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Dieser Eintrag findet
sich unter dem Titel
«Eine kurze Chronik»
in den Abrechnungen
für den Hüttenneubau
auf Gapfahl-Obersäss.
Klenze, S. 47.
dass der Stall in der Mitte von Gapfahl
errichtet werden sollte. Gegen dieses
Ergebnis legten einige Mitglieder der Ge
nossenschaft bei der Regierung Rekurs ein.
Begründet wurde der Einwand damit, dass
nicht alle Mitglieder zur Genossenschafts
versammlung eingeladen worden seien und
auch Minderjährige ihre Stimme abgege
ben hätten. Die Regierung folgte der
Argumentation der Beschwerdeführer, so-
dass der Stallbau weiter verzögert wurde.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mag
ebenso dazu beigetragen haben, dass die
Planung für mehr als zehn Jahre stockte.
Beim neuerlichen Anlauf zum Stallbau
Anfang der 1950er-Jahre gab es ein zähes
Ringen um die Subventionierung durch
das Land Liechtenstein. Als die Realisie
rung des Projektes Mitte der 1950er-Jahre
schliesslich in Angriff genommen wurde,
kam es zu Differenzen mit der Gemeinde
Triesen. Bei diesen ging es um die Frage, ob
für den Stallbau Holz aus der Valüna ver
wendet werden dürfe, wie dies als alther
gebrachtes Holzschlagrecht überliefert war.
Als die benötigten 120 m 3 Holz angezeich
net waren, verweigerte die Gemeinde Trie
sen den Holzschlag. Sie argumentierte, die
ses Recht gelte nur für den älteren, unteren
Stall auf Gapfahl und nicht für einen
Neubau im Obersäss. Nach längerem Hin
und Her kaufte die Mälsner Alpgenossen
schaft das Holz, beschritt jedoch den
Rechtsweg gegen die Gemeinde Triesen.
Die Streitigkeiten konnten erst 1984 durch
einen Vergleich und eine vertragliche Rege
lung beigelegt werden. Gleichzeitig wurde
das Gapfahler Holzbezugsrecht für die
Valüna endgültig abgelöst.
Der Stall und die Sennhütte konnten
schliesslich in den Jahren 1955/56 an ihrem
heutigen Platz im Gapfahler Obersäss fer
tiggestellt werden. Im Kassabuch der Mäls
ner Alpgenossenschaft findet sich dazu eine
kurze, von Hand geschriebene Chronik der
Ereignisse, die im Folgenden auszugsweise
zitiert wird:
«Ein fern gestecktes Ziel ist erreicht. Nach
langen fruchtlosen Debatten ist nun das
Wirtschaftsgebäude auf dem Gapfahler
Obersäss erbaut, eine Wohltat für Mensch
und Tier. Mit der Erstellung des Gebäudes
kann die Alpzeit nahezu vollständig auf
dem Obersäss abgewickelt werden. Insbe
sondere kann verschiedene Weidefläche
besser und leichter erschlossen werden, bei
Schneewetter wird es inskünftig nicht mehr
unbedingt notwendig sein, ins Untersäss zu
wechseln. Jedenfalls rechtfertigt es sich,
dass die Alpgenossenschaft diesen Schritt
gewagt hat. Es bedurfte einer festen Ent
schlossenheit, den Wunsch in die Tat umzu
setzen. Auch bei diesem letzten Anlauf
waren Schwierigkeiten zu überwinden.
Zuerst verzögerte die Subventionierung das
Projekt über ein Jahr. Die Genossenschaft
wollte die Gewissheit, dass ein 50%-iger
Beitrag seitens des Landes zugesichert sei,
was dann nach einigen Eingaben an die
fürstl. Regierung u. den hohen Landtag,
ferner nach anschliessenden Besprechun
gen mit den Abgeordneten gelang. Die
fürstliche Regierung und die landw. Bera
tungsstelle wollten nur unter der Bedin
gung, dass die Alpgenossenschaften Ga
pfahl und Guschgfiel auf der Gemeinde
Balzers eine Wirtschaftsgemeinschaft bil
den, einen 50%-igen Beitrag dem hohen
Landtag in Vorschlag bringen. [...]
Ein längst gehegter Wunsch hat sich erfüllt.
Das Werk ist vollendet und es darf der
Hoffnung Ausdruck gegeben werden, dass
es zum Segen [für] Generationen werde. 5 »
Güschgle
Die Alpe Güschgle, die meist als «das
Güschgle» bezeichnet wird, liegt zuhinterst
im Valorschtal, an der östlichen Talseite.
Mit einer Fläche von knapp einem Quadrat
kilometer ist sie deutlich kleiner als Ga
pfahl. Erstmals erwähnt wird das Güschgle
in einer Urkunde von 1371, als es gemein
sam mit Guschgfiel an einige Walser verlie
hen wurde. Damals wurde es in Abgren
zung zur Schaaner Alpe Guschg noch als
«Walser Guschg» bezeichnet. Wann genau
die Alpe Güschgle in Balzner und Mälsner
Besitz überging, lässt sich nicht ausma
chen. Jedenfalls findet Klenze in Urkunden
ab 1614 die Bezeichnung «Walser Guschg,
jetzt die von Mälss» 6 . Der Wechsel scheint
also erst in den Jahren zuvor erfolgt zu
sein. Auch in einer Urkunde von 1717 wird
das Güschgle als Balzner und Mälsner Alpe
bezeichnet.