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daran erinnert, dass die Grundstruktur des
Kirchenjahres im Sonntag liegt:
In jeder Woche begeht die Kirche an dem Tag,
den sie Herrentag genannt hat, das Gedächt
nis der Auferstehung des Herrn, und einmal
im Jahr feiert sie diese Auferstehung zugleich
mit dem seligeil Leiden des Herrn an Ostern,
ihrem höchsten Fest. Im Kreislauf des Jahres
entfaltet sie das ganze Mysterium Christi von
der Menschwerdung und Geburt bis zur
Himmelfahrt, zum Pfingsttag und zur Er
wartung der seligen Hoffnung und der
Ankunft des Herrn. (Nr. 102)
So hat es denn dem Heiligen Konzil gefallen,
das Folgende zu verfügen: Aus apostolischer
Überlieferung, die ihren Ursprung auf den
Auferstehungstag Christi zurückführt, feiert
die Kirche Christi das Oster-Mysteriurn je
weils am achten Tage, der deshalb mit Recht
Tag des Herrn oder Herrentag genannt wird.
(Nr. 106)
Bemerkenswert ist, dass die Woche im Ju
dentum und Islam - wie früher in westli
chen Ländern üblich - mit dem Sonntag
beginnt und mit dem Samstag endet. Die
Gepflogenheit, den Montag als ersten Tag
der Woche und somit als Wochenbeginn
anzusehen, entwickelte sich, als das Deut
sche Institut für Normung (DIN) im März
1975 für die Bundesrepublik Deutschland
und Westberlin empfahl, dem Montag die
Ordnungszahl 1 zu geben. 1978 beschloss
die UNO, dass der Montag international als
erster Tag der Woche gelten solle. Der
Sonntag wurde vom Wochenanfang zum
Wochenende. Dadurch hat auch der Mitt
woch die ursprüngliche Bedeutung als
Mitte der Woche verloren.
Das Kirchenjahr leben
Im Kirchenjahr geht es um die Heils
geschichte. Nicht die Monate wie beim bür
gerlichen Kalender, sondern die Feste prä
gen den Kreis des Kirchenjahres mit Ostern
als Höhepunkt. Alles richtet sich nach
Ostern aus und verschiebt sich je nachdem,
ob Ostern auf einen früheren oder späteren
Termin fällt. Diesem Umstand kommt eine
nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. Es
würde etwas ganz Entscheidendes wegfal
len, wenn Ostern auf einen bestimmten
Sonntag, zum Beispiel den ersten Sonntag
Das Kirchenjahr:
Mit der Geburt Christi (Krippe, Stern) beginnt die Heiligung des natür
lichen Jahreskreises. Diese Heiligung erlebt ihren Höhepunkt durch
Christi Tod und Auferstehung (Kreuz, Osterkerze); sie wird in der Sen
dung seines Geistes vollendet (Feuerzungen) und wird so Jahr des Hei
les, Jahr des Herrn, Jahr der Kirche. Dabei ist die Kirche ausgerichtet
auf den Jüngsten Tag. Darum läuft der alte Jahreskreis nicht in sich
zurück, sondern bildet einen neuen Jahresring. So windet sich Kirchen
jahr um Kirchenjahr empor wie eine Schraubenlinie, die dem Kommen
Christi (Kreuz auf Wolke) in der Herrlichkeit des Jüngsten Tages zu
strebt.
Peus, Ferdinand; Kampmann, Theoderich: Mysterium und Gestalt des
Kirchenjahres. Paderborn 2 1956, S. 43f.