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Links:
Erich Vogt (1926-
1985) mit seinem
Schimmel beim
«Mistführen».
Um 1950.
Rechts:
Der Fuhrmann
Benedikt Foser
(1904-1974) und
Konstantin Frick
(1918-1977) bear
beiten mit einem
Wendepflug ein Feld
im Junkerriet, direkt
am Kirchensträssle.
Um 1940.
Wer keine kräftige Kuh hatte, die er vor den
Wagen spannen konnte, beauftragte den
Fuhrwerker mit dem «Mistführen». Dieser
stellte am Abend den Mistwagen im Flof ab,
wo er dann vom Bauern beladen wurde.
Für diese Tätigkeit verwendete er eine spe
zielle Mistgabel. Als Seitenwände des Wa
gens dienten anstelle von Leitern zwei lan
ge Mistbretter, die an den «Kipfen» befes
tigt waren. Zum Schluss wurde das Fuder
mit einem speziell zugerichteten Brett
«abgeklatscht». Am anderen Morgen führte
der Fuhrwerker den wertvollen Dung auf
das brachliegende Feld.
Nachdem der Mist verteilt war - das «Mist
anlegen» wurde meistens von den Frauen
und Kindern übernommen -, begann der
Fuhrwerker, den Acker zu pflügen, zu eggen
und zu furchen («förala»). Ich kenne diese
Arbeiten noch aus meiner Jugend. Wäh
rend der Schulferien lief ich tagelang neben
dem Pflug her und hielt das Leitseil oder
eggte mit einem Pferd den umgepflügten
Acker.
Für den Fuhrwerker und seine Pferde war
dies eine anstrengende Zeit. Bereits in aller
Herrgottsfrühe musste er die Pferde füttern
und tränken. Zudem hatte er seinen Viehstall
zu besorgen und die Kühe zu melken. Kurz
nach Tagesanbruch wurde eingespannt. Den
«Förelepfluag» und die Egge lud er auf den
Leiterwagen, während der eiserne Zwei
scharpflug hinten angehängt wurde.
Damals gab es in Balzers fünf Pferdefuhr-
werker: Alois Frick, Fidel Frick, Josef Lam-
pert, Elias Nigg und Josef Vogt, St. Peter.
Jeder von ihnen hatte seine Auftraggeber.
Vor allem die Frauen hielten die Fuhrwer
ker auf Trab. Mit ausdauernder Beharrlich
keit waren «dia verzepflata Wiiber» hinter
diesen her, damit sie ihnen möglichst früh
die Äcker für die Saat von Kartoffeln und
Türken herrichteten. Nicht selten folgten
sie ihnen bis auf die Felder, was einen der
Fuhrwerker, der einen Schimmel besass,
zur Bemerkung veranlasste: «I mool jätz
dänn der Saukog aa, dermet ma na nümma
so guat siecht.»
Die mehrheitlich kleinen Parzellen waren
über das ganze Balzner Feldgebiet ver
streut. Der Fuhrwerker versuchte - wenn
immer möglich -, weite Fahrtwege zu ver
meiden. So pflügte er beispielsweise einen
Tag lang im Oberfeld und am nächsten in
der Rheinau oder im Riet.
Von morgens bis abends wiederholten sich
die gleichen Verrichtungen: Die Pferde wur
den von der Deichsel losgebunden und die
Doppelwaage beim Zweischarpflug einge
hängt. Dann traten die Hufe in das weiche
Erdreich. Der Pflug grub sich in den Acker
und hinterliess eine tiefe Furche. Am Ende
der Parzelle wendete der Fuhrwerker den
Pflug, indem er diesen fasste und einige
Schritte zurückzog. Die Pferde folgten die
ser Rückwärtsbewegung. Eines der Pferde