Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2009) (2009)

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restauriert werden und ist endlich im 
Oktober 1795 mit dem ganzen Dorf ein 
Raub der Flammen geworden. Die neue 
Kirche ist dann im Jahre 1807 einge 
weiht worden. Sie war von Anfang an zu 
klein und wenn nicht ein frommer 
Betrug gespielt worden wäre, so wäre sie 
noch kleiner geworden. 
Bei der Zunahme der Bevölkerung wurde 
der Raummangel immer fühlbarer und 
schliesslich stand man vor der Notwen 
digkeit, eine neue grosse Kirche zu bauen. 
Der 1. Gott hat dieses so wichtige Unter 
nehmen bisher mit seinem Segen beglei 
tet und alles glücklich gefügt. Die neue 
Kirche kommt an den schönsten Platz zu 
stehen, den man finden konnte. Sie wird 
sich erheben auf Felsengrund, den weder 
Stürme noch Wässerwogen erschüttern. 
Sie wird stehen - wie es recht und billig 
ist - mitten in der Gemeinde, zwischen 
den beiden Dörfern, weil alle Bürger ein 
gleiches Recht auf sie haben. Sie wird, 
wenn sie einmal vollendet sein wird, von 
ihrem erhöhten Standpunkt aus, mit 
ihren schönen Hallen, ihren hochempor- 
strebenden Mauern, ihrem hochragen 
den Turme einen herrlichen Anblick 
gewähren und eine Zierde der Gegend 
sein. Das Kreuz auf ihrem Turme wird 
hinausragen über das schöne Tal und 
segnen die Gemeinde und ihre Hütten 
und ihre Bewohner. 
Einer der schwierigsten Punkte bei Kir 
chenbauten ist bekanntlich die Beschaf 
fung der notwendigen Geldmittel. Wie 
schwer tut manche Gemeinde, bis sie die 
nötigen Heller zusammengebettelt hat! 
Euch hat ein guter Stern geleuchtet! So 
leicht wie Ihr kommt selten eine Ge 
meinde zu einer Kirche, weil eben 
wenige Gemeinden in der Welt einen so 
guten Landesvater haben. <Fürst Johan 
nes II. Jubiläumskirche> wird diese Kir 
che heissen. Ja diese herrlichen Quader 
steine werden unvergängliche Zeugen 
wahrhaft fürstlicher Wohltätigkeit und 
Hochherzigkeit sein und den glorreichen 
Namen des Fürsten Johann II. in ferne 
Jahrhunderte tragen. Wenn nach Jahr 
hunderten ein fremder Wanderer da vor 
übergehen und fragen wird, warum denn 
diese Kirche den Namen dieses Fürsten 
trage, wird man ihm antworten: Ja, da 
hat einmal vor alter Zeit - 1909 schrieb 
man damals - in diesem Lande ein Fürst 
regiert, der ein Vater seinem Volke und 
ein Wohltäter seinem Lande war - und 
der zu dem Bau dieser Kirche das Meiste 
beigetragen hat. Zur dankbaren Erinne 
rung daran und an seine mehr als 50jäh- 
rige gottgesegnete Regierung prangt sein 
Name immerdar auf ihren Mauern. 
Möge Gottes Segen auch ferner auf die 
sem Werke ruhen! Möge er allen Wohl 
tätern dieses Gotteshauses ein ewiger 
Vergelter sein! Möge auf diesem geweih 
ten Grundstein ein schöner Tempel sich 
erheben, als eine Pflanzstätte des Glau 
bens, der Hoffnung und der Liebe. Er 
wird ja schon in seinem Baue ein Abbild 
davon sein, im Felsenfundament das 
Abbild des katholischen Glaubens, des 
sen Eck- und Grundstein Jesus Christus 
ist. Vom Fundament des Glaubens 
wächst dann die Hoffnung empor, wie 
die Mauern sich erheben aus den 
Fundamenten und wie die Mauern in 
den Zinnen und dem Gebälke ihren 
Abschluss finden, so möge aus Glaube 
und Hoffnung als die schönste Blüte her 
vorgehen die Liebe. Möge - so heisst es 
in einem Gebet bei der Weihe des 
Grundsteines - hier walten der wahre 
Glaube, die Furcht des Herren und die 
brüderliche Liebe! Amen!» 
Liechtensteiner Volksblatt, 29. Oktober 1909
	        

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