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Sizilien - Jauchs letzte Station
Nach Jauchs Wegweisung aus Balzers lag
einmal mehr der Schatten seines Vaters
über seinem Leben. Wieder bekam er in der
Schweiz keine Anstellung. Er wurde als
Feldprediger des ersten Schweizer Regi
ments in sizilianischen Diensten mit Nea
pel als Standort nach Sizilien geschickt. Bei
diesem Regiment handelte es sich um eine
private Söldnertruppe im Dienst von König
Ferdinand II. von Sizilien und Neapel, des
sen Herrschahsgebiet «Königreich beider
Sizilien» genannt wurde.
Über Jauchs Tätigkeit in Sizilien und Nea
pel gibt es wenige Informationen. Er
schrieb Briefe nach Balzers, in denen er be
geistert die Natur schilderte und erwähnte,
dass dreimal im Jahr geerntet werden kön
ne. In mehreren Schreiben blickte er auf
seine Zeit in Balzers zurück und an man
chen Stellen erwähnte er, dass er trotz aller
Geschehnisse gerne nach Balzers zurück
käme, falls der Bischof ihn rufen würde.
Seine Gesundheit war jedoch angegriffen
und Anfang November 1859 erlitt er einen
Blutsturz. Er liess sich von Sizilien nach
Neapel ins Spital bringen. Dort starb er am
5. Dezember nach weiteren Blutstürzen. Als
Todesursache wurde Gehirnwassersucht
angegeben.
Die Todesnachricht erreichte den Adressa
ten Franz Anton Kaufmann in Balzers kurz
nach Weihnachten 1859, und zwar auf dem
Umweg über Curat Lorenz Feger, der von
1854 bis 1856 Kaplan in Ruggell gewesen
war und nun in Gesehenen wirkte. Dieser
Brief zeigt auf erschütternde Art, wie tief
das Zerwürfnis in der Gemeinde Balzers
gewesen sein muss. Daher wird er hier in
der vollen Länge zitiert:
Hochgeach teten
Herrn Franz Anton Kaufmann
Zimmermeister in
Balzers-Mels
Göschenen, 23ten Dez. 1859
Mein lieber Herr Kaufmann!
Ich habe Euch eine traurige Nachricht zu
berichten! Heute bekam ich die traurige
Nachricht von Sr. Excel lenz dem Hochgeach
teten Oberst Bessler von Wettingen, dass der
Hochwürdige Herr Pater J. J. Jauch in Nea
pel, versehen mit allen heil. Sterbesakramen
ten in dem Spital Sancte Trinitas in den
Armen des Herrn Oberst Bessler von Wettin
gen den 5ten Christmonat Morgens 9 Uhr am
Blutsturz gestorben sei. Das wird seine Feinde
freuen!
Er hatte schon Anfangs November einen
Blutsturz in Folge einer heftigen Predigt für
Papst und König, welche er in Novara gehal
ten hat. Er liess sich dann von Sicilien nach
Neapel ins Spital bringen, allein am 2ten
Christmonat wiederholte sich der Blutsturz
wieder und zwar heftiger, so dass Jauch selig
sich sogleich mit allen heil. Sterbesakramen
ten versehen liess u. am 4ten wiederholte die
ser sich wieder, so dass er dann am 5ten Mor
gens 9 Uhr starb. Gott gebe ihm die Ewige
Ruhe und das Ewige Licht und den himmli
schen Frieden.
Ich bin aufgefordert von Hochw. Herrn
Jauch selig selbsten und von Herrn Oberst
Bessler von Wettingen und von seinen Ver
wandten in Altdoif, es in Balzers anzuzeigen,
dass jene, denen er Wohltäter war, in Balzers
für ihn beten, es wäre schön, wenn jene, die
ihm noch dankbar sind, zusammen stehen
würden und ihm in Balzers einen Trauer
gottesdienst halten Hessen und zum Opfer
giengen. Ich halte ihm einen Trauergottes
dienst und meine Schulkinder müssen zum
Opfer gehen, aber ich bin hier halt ein freier
Mann, man hindert mich hier nicht, das
Gute zu thun und wird deswegen auch nicht
neidig. Laster hängt man mir hier auch keine
an, die ich nicht gethan, dort bängten sie mir
Laster an, die sie selbst gethan. Ich danke
Gott, dass die Teufel mich nicht nach Triesen
Hessen, hier geht es mir viel besser als dort im
geistigen und leiblichen Knechtenland. Ich
werde der Fürstin selbst die Anzeige machen
vom Tod des seligen Herrn Jauch. Ich hoffe,
Sie mein Heber Kaufmann werden das Ihrige
thun, damit für Herrn Jauch gebetet wird.
Auch diese ungerechte Betrübnis, die ihm
dort begegnet ist, wird ihn auf den Tod beför
dert haben. Aber wir beten im Vaterunser:
Vergib uns unsere Schulden, als auch wir
vergeben unsern Schuldigem, so hat Herr
Jauch selig zuletzt gebetet. In der Ewigkeit
wird dann Recht gesprochen werden, vorher
nicht und nie. Es ist heutzutage allgemein:
der Böse siegt über den Guten, das haben wir
in Italien gesehen, es muss nicht nur das Ge
rechte Österreich, sondern selbst der Papst
dem Schlechteil unterliegen. Nun betet für