52
Ursprüngliche Kirche St. Boniface in New Dixie, um 1900. Andreas
Nutt arbeitete bei der Errichtung mit. Sie wurde 1906 durch einen
Brand fast vollständig zerstört.
17 Wolfe, no. 2, S. 170.
1S Ebenda, S. 175-178.
15 Ebenda, S. 161-172.
20 Fred Middleton: The
Arkansas River Valley.
A «Promised Land» for
German-Swiss Immi-
grants. In: German
Life (June/July 2006),
S. 38.
21 Ebenda.
22 Wolfe, no. 4, S. 353.
Der Staat delegierte die Siedlungspolitik
teilweise an die Eisenbahngesellschaften.
Diesen wurde Land für Verkäufe an Siedler
zur Verfügung gestellt. Die uns interessie
rende Eisenbahngesellschaft, «The Little
Rock and Fort Smith Company», betrieb
die Strecke von der Hauptstadt Little Rock
entlang dem Fluss Arkansas bis zur nord
westlichen Staatsgrenze. Sie hatte eine un
gewöhnliche Partnerin im Einwanderungs
geschäft, nämlich die katholische Kirche,
deren Ziel es war, im überwiegend protes
tantischen Arkansas vermehrt Katholiken
anzusiedeln. 17 Beide Institutionen brachten
Publikationen in Umlauf, welche die Vor
züge des Arkansas River Valley für Einwan
derer priesen. 13
Deutsche und Schweizer waren besonders
willkommen. Bereits zu Beginn der 1870er-
Jahre gab es in Little Rock eine deutsche
Kolonie. Die Deutschen genossen den Ruf,
in politischer Hinsicht staatstragend und in
wirtschaftlicher Hinsicht fleissig und ver
lässlich zu sein. Man war der Ansicht, Ar
kansas sei attraktiv für Deutsche und
Schweizer, da die Landschaft und das
Klima in ihrer Heimat ähnlich waren.
1876 waren die wichtigsten Eisenbahn
linien bereits in Betrieb, und das fruchtbare
und unberührte Land entlang der Eisen
bahnlinie konnte günstig erworben werden.
Die Siedler hatten also gute Chancen, sich
eine neue Existenz aufzubauen. 19 Diese Be-
siedlungspolitik war erfolgreich: Zwischen
1870 und 1890 wuchs die deutschsprachige
Bevölkerung von circa 1‘700 auf rund
7‘000. 20 Durch irgendeinen Kanal musste
Andreas Nutt davon gehört haben, denn er
zog mit seiner Familie nach Dixie, Perry
County, Arkansas.
Kirche
Wie erwähnt, spannten die Eisenbahnge
sellschaft und die katholische Kirche zu
sammen. Erstere verwaltete das Land, letz
tere kümmerte sich um das Seelenheil der
Siedler und die Schulbildung ihrer Kinder.
Das Kloster Einsiedeln hatte einen Ableger
in Amerika, die Abtei St. Meinrad in Indiana.
Dort lebten vor allem deutsche Benedikti
nermönche, die als Folge von Bismarcks
Kulturkampf nach Einsiedeln geflohen und
von dort nach Amerika gegangen waren, wo
sie die Abtei gegründet hatten. Der Abt ver
einbarte mit der «Little Rock and Fort
Smith Company», gegen Abgabe von Land
im Arkansas River Valley eine Mission und
ein Frauenkloster zu gründen. So wurde
1878 in der Nähe von Paris, Arkansas, die
heutige New Subiaco Abbey errichtet. Die
ses Kloster «versorgte» die umhegenden
Gebiete, zu denen auch Dixie gehörte, mit
deutschen und Schweizer Priestern. 21
Der Bischof von Little Rock, ein wohlhaben
der Mann, betrieb ebenfalls eine aktive
Politik. Zum Bau von Kirchen für die neuen
deutschen Siedler stellte er Land zur Verfü
gung und finanzierte einen Teil der Kosten. 22
Mit einer Kirche wurden in der Regel ein
Pfarrhaus und ein Schwesternhaus erstellt.
Letzteres diente auch als Schule, da die
Aufgabe der Ordensschwestern darin be