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Eng war damals die Verbindung zur Reli
gion. Die hl. Barbara, die Schutzpatronin
der Bergleute, findet heute noch eifrig Ver
ehrung im und am Berg. Felix Büchi, der
ehemalige Pfarrer von Sargans, widmet
sich in einem längeren Beitrag dieser Heili
gen. Sie gehört zur Gruppe der Vierzehn
Nothelfer, die im Erzbild, einer Kapelle, be
reits von den Knappen um ihren Beistand
angerufen wurden.
Am Berg gibt es Spuren (Schalenstein), die
darauf hinweisen, dass der Gonzen bereits
in prähistorischer Zeit Menschen in seinen
Bann zog und ihnen Halt und Orientierung
vermittelte. Noch heute sind pendelnde
Menschen an den Abhängen unterwegs und
erkunden als Landschaftsmythologen den
Steinriesen. Realität und Mythos in einem
ist der Gonzen als Teil der Festung Sargans:
Diese wurde nach dem Beginn des Zweiten
Weltkrieges auf- und ausgebaut und erlangte
nationale Bekanntheit. Hätte die Festung
einem deutschen Vormarsch standgehalten?
Der Festungsspezialist Walter Gabathuler
verfolgt diese Frage weit in den Berg hinein.
Mit Fernsicht belohnt
Alois Senti zeigt, dass der Gonzen seit dem
18. Jahrhundert auch die Aufmerksamkeit
von Bildungsreisenden und später von Tou
risten auf sich gezogen hat. Scheuchzer,
Ebel, Berlepsch: Sie haben den Berg besucht,
sind in seine Eingeweide eingedrungen und
haben sich als Boten der Aufklärung und des
bürgerlichen Bildungshungers mit dem
Koloss auseinandergesetzt. Sie waren von
der Wand angezogen, schauderten aber ehr
fürchtig, wenn sie hinaufblickten.
Weitere Schritte sind die Bergsteigerinnen
und Bergsteiger gegangen, die sich schon
längst die Gonzenwand gesichert haben.
Ihnen soll sie gehören! Wer einmal auf der
Gonzenspitze angekommen ist (allerdings
gibt es auch bequemere Wege als jene über
die Wand), staunt nicht schlecht: Thomas
Wälti, Bergsteiger und Bergführer, hält
einen 360-grädigen Rundblick fest und lässt
ihn im neuen Gonzenbuch verewigen. Das
zahnige Zickzack der Alpenwelt, das an kla
ren Tagen in den Himmel beisst, belohnt
Gipfelstürmerinnen und Gipfelstürmer.
Die Forschung geht weiter
Das neue Gonzenbuch ist nicht der Ab
schluss der wissenschaftlichen Forschung
rund um diesen Berg. Jeder neue Tag bringt
weitere Aspekte hervor, deckt andere Zu
sammenhänge auf, führt zu neuen Schlüs
sen. So stellt die 2010 herausgebrachte
Publikation über den Gonzen vorerst einen
Baustein der geschichtlichen Betrachtung
dar. Es handelt sich um einen breiten
Ausschnitt aus der thematischen Vielfalt,
nicht aber um eine umfassende und er
schöpfende Bergmonografie. Als hilfreich
und grundlegend für die weitere Forschung
erweisen sich im neuen Gonzenbuch der
wissenschaftliche Apparat (Verzeichnis der
Quellen und der Sekundärliteratur), das
Glossar (Erläuterung der bergbaulichen
Begriffe) sowie das Register der Personen.
Von familiengeschichtlichem Wert sind
die Tausenden von Namen (mit jeweils
zugehörigem Geburtsdatum), die auf den
Vorsatzblättern vorne und hinten im Buch
abgedruckt sind. Es handelt sich um die
Mitarbeitenden, die seit 1917 mit dem
Bergwerk Gonzen für kürzere oder längere
Zeit verbunden waren respektive es noch
heute sind.
Gonzenbuch 2010
Gonzen. Der Berg und sein Eisen.
Herausgeberin: Eisenbergwerk
Gonzen AG, Sargans.
Verlag Neue Zürcher Zeitung.
Sargans 2010.
ISBN 978-3-03823-640-5.
www.nzz-libro.ch.
Beiträge verschiedener Autoren und einer
Autorin. Vorwort von Regierungspräsi
dent Willi Haag. Gestaltung Peter Schult-
hess, Basel.
Das Buch ist erhältlich über die
Eisenbergwerk Gonzen AG
St. Gallerstrasse 72, 7320 Sargans
(081 723 24 95)
info@bergwerk-gonzen.ch
oder im Buchhandel zu marktüblichen
Preisen.
Die in diesem Aufsatz verwendeten
Direktzitate stammen aus dem Buch. Auf
einen wissenschaftlichen Apparat (Fuss-
noten, Literaturverzeichnis) wurde hier
verzichtet.