Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2011) (2011)

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stand, die Kinder der Siedler zu unterrich 
ten. Die Siedler arbeiteten beim Bau von 
Kirchen mit und hatten so weitere Ver 
dienstmöglichkeiten. In Dixie wurde eine 
Kirche errichtet, die dem hl. Bonifaz geweiht 
ist. Andreas Nutt war an deren Bau beteiligt. 
Der Neubeginn 
Andreas Nutt zog das ländliche Dixie den 
städtischen Siedlungen vor, weil er Land 
wirtschaft betreiben wollte. Dixie war eine 
sehr kleine Siedlung mit etwa zehn Fami 
lien in besagtem Arkansas River Valley, 
rund 70 Kilometer nordwestlich von Little 
Rock. Geschäfte konnten im circa 20 Kilo 
meter entfernten Conway am anderen 
Flussufer erledigt werden. Auch Conway 
war eine Neugründung und erst im 
Entstehen, aber immerhin lag es direkt an 
der Bahnlinie und hatte ein Postbüro. 
1885 erwarb der Balzner von der «Little 
Rock and Fort Smith Company» 80 Acres, 
das sind gut 32 Hektare Land, wofür er 
320 Dollar bezahlte. Die Landpreise im 
Arkansas River Valley variierten je nach 
Lage. Für 4 Dollar pro Acre erstand er gutes 
Agrarland, das wegen der Randlage - an 
einem Bach ausserhalb der bestehenden 
Siedlung Dixie und nicht am schiffbaren 
Fluss Arkansas - günstig war. (Zum Ver 
gleich: Eine Kuh kostete 12 Dollar.) 23 Die 
neue Siedlung wurde mit der Zeit New Dixie 
genannt. Die Familie Nutt-Kaufmann liess 
sich so ziemlich am Ende der Welt nieder. 
Die Eisenbahngesellschaft gab nicht nur 
Land zu günstigen Preisen ab, sie offerierte 
auch flexible Zahlungsbedingungen. Wenn 
ein Siedler nicht in der Lage war, den vollen 
Preis bar zu bezahlen, genügte eine Anzah 
lung in Höhe eines Viertels des Kaufpreises; 
die restlichen drei Viertel konnte er in drei 
gleichen Raten innerhalb von sechs Jahren 
begleichen. Selbstverständlich wurde dar 
auf Zins erhoben. 
32 Hektare an einem Stück müssen für 
einen Balzner Bauern ein Geschenk des 
Himmels gewesen sein. Aber dieses Ge 
schenk musste hart erarbeitet werden: Zu 
erst galt es, das Land zu roden, Haus und 
Stall zu bauen sowie Tiere und Geräte zu 
kaufen, um überhaupt anbauen und ernten 
zu können. Auch diesbezüglich war die 
Finanzierung kein Problem, denn die Hof von Joseph 
Banken vergaben Kredite. 24 Andreas Nutt, 
um 1950. 
Die meisten Immigranten aus Deutschland 
und der Schweiz betrieben Ackerbau, wie sie 
es von zu Hause gewohnt waren. Neben Re 
ben, Kartoffeln und Gemüse pflanzten sie 
aber auch Baumwolle an, was lukrativer 
war. Durch den Verkauf ihrer Produkte in 
den benachbarten Städten war es ihnen 
möglich, ihre Schulden relativ schnell abzu 
bauen. Nach fünf oder sechs Jahren konnte 
eine Immigrantenfamilie schuldenfrei sein. 25 
Die Auswanderergeneration 
Ob der Neustart für die Balzner Familie 
auch so mustergültig verlief? Man hofft es, 
muss aber realistischerweise Zweifel hegen. 
Ein Mann, zwei Frauen und ein halbwüch 
siger Bub (das Mädchen starb nach zwei 
Jahren) waren wohl nicht das ideale Team, 
um in kurzer Zeit Land zu roden. So dürfte 
zu Beginn in erster Linie die Selbstversor 
gung im Vordergrund gestanden haben. 
Viel ist nicht überliefert von den ersten Jah 
ren. Haus, Scheune und Stall waren aus 
Holz gebaut, und nebenan gab es eine Räu 
cherkammer, wie sie bis in die Siebziger 
jahre des 20. Jahrhunderts in Balzers noch 
üblich waren. Auf den Tisch kam also Ge 
räuchertes. Leider bergen diese Räucher 
kammern die Gefahr, Feuer zu fangen und 
die umliegenden Gebäude in Mitleiden 
schaft zu ziehen. So erging es der Familie 
Nutt der Überlieferung nach in Dixie zwei 
mal; allerdings ist nicht bekannt, in wel 
chen Jahren. 
VT . . . . . , ^ , 23 Wolfe, S. 358/359. 
Naturkatastrophen, Krankheiten und Tod 24 £b enc j a 
lauerten natürlich auch in Amerika. In den 25 Ebenda, s. 359-361.
	        

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