Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2011) (2011)

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ausgeprägteren Kärntner Dialekt gehabt, 
sodass ihn Papa Marxer wiederholt aufge 
fordert habe: «Können Sie bitte nicht lang 
sam, in ganzen Sätzen und deutlich reden?» 
Er habe sich dann «brutal» Mühe gegeben 
und hochdeutsch gesprochen, was ihm 
eigentlich nicht so liege. Die ersten Ein 
drücke von Familie Marxer blieben haben, 
zum Beispiel dass mittags bei Tisch gebetet 
wurde. 
Herbert Fantina ist auch in Erinnerung ge 
blieben, dass das Mittagessen vorzüglich 
war, denn «s Klärle war die beste Köchin 
weit und breit!» So alle zwei Jahre erhielt 
die Familie von einem Onkel Ruedi aus der 
Schweiz einen Hasen, was ausser seinem 
Schwager Roland und ihm jedoch niemand 
in der Familie so richtig geschätzt hat. Sie 
beide beuten sich dann doppelt auf den von 
Klärle zubereiteten Hasen, den sie unter 
sich aufteilen konnten. 
Wie es der Zufall so will 
Herbert Fantina stammt aus Ferndorf in 
Kärnten. Nach Abschluss der Schulzeit hat 
er erfolgreich eine Elektrikerlehre absol 
viert. Sein Wunsch, sich weiterzubilden und 
eine Fremdsprache zu lernen, sollte ihn ur 
sprünglich nach England führen. Der Zufall 
wollte es anders. Ein früherer Kollege rief 
ihn an und bagte, ob er nicht nach Zürich 
kommen und etwas Geld verdienen wolle. 
Er fand die Idee gut, erklärte aber, er werde 
zuerst noch seine Militärpbicht absolvieren. 
Nachdem er von seinem Kollegen den Ar 
beitsvertrag und alle nötigen Unterlagen 
erhalten hatte, begab er sich - es war der 
31. Januar - auf die Zugreise Richtung Zü 
rich, die allerdings nicht ohne Schwierigkei 
ten verlief. Am 1. Februar sollte er seine Ar 
beitsstelle antreten. Aufgrund von Fawinen- 
niedergängen am Arlberg dauerte die Fahrt 
zwei Tage. In Buchs wurden zu jener Zeit 
alle Zuwanderer einer strengen grenzsani 
tären Untersuchung unterzogen - auch er. 
Vor der Beantwortung der Frage, wie Herbert 
die Balzner erlebt hat, interessiert natürlich: 
Was ist ein richtiger Kärntner? Der Ursprung 
der Fantinas liegt in Udine, das früher ein 
Teil von Österreich-Ungarn war. Sein Urur- 
grossvater ist nach Villach gezogen. 
Und die Integration? 
Speziell an den Kärntnern sei, was ihm ei 
gentlich auch an den Balznern immer gefal 
len habe: die Bodenständigkeit, die Heimat 
verbundenheit, die Freundlichkeit, gleich 
ein «Hoi» und «Du». Das entspreche sei 
nem Naturell. 
Herbert und Marlis 
mit ihren drei Töch 
tern Carol (1971), 
Claudia (1973) und 
Sandra (1969). 
Mit der Integration hatte Herbert keine Pro 
bleme. «Alle haben <hoi> zu mir gesagt und 
ich ihnen dann halt auch.» Nachdem Marlis 
und er - damals noch in Zürich - beschlos 
sen hatten zu heiraten, las er in der Zeitung 
ein Inserat, mit welchem die Balzers AG 
einen Elektriker suchte. «Von Strom ver 
stand ich etwas und dachte, das wäre etwas 
für mich.» Seine Frau sollte sowieso nach 
Balzers zurückkehren, um die Näherei ihres 
Vaters zu übernehmen. Er ersuchte um ein 
Vorstellungsgespräch und bekam die Stelle. 
Eine Wohnung fanden sie bei Frieda und 
Ferdi Eberle auf der Gnetsch. Dort wohnten 
sie fünf Jahre, und dort sind, in einem 
Abstand von eineinhalb Jahren, auch die 
drei Töchter zur Welt gekommen. 
Fussball öffnet Türen 
Kaum in ihrer neuen Wohnung eingezogen, 
hat Herbert Fantina vom Fenster aus einen 
beleuchteten Platz gesehen und seine Frau 
gefragt, was dort los sei. «Dort trainieren 
die Tschutter», antwortete Marlis. Am 
nächsten Abend ging Herbert hin und 
schaute zu. Ob er mitmachen könne, habe
	        

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