Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2009) (2009)

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Links: 
Erich Vogt (1926- 
1985) mit seinem 
Schimmel beim 
«Mistführen». 
Um 1950. 
Rechts: 
Der Fuhrmann 
Benedikt Foser 
(1904-1974) und 
Konstantin Frick 
(1918-1977) bear 
beiten mit einem 
Wendepflug ein Feld 
im Junkerriet, direkt 
am Kirchensträssle. 
Um 1940. 
Wer keine kräftige Kuh hatte, die er vor den 
Wagen spannen konnte, beauftragte den 
Fuhrwerker mit dem «Mistführen». Dieser 
stellte am Abend den Mistwagen im Flof ab, 
wo er dann vom Bauern beladen wurde. 
Für diese Tätigkeit verwendete er eine spe 
zielle Mistgabel. Als Seitenwände des Wa 
gens dienten anstelle von Leitern zwei lan 
ge Mistbretter, die an den «Kipfen» befes 
tigt waren. Zum Schluss wurde das Fuder 
mit einem speziell zugerichteten Brett 
«abgeklatscht». Am anderen Morgen führte 
der Fuhrwerker den wertvollen Dung auf 
das brachliegende Feld. 
Nachdem der Mist verteilt war - das «Mist 
anlegen» wurde meistens von den Frauen 
und Kindern übernommen -, begann der 
Fuhrwerker, den Acker zu pflügen, zu eggen 
und zu furchen («förala»). Ich kenne diese 
Arbeiten noch aus meiner Jugend. Wäh 
rend der Schulferien lief ich tagelang neben 
dem Pflug her und hielt das Leitseil oder 
eggte mit einem Pferd den umgepflügten 
Acker. 
Für den Fuhrwerker und seine Pferde war 
dies eine anstrengende Zeit. Bereits in aller 
Herrgottsfrühe musste er die Pferde füttern 
und tränken. Zudem hatte er seinen Viehstall 
zu besorgen und die Kühe zu melken. Kurz 
nach Tagesanbruch wurde eingespannt. Den 
«Förelepfluag» und die Egge lud er auf den 
Leiterwagen, während der eiserne Zwei 
scharpflug hinten angehängt wurde. 
Damals gab es in Balzers fünf Pferdefuhr- 
werker: Alois Frick, Fidel Frick, Josef Lam- 
pert, Elias Nigg und Josef Vogt, St. Peter. 
Jeder von ihnen hatte seine Auftraggeber. 
Vor allem die Frauen hielten die Fuhrwer 
ker auf Trab. Mit ausdauernder Beharrlich 
keit waren «dia verzepflata Wiiber» hinter 
diesen her, damit sie ihnen möglichst früh 
die Äcker für die Saat von Kartoffeln und 
Türken herrichteten. Nicht selten folgten 
sie ihnen bis auf die Felder, was einen der 
Fuhrwerker, der einen Schimmel besass, 
zur Bemerkung veranlasste: «I mool jätz 
dänn der Saukog aa, dermet ma na nümma 
so guat siecht.» 
Die mehrheitlich kleinen Parzellen waren 
über das ganze Balzner Feldgebiet ver 
streut. Der Fuhrwerker versuchte - wenn 
immer möglich -, weite Fahrtwege zu ver 
meiden. So pflügte er beispielsweise einen 
Tag lang im Oberfeld und am nächsten in 
der Rheinau oder im Riet. 
Von morgens bis abends wiederholten sich 
die gleichen Verrichtungen: Die Pferde wur 
den von der Deichsel losgebunden und die 
Doppelwaage beim Zweischarpflug einge 
hängt. Dann traten die Hufe in das weiche 
Erdreich. Der Pflug grub sich in den Acker 
und hinterliess eine tiefe Furche. Am Ende 
der Parzelle wendete der Fuhrwerker den 
Pflug, indem er diesen fasste und einige 
Schritte zurückzog. Die Pferde folgten die 
ser Rückwärtsbewegung. Eines der Pferde
	        

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