Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2012) (2012)

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Oben: «Stube» im 
1. Obergeschoss mit 
dekorativem Holz 
boden. Die Fenster 
nische von Seite 21 
ist jetzt geöffnet (hin 
ten links). 
Unten: Ein für unsere 
Region einzigartiger 
Raum im 2. Ober 
geschoss. Die jetzt 
freigelegte Wand 
malerei wurde bei der 
neuesten Renovie 
rung entdeckt. Die 
üppige Dekorations 
malerei entstand um 
1830. 
Auf Basis der ursprünglichen Gebäude 
struktur und der sich daran orientierenden 
neuen Nutzungszuweisung werden auch 
Gestaltung und Ausbau der einzelnen 
Räume differenziert: Die Gänge sind weiss 
gekalkt und erhielten Kalkmörtelböden, die 
ehemalige Stube mit Nebenstube und die 
weiteren Zimmer farbig gestaltete Wände 
und Holzböden aus massiver Weisstanne, 
in der grossen Stube als Felderboden mit 
Nussbaumfilets. Wie zu einem Haus ein 
Kamin gehört, gehört zu einer Stube auch 
ein Ofen und in die Küche ein Holzherd 
und ein richtiger Schüttstein. Den Kamin 
haben wir wieder über Dach geführt, die 
Opferkatze ist diesmal aus Ton, für die 
Stube fanden wir zufälligerweise einen zur 
Bauzeit des Pfarrhauses passenden Ofen 
gleich über dem Rhein und den Holzherd 
im Ort. Der Schüttstein ist eine Neugestal 
tung unsererseits. Auch Teile aus der um 
fangreichen Kulturgütersammlung der 
Gemeinde Balzers fanden ihren Weg ins 
Pfarrhaus und zu einem neuen Leben, so 
die Küchenstühle oder das Schuhkratz 
eisen vor dem Eingang. Fehlende Objekte 
wie die Spiegel, einzelne Lampen und 
Kleinteile sind aus dem Bauteillager der 
Architekten ergänzt worden. 
Überrascht waren alle Beteiligten von der 
einst starken Intensität der Farbigkeit der 
Wohnräume, welche die Vorgefundenen 
Spuren aufzeigten: Eine ursprünglich farb 
liche Gestaltung der Wände hatten wir 
erwartet, jedoch nicht mit solch kräftigen 
Farben und über alle Zeitepochen bzw. 
Schichten (bis zu sechs Farbschichten) hin 
weg. Einer der beiden grossen Eckräume 
im 2. Obergeschoss wies gar eine üppige 
Dekorationsmalerei mit drapierten Vorhän 
gen mit Kordeln und Wandbehang auf. 
Restaurator Matthias Mutter hat die unge 
wöhnliche Wanddekoration als Teil der Ge 
schichte des Pfarrhauses gesichert. Die wei 
teren Wohnräume sind nach einem teils 
vom Befund inspirierten Farbkonzept der 
Architektinnen gestaltet worden. Die kräfti 
gen Farben der Wände werden jeweils mit 
einer Profilleiste, welche als Hängeschiene 
dient, von der hellen Decke abgesetzt, wäh 
rend eine breite Sockelleiste zu den Holz 
böden hin abschliesst. Diese ist wie das 
gesamte Holzwerk im Haus in einem hellen 
Grauton gehalten. Als Farben sind nur 
reine Mineral- und Kalkfarben verwendet 
worden. Nachdem an sämtlichen Wänden 
und Decken die blatemden Dispersions 
anstriche der letzten Jahrzehnte wegen 
mangelnder Haftung aufwendig entfernt 
werden mussten, wussten wir um den Wert 
des traditionellen Aufbaus mit natürlichen 
Materialien. So sind auch die darunter he 
genden Schichten entsprechend mit Kalk 
putz und die Decken mit schweren Schilf 
rohrmatten ausgebessert worden. Im gan 
zen Haus fanden nur massive, aus der Re 
gion stammende Materialien Verwendung. 
So ist die Treppe wieder mit schweren Stu 
fenplatten aus Balzner Stein belegt, der 
Kalkmörtelboden im Gang wie die Putze 
der Aussenmauern sind mit lokalem Sand 
hergestellt und alle Holzböden bestehen 
aus vier Zentimeter starken, gut gelagerten 
Weisstannenbrettern. Dies entspricht nicht
	        

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