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Blockflöte über Klavier, Violine, Gitarre bis
zur Posaune - alles lehrte, was gewünscht
wurde. Er kann während der folgenden zehn
Jahre als Brückenbauer und Wegbereiter be
trachtet werden, da immer mehr Kinder und
Erwachsene im Land Musikunterricht neh
men wollten, was schliesslich 1963 zur
Gründung der Liechtensteinischen Musik
schule führte.
Pater Baur war nicht redegewandt. So sehr
er das Gespräch im Freundeskreis liebte,
öffentliches Auftreten und Reden waren ihm
nicht gegeben. Sein Wirken als Priester blieb
deshalb immer auf den Umkreis von Altar
und Beichtstuhl beschränkt. Als Kinder freu
ten wir uns, wenn er in der Pfarrkirche die
Sonntagsmesse las, da dann die Predigt aus
fiel. Die Tätigkeit, die ihm Freude und Er
füllung brachte, fand Pater Baur auf dem
Gebiet der Musik. Er selbst spielte mehrere
Instrumente mit beachtlichem Können, vor
allem aber besass er eine grosse Begabung,
Kinder in die Geheimnisse der Instrumental
musik einzuführen. Sein Einfühlungsvermö
gen und seine unermüdliche Hingabe mach
ten ihn bald zu einem gesuchten Musiklehrer
für die Kleinen und Kleinsten. Mit diesen
hielt er äusserst gewissenhaft die Übungs
stunden ab, spielte mit ihnen im Fami
lienkreis und verschaffte ihnen Gelegenheit,
in Schülerkonzerten ihr Können zu zeigen.
Durch die Kinder wurde Pater Baur in den
Familien heimisch. Man kannte ihn landauf
und landab, vor allem natürlich in Balzers.
Ungefähr im Jahr 1952 begann ich mit
dem Flötenunterricht bei Pater Baur. Das
Übungszimmer im Missionshaus Gutenberg
befand sich nach dem Haupteingang auf der
linken Seite, vermutlich da, wo heute die
Waschmaschinen untergebracht sind. Neben
der Tür stand ein Ofen, welchen Pater Baur
im Winter kräftig einheizte, damit wir unsere
Finger auf den Instrumenten bewegen konn
ten. Bei warmem und schönem Wetter kam
es vor, dass die Proben in kleineren Gruppen
auf dem «Känzele», links neben dem kleine
ren Gebäude (heutiges Provinzialat), statt
fanden. Meine Mutter wusste an solchen
Tagen immer, was und wie gut wir gespielt
hatten, da die Melodien bis in die Rhein
strasse getragen wurden. Dies waren sehr
schöne Proben. Manchmal war Pater Baur
noch beim Breviergebet, wenn es Zeit für
den Unterricht war. Er musste dann im klei
neren Gebäude gesucht werden, und ich
hatte das Gefühl, ihn zu stören.
Damals spielten auch die Schwestern Vreni
und Mona Kesseli sowie Karl Kaiser aus
Trübbach Flöte und Klavier. Später kamen
Erich Kaufmann und mein Bruder Arthur
sowie weitere Kinder dazu. Nach einiger
Zeit Flötenunterricht wechselten wir auf An
raten von Pater Baur das Instrument. Vreni
spielte Altflöte, Mona Violine. Pater Baur
besorgte mir vorerst eine winzige Geige,
später eine 3/4-Geige, dann eine «ganze».
Ich durfte mit zu einem Geigenbauer nach
St. Gallen, wo das Instrument ausgesucht
wurde. Bis zum Besuch der Realschule
nahm ich Unterricht bei Pater Baur, dann
wechselte ich für ein Jahr zu Severin Blen
der, bei welchem wir in der Realschule
Vaduz Singen hatten.
Pater Baur traute uns jungen Musikschülern
viel zu. Anlässlich der Hochzeit meiner Cou
sine Gertrud Foser mit Lorenz Kaufmann
im September 1956 warteten wir mit einer
Überraschung auf. Mein Bruder Walter
spielte Handorgel, mein Bruder Arthur
Blockflöte und ich Geige. Da Gertrud meine
Firmgotta und Lorenz Walters Firmgötte
war, durften wir beide am Vormittag zur
Hochzeitsmesse in die Kirche und anschlies
send sogar ins Gasthaus Engel zum Mit
tagessen. Der Saal im «Engel» war bis auf
den letzten Platz besetzt, getischt war
u-förmig. Walter und ich sassen neben unse
rer Mutter in der Nähe der Tür. Vor dem
Dessert gingen wir heimlich hinaus, hinter
die alte Metzgerei. Dort war inzwischen der
neunjährige Arthur eingetroffen, der die
Handharmonika und die Geige auf dem
Handwägelchen von der Finne zum «Engel»
transportieren musste. Ich glaube, auf der
Strecke (Unterm Schloss) kippte dieses
sogar einmal um, weil die Räder in Schief
lage gerieten. Hinter der Metzgerei Brunhart
machten wir uns parat und marschierten
hintereinander, zuvorderst Arthur mit der
Flöte, dann ich mit der Geige und schliess
lich Walter mit der Handharmonika, durch
den Gang in den Saal bis zum Brautpaar,
wobei wir bereits bei der Haustür zu spielen
anfingen - alles auswendig. Pater Baur hatte
uns das Spielen und gleichzeitig auch das
Marschieren beigebracht. Wir gaben «Uf dr