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ausgeprägteren Kärntner Dialekt gehabt,
sodass ihn Papa Marxer wiederholt aufge
fordert habe: «Können Sie bitte nicht lang
sam, in ganzen Sätzen und deutlich reden?»
Er habe sich dann «brutal» Mühe gegeben
und hochdeutsch gesprochen, was ihm
eigentlich nicht so liege. Die ersten Ein
drücke von Familie Marxer blieben haben,
zum Beispiel dass mittags bei Tisch gebetet
wurde.
Herbert Fantina ist auch in Erinnerung ge
blieben, dass das Mittagessen vorzüglich
war, denn «s Klärle war die beste Köchin
weit und breit!» So alle zwei Jahre erhielt
die Familie von einem Onkel Ruedi aus der
Schweiz einen Hasen, was ausser seinem
Schwager Roland und ihm jedoch niemand
in der Familie so richtig geschätzt hat. Sie
beide beuten sich dann doppelt auf den von
Klärle zubereiteten Hasen, den sie unter
sich aufteilen konnten.
Wie es der Zufall so will
Herbert Fantina stammt aus Ferndorf in
Kärnten. Nach Abschluss der Schulzeit hat
er erfolgreich eine Elektrikerlehre absol
viert. Sein Wunsch, sich weiterzubilden und
eine Fremdsprache zu lernen, sollte ihn ur
sprünglich nach England führen. Der Zufall
wollte es anders. Ein früherer Kollege rief
ihn an und bagte, ob er nicht nach Zürich
kommen und etwas Geld verdienen wolle.
Er fand die Idee gut, erklärte aber, er werde
zuerst noch seine Militärpbicht absolvieren.
Nachdem er von seinem Kollegen den Ar
beitsvertrag und alle nötigen Unterlagen
erhalten hatte, begab er sich - es war der
31. Januar - auf die Zugreise Richtung Zü
rich, die allerdings nicht ohne Schwierigkei
ten verlief. Am 1. Februar sollte er seine Ar
beitsstelle antreten. Aufgrund von Fawinen-
niedergängen am Arlberg dauerte die Fahrt
zwei Tage. In Buchs wurden zu jener Zeit
alle Zuwanderer einer strengen grenzsani
tären Untersuchung unterzogen - auch er.
Vor der Beantwortung der Frage, wie Herbert
die Balzner erlebt hat, interessiert natürlich:
Was ist ein richtiger Kärntner? Der Ursprung
der Fantinas liegt in Udine, das früher ein
Teil von Österreich-Ungarn war. Sein Urur-
grossvater ist nach Villach gezogen.
Und die Integration?
Speziell an den Kärntnern sei, was ihm ei
gentlich auch an den Balznern immer gefal
len habe: die Bodenständigkeit, die Heimat
verbundenheit, die Freundlichkeit, gleich
ein «Hoi» und «Du». Das entspreche sei
nem Naturell.
Herbert und Marlis
mit ihren drei Töch
tern Carol (1971),
Claudia (1973) und
Sandra (1969).
Mit der Integration hatte Herbert keine Pro
bleme. «Alle haben <hoi> zu mir gesagt und
ich ihnen dann halt auch.» Nachdem Marlis
und er - damals noch in Zürich - beschlos
sen hatten zu heiraten, las er in der Zeitung
ein Inserat, mit welchem die Balzers AG
einen Elektriker suchte. «Von Strom ver
stand ich etwas und dachte, das wäre etwas
für mich.» Seine Frau sollte sowieso nach
Balzers zurückkehren, um die Näherei ihres
Vaters zu übernehmen. Er ersuchte um ein
Vorstellungsgespräch und bekam die Stelle.
Eine Wohnung fanden sie bei Frieda und
Ferdi Eberle auf der Gnetsch. Dort wohnten
sie fünf Jahre, und dort sind, in einem
Abstand von eineinhalb Jahren, auch die
drei Töchter zur Welt gekommen.
Fussball öffnet Türen
Kaum in ihrer neuen Wohnung eingezogen,
hat Herbert Fantina vom Fenster aus einen
beleuchteten Platz gesehen und seine Frau
gefragt, was dort los sei. «Dort trainieren
die Tschutter», antwortete Marlis. Am
nächsten Abend ging Herbert hin und
schaute zu. Ob er mitmachen könne, habe