Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2011) (2011)

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keiten, viele Anlässe, einen Gemüsemarkt. 
«Vor vierzig Jahren fanden ein oder zwei 
Unterhaltungsabende im Jahr statt. Bei die 
sen Gelegenheiten war der Gemeindesaal 
dann so richtig <pumpvoll>, und es wurde 
viel getanzt.» 
Was hat sich noch geändert? «Die Mieten 
waren damals erschwinglich. 220 Franken 
habe ich für unsere erste Wohnung bezahlt. 
Heute müsste ich wahrscheinlich fast den 
halben Zahltag für die Miete hinblättern. 
Auch prozentual zu meinem damaligen 
Lohn war die Miete angemessen.» 
Vor allem an seinem Arbeitsplatz ist Her 
bert Fantina die Toleranz der Menschen po 
sitiv aufgefallen. «Diese ist, Gott sei Dank, 
bis heute geblieben.» Nur selten lamentiere 
ein Balzner aggressiv über etwas. Es werde 
nicht dauernd alles schlecht geredet. Das 
mache ihm immer noch Eindruck. 
«Tua wia d‘Lüt» 
Herbert Fantina hat etwas Wesentliches 
schon von seinem Vater gelernt. Dieser hat 
ihm vermittelt, dass er sich überall auf der 
Welt wohlfühlen könne, wenn er sich be 
nehme «wia d’Lüt». Sonst könne er zu 
Hause bleiben. Für Herbert war das nie 
schwierig. Das hat er im Unterbewusstsein 
gemacht. Und von seiner Mentalität her hat 
es einfach gestimmt, in Balzers und mit den 
Balznern. Dass er nach Balzers in eine 
Familie gekommen ist, die eigentlich auch 
keine Balzner waren, wurde ihm erst viel 
später bewusst, denn auch diese lebte nach 
ihrem Zuzug seinen Grundsatz. 
Ausgebürgert 
Eine schlechte Erfahrung bleibt dem Ehe 
paar Marlis und Herbert Fantina in Erinne 
rung: Marlis verlor durch die Heirat mit 
ihm, einem Ausländer, die liechtensteini 
sche Staatsbürgerschah. Erst später konnte 
sie rückgebürgert werden. Durch die Heirat 
war sie Österreicherin geworden. Die Unge 
rechtigkeit der Situation wurde Marlis 
eigentlich erst so richtig bewusst, als sie an 
der Jungbürgerfeier - damals erlangte man 
mit 21 Jahren die Volljährigkeit - nicht teil 
nehmen konnte, während ausländische 
Frauen, die einen Liechtensteiner geheira 
tet und damit die Staatsbürgerschaft auto 
matisch bekommen hatten, dabei waren. 
Und sie, die sich als Liechtensteinerin fühlte 
und hier aufgewachsen war, gehörte nicht 
dazu! 
Weil seine Frau noch nicht volljährig war, 
als sie heirateten, brauchte sie die Einwilli 
gung ihres Vaters. «Und wir sind immer 
noch zusammen, haben es vielleicht noch 
schöner als früher und dazu weniger Sor 
gen.» Heute können sie sich einfach auf den 
Besuch der Enkelkinder freuen. 
Am Schluss des Gesprächs trifft Marlis ein. 
Man gibt sich zur Begrüssung nicht die 
Hand. Das war in Balzers schon früher 
nicht üblich, und das ist so geblieben: im 
Kreis der Familie und bei Personen, die 
man gut kennt. Sie sagt einfach «hoi meta- 
nand» - eben wie anno dazumal! Bei Fan- 
tinas hat sich also doch nicht so viel geän 
dert - ausser dass dank der neueren Gesetz 
gebung heute alle Familienmitglieder 
Liechtensteiner sein und bleiben können.
	        

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