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Franz Brunhart
(1878-1961), «Vetter
Franz» vom Gast
haus zum Engel.
mann die Furchen auf, damit die Frauen
mit ihren «Flauen» die Kartoffeln leichter
und schneller graben konnten. Nach dem
Trocknen wurden die Kartoffeln in Säcke
abgefüllt. Am frühen Abend kam der Fuhr-
werker auf den Acker, lud die schweren
Säcke auf seinen Leiterwagen und beför
derte die wertvolle Ernte heimwärts. So
bald der Mann am Abend von seiner Arbeit
nach Flause kam, trug er die Säcke in den
Keller. Wenn der Fuhrmann wusste, dass
keine starke Person verfügbar war, leerte er
die Kartoffeln selbst in den «Stieg».
Die Alpabfahrt nahte. Im Alpkeller lagerte
der Käse des Sommers und die Butter der
letzten Weidetage. Dieser Tag war besonders
für den Fuhrwerker mit viel Mühe, Sorge
und einer langen Arbeitszeit verbunden.
In wohlgeordneten Bahnen musste auch der
letzte Alptag verlaufen: Die Kühe wurden
wie an den anderen Tagen gemolken und
anschliessend die Milch verarbeitet. Wäh
rend die Viehherde die Alp verliess, wurden
die Käselaibe und die Butterkisten sorgfäl
tig auf den Wagen geladen. Die kostbare
Fracht durfte während der Fahrt auf den
holprigen Bergstrassen nicht beschädigt
werden. Es war jeweils ein freudiges Ereig
nis, wenn die «Maienkühe», gefolgt von
Fuhrmann und Senn auf dem «Molkenfuhr
werk» sowie den vielen übrigen gesömmer-
ten Kühen, im Dorf eintrafen.
Im Riet stand im Herbst die Streue hoch.
Nochmals wurden die Pferde vor die Mäh
maschine gespannt, nochmals ratterten die
scharfen Mähmesser durch die vergilbten
Halme. Streue reifte aber nicht nur am
Dorfrand.
Etliche Bauern aus Balzers erganteten auch
Streuefelder im Schaaner Riet. Meist vor Ta
gesbeginn brachen die Fuhrwerke! mit Heu
wagen, Gabeln, Rechen, Wiesbaum und
Heuseilen Richtung Schaan auf. Noch am
Vormittag musste die vor einigen Tagen
gemähte Streue auf die Wagen geladen wer
den, damit das Fuhrwerk - fast immer
zogen die Pferde zwei schwere Fuder - vor
dem Eindunkeln wieder zu Hause war.