Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2009) (2009)

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Oben: Das Gras 
Hessen die Bauern 
teilweise von den 
Fnhrwerkem mit 
der Mähmaschine 
schneiden. Das 
Heuen und Einbrin 
gen übernahmen sie 
meist selbst. Familie 
Heinrich Brunhart 
legt am Heufuder 
letzte Hand an. 
Unten: Erich Vogt 
hat sein Pferd vor 
einen Schwaden 
rechen («Keerma- 
schena») gespannt. 
Um 1955. 
Wiesen. Trotz des nicht allzu breiten Mäh 
balkens war die Arbeit für die Pferde ziem 
lich mühsam. Hitze und Insekten plagten 
die Tiere. Nach dem Mähen besorgten in 
der Regel die Frauen und Kinder die weitere 
Heuarbeit, während der Mann seiner Arbeit 
auf dem Bau, im Bergwerk oder in der 
Fabrik nachging. 
Vielfach wurde das Heu auf einem Leiter 
wagen, dem eine oder zwei Kühe vorge 
spannt waren, zur Tenne gefahren. Gerne 
wurde jedoch von den Bauern beim Auf 
laden und Einbringen des Heus auch die 
Kraft und Geschicklichkeit des Fuhrmanns 
und seiner Pferde in Anspruch genommen. 
Besonders in unebenem Gelände, etwa im 
Elltal, oder bei grossen Parzellen waren die 
Kleinbauern bei der Heuarbeit überfordert. 
Beim Viehtrieb auf die Alpen erwies sich 
der Fuhrmann als wichtiges Glied für den 
reibungslosen Arbeitsbeginn in der Senn 
hütte. Die Alpknechte brachten ihre Kleider 
und Geräte - grossteils in einem Salzsack - 
zum Fuhrmann. Die Alpgenossenschaft 
hatte die Käsebretter oder das «Kessi» 
meist in der Sennerei gelagert. Im Dorf 
laden wurden Mehl, Teigwaren, Kaffee und 
Zucker in Schachteln gepackt. Salz und 
Lab sowie Verbandsmaterial und Arznei 
durften nicht vergessen werden. All diese 
notwendigen Dinge für den Alpsommer lud 
der Fuhrmann auf einen grossen Leiter 
wagen, band Laterne und Bremsschuh an 
das Gefährt und folgte den Männern und 
Buben, die sich mit dem Vieh bereits in der 
Nacht auf den Weg gemacht hatten. 
Viel Erfahrung und auch grosse Geduld des 
Fuhrmanns waren gefragt, bis die lange 
Fahrt beim Alpstall endete. Sehr oft wurde 
er dort noch gebeten, Brennholz zur Hütte 
zu bringen oder eine Fuhre Kies zu einem 
beschädigten Weg zu transportieren. 
Geschick und Umsicht brauchte der Fuhr 
mann auch bei der Rückfahrt. Auf dem 
Wagen sassen jetzt die Männer und Buben, 
die das Vieh aufgetrieben hatten. Die Pferde 
drängten und der überladene Wagen drohte 
auf den steilen Bergstrassen ausser Kon 
trolle zu geraten. Doch der Fuhrmann hatte 
Gespann und Bremsen im Griff; seine 
Aufmerksamkeit galt auch der überwiegend 
jugendlichen «Fracht». 
Ende Juli begannen das «Emdheuen» und 
die Kornernte. Kaum waren die trockenen 
Garben zum Dreschen gebracht worden, 
mussten die Komäcker erneut bestellt wer 
den. Wieder kehrte der Zweischarpflug die 
kurzen Stoppeln unter den Boden, wieder 
wurde die warmfeuchte Erde fein geeggt 
und für die Wintersaat hergerichtet. 
Herbst 
Auch im Herbst wartete auf den Pferde- 
fuhrwerker ein gerütteltes Mass Arbeit. Auf 
den Äckern waren die hohen «Türken 
bengel» zwar noch grün, aber die Kartof 
feln lagen bereits ausgereift unter der Erde. 
Mit dem «Förelepfluag» trennte der Fuhr-
	        

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