Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2010) (2010)

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Mit dem Anfhängen 
von Nistkästen allein 
ist der Artenschutz 
nicht gewährleistet. 
Sonderwaldflächen - gezielte Eingriffe 
zur Förderung der Artenvielfalt 
Waldreservate mit Nutzungsverzicht sind 
zweifellos ein geeignetes Mittel, um die 
Artenvielfalt zu fördern und zu erhalten. So 
finden vor allem Organismen, die abster 
bende Bäume und Totholz benötigen, güns 
tige Bedingungen für ihre Entwicklung. 
Über die Optimalphase hinaus kann aber 
auch im Urwald lange Zeit Dunkelheit herr 
schen, wodurch das Aufkommen zusätzli 
cher Pflanzen- und Tierarten verhindert 
wird. Erst die Zerfallsphase bringt Licht 
und grosse Totholzmengen und schafft 
damit neue Lebensgrundlagen. 
Ansprüchen dieser Art wird in Liechtenstein 
mit der Ausscheidung von sogenannten 
Sonderwaldflächen entsprochen, in denen 
waldbauliche Massnahmen zur Erreichung 
eines Schutzzieles erfolgen. Im Malanser 
am Eschnerberg wird beispielsweise die 
sehr seltene Strauchart Pimpernuss (Sta- 
phylea pinnata) gefördert, indem man diese 
wärmeliebende Art regelmässig von ihren 
grössten Konkurrenten in der Strauch 
schicht (Hasel und Holunder) befreit. 
Ebenfalls am Eschnerberg findet sich die 
Sonderwaldfläche Gantenstein, wo die in 
Liechtenstein sehr seltene Waldgesellschah 
Leimkraut-Eichenmischwald derart gepflegt 
wird, dass sie ihre Eigenheiten auf lange 
Sicht möglichst so beibehalten kann, wie es 
die Natur für diese Waldformation vorsieht. 
Auf den Alpen Pradamee und Guschg ist 
man bestrebt, die in vielen Jahrzehnten der 
Bewirtschaftung entstandenen Weidewäl 
der, die sich grösstenteils aus alten, knorri 
gen Lärchen und Fichten zusammensetzen, 
in ihrer ursprünglichen Form der nächsten 
Älpler-Generation zu übergeben. Das ist 
allerdings nur möglich, wenn man heute 
den Nachwuchs sichert, der in Zukunft den 
natürlichen Verlust durch absterbende 
Bäume ausgleichen kann. 
Aus der insgesamt 22 Objekte umfassenden 
Liste sei als letzte der hier beispielhaft auf 
geführten Sonderwaldflächen der Stachler 
Wald im Malbuntal erwähnt. In diesem 
lichten Bergföhrenwald wechseln sich auf 
kleiner Fläche feuchte und trockene Stand 
orte ab und formen so ein einzigartiges 
Landschaftsmosaik, das es um jeden Preis 
zu erhalten gilt. 
Eine Bereicherung der Artenvielfalt er 
reicht man deshalb nicht allein durch das 
Ausscheiden möglichst grosser Flächen mit 
ungenutzten Wäldern. Artenförderung im 
Wald verlangt verschiedenste Ansätze. Für 
viele Tiere ist es existenziell, dass unter 
schiedliche Biotope wie Totholz und lichte 
Stellen mit einer blütenreichen Kraut 
schicht nahe beieinander liegen. So brau 
chen Bockkäfer, deren Larven sich im 
Totholz entwickeln, als Imago (fertig ausge 
bildetes Insekt) Blütennahrung. Fleder 
mäuse, die in Baumhöhlen nisten, finden 
auf offenen Flächen Insekten. 
Die Balzner Sonderwaldfläche 
Fora-Entamoos 
Diese Sonderwaldfläche zeichnet sich einer 
seits durch die Seltenheit der Waldge 
sellschah (Auen-Föhrenwald), andererseits 
durch die gemischte Bewirtschaftungsform 
von lichtem Föhrenbestand und Streuewiese 
aus. Ein zweites, ebenfalls kleinflächiges 
Relikt (6,4 ha) dieser auch «Wintergrün-Föh- 
renwald» genannten Waldgesellschah befin 
det sich im Schneckenäule in der Ruggeller 
Au. Es handelt sich dabei um stark durchläs 
sige Kiesbuckel in nicht mehr überfluteten
	        

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