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eine vorbereitete Menge Steine nötig ist,
um einen einwandfreien Löschprozess zu
gewährleisten. Das Brennen der Kalksteine
übernahm Tonetti. Das Löschen der ge
brannten Steine besorgte David, dem ich
soweit als möglich mit Rat und Tat bei-
stand. Diese Arbeit wurde in einem
Holztrog ausgeführt, durch dessen Ablauf
der fertige Kalk abgelassen, gesiebt und in
die Kalkgrube geleitet werden konnte.
Aufgrund der Rückstände beim Sieben des
Kalks konnte das Ergebnis des Löschpro
zesses beurteilt werden, was meistens gut
zu nennen war. Die Kalkgrube war im
Terrain ausgehoben, diente während des
Winters der Deponie von Kalk und wurde
mit alten Brettern und mit Erde überdeckt,
da diese Deponie nicht gefrieren durfte.
Im Mai 1928 wurde die überdeckte Grube
geöffnet und vom Kalkbrenner aus Netstal
beurteilt, der uns ein sehr gutes Zeugnis
ausstellte. Die Praxis auf der Alp Tüls hat
uns dann veranlasst, unter anderem bereits
1935 den Verputz am Hause Gerschwiler in
Sargans mit solchem Kalk auszuführen.
Herr Gerschwiler hatte die Arbeit auf der
Alp Tüls begutachtet, bevor er uns den
Auftrag für den Fassadenputz erteilte.
Dieser Verputz wurde also weitgehend
unter Beigabe von solchem Kalk ausge
führt, obschon bereits damals die noch jetzt
üblichen Bindemittel, hydraulischer Kalk
und Zement, bevorzugt waren. Die Art der
Arbeitsausführung bedeutete insofern ein
Risiko, als damals nur noch wenige Fach
leute zu finden waren, welche die Verarbei
tung von Grubenkalk verstanden. Nur noch
die «Alten» hatten diesbezüglich einige
Praxis, während die jüngeren Maurer in
jedem Fall die neueren Bindemittel bevor
zugten. Dies eigentlich nur deswegen, weil
die Verarbeitung von altem Grubenkalk
mühsamer ist als diejenige der in Pulver
form gelieferten Bindemittel.
[Soweit die Aufzeichnungen des 11-jähri
gen Josef Azzola aus dem Jahr 1927.
Drei Wochen nach unserem letzten Telefo
nat verstarb Josef Azzola plötzlich, sodass
ich leider vorerst nur in den Besitz dieses
hier wiedergegebenen interessanten Tage
buchberichts gekommen bin.]
Josef Azzola 1916-1989, aus Sargans,
damals 11 Jahre alt, Sohn des Bauunter
nehmers Azzola in Sargans. Er über
nahm und führte nach seinem Ingenieur
studium und einigen Gesellenjahren das
Bauunternehmen seines Vaters.
David Eberle 1905-1948, aus Balzers,
damals 22 Jahre alt, von Beruf Bau
arbeiter (Maurer); er wohnte zu jener
Zeit in Balzers, Praiawisch Nr. 14 (alt 63);
vulgo: «s Sänna-Alawises David». Später
wohnte er mit seiner Familie in der
Obergass Nr. 15 (alt SS'A). Er ehelichte
1928 Anna geb. Hasler (1904-1992) aus
Nendeln und hatte fünf Kinder: Blandi,
verheiratete Büchel; Anni, verheiratete
Tribelhorn; Jolanda, verheiratete Eme;
German und David. Er ist am Samstag,
18. September 1948, infolge unglückli
cher Umstände durch einen Stromschlag
ums Leben gekommen. Nach seinem Tod
führte seine Witwe Anna einen Kolonial
waren- oder «Tante-Emma-Laden».
Heinrich Kaufmann 1898-1984, aus
Balzers-Mäls, damals 29 Jahre alt, von
Beruf Bauarbeiter (Mineur und Stein
hauer). Er wohnte zu jener Zeit mit sei
ner Familie im Mälsner Dorf Nr. 32
(alt 278) und war seit 1925 verheiratet
mit Maria geb. Kindle (1899-1970) aus
Triesen. Sie hatten sechs Kinder: Johann
(1927-1936); Agnes, verheiratete Hasler;
Katharina, verheiratete Klein; Elisabeth,
verheiratete Beck; Hans sowie Melitta,
verheiratete Frick.
Roman Tonetti Circa 1876-1940, aus
Balzers-Mäls, damals etwa 50 Jahre alt,
von Beruf Kalkbrenner und Steinhauer.
Er ist um 1920 mit seiner Familie aus
Meran (Südtirol) nach Balzers gekom
men und wohnte in Mäls. Er hatte mindes
tens zwei Kinder: Roman und Ottilia. Der
Sohn Roman (1899-1948) ehelichte 1927
Hedwig geb. Heidegger (1900-1988) aus
Triesen; sie hatten einen Sohn, Roman.