnmnen ans Balzner Kalkstein vis-à-vis des Hotels Post,
(um 1965).
Unten: Brunnen im Höfle beim Anwesen von Valentin Frick, Beton,
(Ende 1930er-Jahre).
Nothwendigkeit erachteten Wasserversor
gung genöthigt wird, den nicht ganz und
gar nothwendigen Kirchenbau» fallen zu
lassen.
Am 27. Juni 1886 lehnte die Gemeindever
sammlung das Wasserversorgungsprojekt
mit grosser Mehrheit ab. Die Bevölkerung
war der Meinung, man verfüge über genü
gend Wasser. Der Grund lag wohl eher in
der Angst vor einer privaten Kostenbeteili
gung und einem Verlust erlangter Nut
zungsrechte. Zudem herrschten damals
andere Sorgen vor. In den 1880er-Jahren
sind rund acht Prozent der Balzner Bevöl
kerung ausgewandert. Viele Männer gingen