Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2011) (2011)

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Bischof gebeten, nach Balzers gekommen. 
Was aber Gott nicht will, will ich auch nicht, 
und solange Bischof und Fürst mich nicht 
zurückrufen, komme ich gewiss nicht einmal 
in die Nähe von Liechtenstein, geschweige 
nach Balzers... 
Endlich liebe Rosa, grüssen Sie mir alle lie 
ben Leute ohne Unterschied, die nach mir 
fragen, namentlich die guten Jungfrauen 
klein und gross, sie sind alle im Herzen gut 
getreu, wie ihr treuer Freund in Christo 
Jauch 
In weiteren Briefen erkundigte er sich im 
mer wieder nach den Kindern in Judenau, 
nach zwei Mädchen, für deren Ausbildung 
er Geld geschickt hatte, nach der Gesund 
heit verschiedener Personen, nach der 
Kapelle am Fuss des Burghügels, ob Fran 
ziska mit der Ausbildung bei der Näherin 
Maria Frömmelt vorankomme, nach den 
Jünglingen, nach der Landwirtschaft und 
vielen Dingen des Alltags. 
Ohne irgendeinen gegen ihn erhobenen 
Vorwurf zu nennen, betonte Jauch ver 
schiedentlich, dass er es mit allen und mit 
allem immer nur gut gemeint habe und er 
niemandem böse sei oder einen Vorwurf 
mache. Alles sei Gottes Wille, in den er sich 
füge. Wiederholt beauftragte er den Zim 
mermeister Kaufmann, den Angehörigen 
von Verstorbenen sein Beileid zu bezeugen 
und ihnen zu versichern, dass er derer im 
Gottesdienst gedenken werde. 
Mehrmals verteidigte er sich gegen den Vor 
wurf, er habe 500 Gulden nicht ordnungs 
gemäss für den Bau des Hauses Gutenberg 
verwendet. 
Zweimal beschrieb er die Schönheit der 
Insel Sizilien, deren Fruchtbarkeit, die 
mehrfachen Ernten von Gemüse, Orangen 
und Zitronen sowie den Duft der Blumen. 
Aber seltsamerweise erwähnte er nie ein 
Wort über seine Tätigkeit als Feldkaplan. 
Einzig die Schilderung einer Fahrt mit 
einer Fregatte auf dem Mittelmeer, bei der 
er mit dem Fernglas die Küste Afrikas, «wo 
die Schwarzen wohnen», sehen konnte, 
gibt einen Hinweis darauf, dass er mit 
Militäreinheiten zur See fuhr. 
Das Institut Gutenberg - 
ein geschichtlicher Abriss 
Da der Bau des Hauses Gutenberg neben 
der Dichtung des Textes unserer Volkshymne 
und der Terrassierung des Burghügels das 
bedeutendste Zeugnis von Jauchs Tätigkeit 
in Balzers darstellt, soll hier eine Zusam 
menstellung der wichtigsten Daten in der 
Geschichte dieses Hauses folgen. 
Der Name Gutenberg geht zurück auf ein 
Adelsgeschlecht, das 1263 erstmals erwähnt 
wird. Das Gebäude wurde im Lauf der Zeit 
unterschiedlich bezeichnet: Erziehungsan 
stalt, Schloss, Institut, Lyzeum, Bildungshaus. 
1854 
8. Dezember: Verkauf des Baugrundes 
durch die Gemeinde Balzers an Fürstin 
Franziska, die Gattin von Fürst Alois II. von 
Liechtenstein. 
1854-1856 
Realisierung des Gebäudes als Bildungs 
haus für Knaben auf Initiative von Kaplan 
Jakob Josef Jauch mit der Unterstützung 
von Fürstin Franziska. Kaplan Jauch war 
als Schulleiter vorgesehen. 
1856 
Noch bevor das Gebäude fertiggestellt war, 
wurde Jauch vom Churer Bischof Kaspar 
de Carl ab Hohenbalken (Bischof von Chur 
1844 bis 1859) entlassen. 
1858 
Die Gemeinde Balzers bat Fürst Alois IL, ihr 
den ersten Stock des Gebäudes zur Errich 
tung einer Mädchenschule zu überlassen. 
Die Anfrage wurde negativ beantwortet. 
1860 
Die Gemeinde Balzers ersuchte Fürst 
Johann IL, der 1858 nach dem Tod seines 
Vaters dessen Nachfolge angetreten hatte, 
ihr das Areal zurückzugeben. Das Gesuch 
wurde abgelehnt. 
1862 
Landesverweser Karl Haus von Hausen 
machte dem Fürsten den Vorschlag, das 
Gebäude auf Gutenberg als Residenz 
schloss für seine Besuche in Liechtenstein 
umzunutzen. Anstatt das Haus «mit dem
	        

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