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Von Chur über Zürich, Mauren und Vals
nach Balzers
Der 1878 im bayerischen Laaber geborene
Leonhard Hollweck hatte nach seinem Stu
dium im Stift Einsiedeln und am Churer
Priesterseminar 1904 in Chur die Priester
weihe empfangen. 1905 bis 1911 war er
Vikar an der Liebfrauenkirche in Zürich,
1911 bis 1913 Kaplan in Mauren, danach
bis 1931 Pfarrer in der weitläufigen Bünd
ner Berggemeinde Vals, wo er die Renovie
rung der im 17. Jahrhundert erbauten
Pfarrkirche St. Peter und Paul und weiterer
Kapellen vorantrieb. Hollwecks besonderes
Interesse an Kirchenbau und Kunst kam
auch in seinem 1929 verfassten «Führer
durch die Kirche und Kapellen der Pfarr-
gemeinde Vals» 7 zum Ausdruck.
Bereits in der Zeit von 1911 bis 1913 hatte
man sich in Mauren von den Begabungen
des neben Pfarrer Gustav Burgmayer tätigen
Kaplans Hollweck überzeugen können.
Wenn sich Hollweck ein Ziel gesetzt hatte,
so liess er nicht locker, bis er dieses auch
erreicht hatte, weiss der Volksmund in
Mauren rückblickend zu berichten. 8 Zu sei
nen Tugenden zählten Frömmigkeit, Pflicht
eifer, Beredsamkeit, verbunden mit grosser
persönlicher Liebenswürdigkeit, seine Her
ablassung, seine milde Beurteilung der
Fehler anderer und seine Strenge mit sich
selbst. 9 Hollweck war als exzellenter Rheto
riker bekannt, der in seine Reden gerne eine
Portion Selbstironie einfliessen liess, wie
beispielsweise am 9. Mai 1937 anlässlich der
25-jährigen Gedenkfeier der von ihm ini
tiierten Gründung des Jünglingsvereins und
der Errichtung des Jugendheims in Mauren:
«Mauren hat es verstanden wie vor 25 Jah
ren auch heute noch in meinem Herzen feu
rige Begeisterung anzuzünden und den
Hollweck auf manchen Holzweg zu schi
cken. Indess, zu einem Opferlamm haben sie
mich doch nie gemacht.» 10 Hollweck wurde
in Mauren als grosser Vereinsmann und
Liebling der Jugend gepriesen, der sich als
leutselige Person mit allen gut verstand.
«Das trug ihm - so sagen die alten Leute -
den Unmut des Pfarrers ein, der ihn zum
Leidwesen der Bewohnerschaft allzu früh
wieder entliess!» 11 Doch der Kontakt zu
Mauren brach am neuen Wirkungsort Vals
nicht ab. So zog er beispielsweise 1917 den
Stuckateur Josef Mahn aus Mauren zur Re
novierung der Wallfahrtskapelle Sta. Maria
in Vals-Camp hinzu. 12
Am 23. September 1931 richtete Pfarrer
Hollweck von seinem damaligen Wirkungs
ort Vals in Erwartung eines «frohen Einzugs
ins neue Pfarrdorf und Pfarrhaus» ein
Schreiben an den Balzner Gemeindevorste
her Basil Vogt. 13 Die Beseitigung von Män
geln und kleinere Umbaumassnahmen an
dem zwischen 1804 und 1810 erbauten
Pfarrhaus auf der Egerta standen neben der
«Kaplanangelegenheit» zuoberst auf seiner
Dringlichkeitsliste. Die Realisierung des
1931 bis 1933 verfolgten Gedankens eines
Balzers, um 1937.
Blick auf Pfarrkirche
und Barg Gutenberg,
Schulhaus (1869)
und Gemeindehaus
(1926).
I Leonhard Hollweck:
Führer durch die
Kirche und Kapellen
der Pfarrgemeinde
Vals. Fribourg 1929.
8 Herbert Oehri: Jugend
haus am Weiherring
1912-2003. In: Vereins
haus und Kleinkinder
schule 1912-2003.
(Spuren. Eine Schrif
tenreihe der Gemeinde
Mauren. Nr. 4/2003).
Mauren 2003, S. 10.
(Vereinshaus 2003).
9 Liechtensteiner Volks
blatt, 23. Januar 1913,
anlässlich der Verab
schiedung von Kaplan
Hollweck in Mauren.
In: Vereinshaus 2003,
S. 36.
10 PfAM o. Nr., Protokoll-
Buch des Katholischen
Jüngiingsvereins in
Mauren, Beilage: Rede
manuskript von Pfarrer
Leonhard Hollweck,
9. Mai 1937.
II Liechtensteiner Volks
blatt, 29. November
1912, S. 2. In: Vereins
haus 2003, S. 32.
12 Georg Malin: Josef
Malin (1891-1981).
Stuckateur und Bau
techniker. In: Men
schen, Bilder und
Geschichten. Mauren
von 1800 bis heute.
Bd. I. Mauren 2006,
S. 230-247, bes. S. 236.
13 GAB 11100-S1-16,
Schreiben von Pfarrer
Hollweck an Gemein
devorsteher Basil Vogt,
Vals, 23. September
1931.