Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2009) (2009)

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Jesuskind auf einer grossen Gloriole in 
Gold plastisch bearbeitet & gegenüber der 
heilige Josef mit dem Jüngling Jesu... Als 
Pendant an der Orgelemporenwand ... ste 
hen dann die Sänger Patrone, Gregor der 
Grosse & St. Cäcilia. In der Taufkapelle 
habe ich eine schmucke romanische Säu- 
len-Bogenstellung eingebaut, ... täuschend 
mit Farben & Palette & Pinsel & dann stein 
hart mit Wasserglas fixiert. Etwas Coulis- 
senkunst ,..» 23 Im Vorraum der Kirche schuf 
Nüscheler das Schweisstuch Christi, Mar 
terwerkzeuge sowie das Auge Gottes mit 
Strahlenbündeln über der Eingangstür. 
Jede Änderung im Detail bedurfte der Sank 
tionierung des Gottesmannes. «Ich bin da 
mit einverstanden, wenn die Krone beim 
Bilde des hl. Gregor anstatt auf dem Haupt, 
rechts auf dem Kissen gemalt wird... Beim 
Bilde der hl. Cäcilia wünsche ich auf der 
rechten Seite anstelle der Fa[c]kel Orgel und 
Harmonium». 24 Man stritt über technische 
Belange, da der verwendete Verputz für die 
Haltbarkeit der Malerei nicht geeignet war. 
Letztendlich bescheinigte Pfarrer Hollweck 
1933 dem Maler eine «Unfähigkeit im Figu 
rellen» 25 und entzog ihm den Auftrag für die 
Seitenaltäre. Das Lamento Nüschelers ver 
folgte Hollweck noch lange nach dem 
Hinauswurf. «Sie wissen, dass der gnädige 
Bischof Georgius selig und sein Freund 
HH. Prälat Fäh selig in St. Gallen wünsch 
ten, dass ich die Arbeit in der Jubiläumskir 
che malen sollte und trotzdem waren Sie 
von Anfang an gegen mich» 26 , schrieb Nü 
scheler 1935. Er hoffte noch immer «auf An 
erkennung seiner grossen Opfer». 
Auf Richard Nüscheler 
folgt Otto Hämmerle 
Im Herbst 1933 schloss die Kirchenverwal 
tung Balzers einen neuen Vertrag mit dem 
Münchner Kunstmaler und Architekten Otto 
Hämmerle. 27 Für die linke Chorbogenwand 
wurde die Darstellung der Schutzmantel 
madonna in Auftrag gegeben und für die 
rechte Chorbogenwand der Tod des hl. Josef. 
Am 14. März 1934 erhielt Hämmerle einen 
weiteren Vertrag für die Ausmalung des 
Chores, und zwar mit folgenden Motiven: 
hl. Dreifaltigkeit, hl. Kommunion der Apostel 
und Brotvermehrung. 28 Vor der Ausführung 
wurden die drei Chorfenster zugemauert. 
Grundsätzlich war die Kommission mit den 
Vorschlägen Hämmerles einverstanden, «so 
wären doch noch einige Einzelheiten anders 
gewünscht.» Und wegen der fehlenden Mit 
tel erwartete man ein gewisses Entgegen 
kommen. 29 Aus Schaden klug geworden und 
um die übrige Ausstattung voranzutreiben, 
wurde Ende 1934 Architekt Josef Schütz aus 
Zürich mit der Gesamtplanung der Innen 
raumgestaltung beauftragt. Die Korrespon 
denz zwischen Architekt Schütz und Pfarrer 
Hollweck bestätigt das weiterhin unermüdli 
che Interesse des Pfarrers an Themen-, 
Färb- und Stilwahl. 30 
Auch in dieser Konstellation kam es zwi 
schen Maler und Pfarrer zu Kontroversen. 
«Obwohl Sie gewollt oder ungewollt wieder 
nicht ganz meinen Wunsch und Willen 
getroffen haben... Ich hoffe nun gerne, dass 
Sie alles aufbieten, um dieses wichtigste 
Teilstück unserer monumentalen Fürsten 
kirche auch hervorragend schön zu Gottes 
Ehre und Bewunderung aller Besucher zu 
erstellen. Studieren Sie, bitte, an möglichs 
ter Idealisierung bis zur Vergöttlichung 
Ihrer schönen Ideen», wurde Hämmerle am 
26. März 1934 von Pfarrer Hollweck aufge 
fordert. Zugleich sprudelten Hollwecks 
eigene Ideen: die hl. Theresia brauche noch 
Rosen am Boden, Alpen- oder andere 
Rosen, Aloisius ein kürzeres Kruzifix. Man 
wünsche sich beim hl. Johannes ein ehr 
fürchtigeres Gesicht und ein schmuckeres 
Pfarrkirche Balzers, 
Blick zur Orgel 
empore. 
Fotografie 2007. 
23 PfAB 9b, Schreiben 
von Richard Nüscheler 
an Prälat Adolf Fäh, 
Boswil, 7. September 
1932. 
24 PfAB 9b, Schreiben 
von Pfarrer Hollweck 
an Richard Nüscheler, 
Balzers, 11. September 
1932. 
25 PfAB 9b, Schreiben 
von Pfarrer Hollweck 
an die bischöfliche 
Kanzlei in Chur, Bal 
zers, 24. Mai 1933. 
24 PfAB 9b, Schreiben 
von Richard Nüscheler 
an Pfarrer Hollweck, 
Boswil, 13. März 1935. 
27 PfAB 9b, Vertrag zwi 
schen der Kirchenver 
waltung Balzers und 
Otto Hämmerle, Mün 
chen, 1933. 
25 PfAB 9b, hier auch 
frühere, nicht Unter 
zeichnete Vertrags 
entwürfe. 
24 PfAB 9b, Schreiben 
von Pfarrer Hollweck 
an Otto Hämmerle, 
Balzers, 12. Januar 
1934. 
30 PfAB 9b, Akt Pfarrkir 
che, bes. Aktenbündel 
1934/35.
	        

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