Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2009) (2009)

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Kurz vor Allerheiligen, nach den ersten 
Frostnächten, ragten die Maisstengel gelb 
und dürr in den Äckern. Die Türkenkolben 
mit ihren harten, goldgelben Körnern wur 
den von den Stengeln getrennt und in wei 
ten Säcken gesammelt. Diese wurden in 
einer Reihe, einer neben dem anderen, an 
den Feldrand gestellt, wo sie der Fuhrmann 
abholte. 
Das «Uusschelfera» und Aufhängen der zu 
sammengebundenen Kolben auf dem Est 
rich dauerte vielfach die halbe Nacht. An 
schliessend wurde das Türkenstroh mit der 
Sichel abgeschnitten, gebündelt und in 
«Kelchen» zum Trocknen aufgestellt. 
Winter 
Auch im Winter ging den Fuhrleuten die 
Arbeit nicht aus. Es heulten im November 
zwar noch keine Motorsägen im Wald, aber 
schon damals fielen die mit der Flandsäge 
gefällten Buchen und Tannen krachend auf 
den gefrorenen Boden. Bald reihten sich 
zwischen Reisighaufen die Baumstämme. 
Der Fuhrmann sortierte Ketten und 
«Gönta», «Zabbi» und Axt und begab sich 
mit seinen Pferden in den Wald. Die 
«Gönta» drangen singend in die Holzstäm- 
me, die dann mit einer Kette zusammenge 
bunden wurden. Das Pferd löste mit einem 
kräftigen Ruck die angefrorenen Stämme 
und schleifte sie in gleichmässigem Trott 
im schmalen «Riss» zwischen den Bäumen 
zur Strasse. Wenn Schnee lag, wurden die 
Stämme für die Fahrt ins Tal mit dem 
«Zabbi» auf den «Schneehaas» gerückt. 
Der Fuhrwerker besorgte auch den Trans 
port der Brennholzstämme. Dafür spannte 
er die Pferde vor den schweren, eisenbereif 
ten Wagen. Im Wald angekommen, hielt er 
neben dem Holzhaufen an, warf eine Decke 
über die dampfenden Pferderücken und 
begann mit dem Aufladen des Holzes. Er 
kannte jeden Kniff, um die zentnerschwe 
ren Brocken auf den Wagen zu heben. Mit 
einer starken Kette und einer Eisenwinde 
wurde das Fuder zusammengezurrt. Jetzt 
waren der Fuhrmann und seine Helfer ins 
Schwitzen geraten. Er nahm die Decken 
von den Pferden, kontrollierte Bremsen 
Mehrere «Gönta», kleine Eisenkeile mit einem Ring. Der «Gonta» wurde 
in den gefällten Baumstamm geschlagen und ein Seil oder eine Kette 
durch den Ring gezogen. Der Baumstamm konnte so durch Menschen 
oder Tierkraft fortgeschleppt werden. Bei den beiden äusseren «Gönta» 
handelt es sich um «Tröllgönta». Diese wurden vor allem in unwegsa 
mem Gelände verwendet, wenn die Gefahr des Abrollens von Baum 
stämmen bestand und das Zugtier dann mitgerissen worden wäre. Mit 
Hilfe des drehbaren «Tröllgönta» wurde das Mitdrehen der Zugeinrich 
tung zwischen Tier und Stamm verhindert. Die hier abgebildeten 
«Gönta» stammen aus der Balzner Kulturgütersammlung. 
und Gefährt und gab mit einem leisen 
«Hü!» das Zeichen zur Heimfahrt. 
Neben der Holzarbeit rief den Fuhrmann 
die Sorge um Rüfen und Rhein. Wer heute 
am Rhein spazieren geht und die riesigen 
Wuhrsteine betrachtet, ahnt kaum, mit wel 
chen Mühen deren Transport verbunden 
war. Im Steinbruch wurden die schweren 
Wuhrsteine mit primitiven Werkzeugen auf 
den Reifenwagen gehoben. Wochenlang 
dauerten die Fahrten mit den Steinen auf 
den gekiesten Wegen. Für Pferde und 
Fuhrmann bedeutete diese Tätigkeit ein 
eintöniges, kräftezehrendes Ausharren bei 
Wind und Wetter. 
Den Fuhrleuten wurde auch das Entleeren 
der Kiessammler am Rand der Rüfen über 
tragen. Kies und Geröll wurden meist 
in Akkordarbeit auf die quadratförmigen
	        

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