Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2009) (2009)

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«Mit rauher Hand ins Herz gegriffen» 
Pfarrer Leonhard Hollweck und die Ausmalung 
der Pfarrkirche von Balzers 1932-1935 
Cornelia Herrmann 
Pfarrer Leonhard 
Hollweck als Kaplan 
in Mauren. Foto 
grafie um 1911/13. 
1 Cornelia Herrmann: 
Die Kunstdenkmäler 
des Fürstentums 
Liechtenstein. Das 
Oberland. Bd. II., 
Bern 2007. 
2 Erste Auswertungen 
einiger schriftlicher 
Quellen aus den Archi 
ven von Balzers stam 
men aus den Jahren 
1982 und 1987: 
- Franz Büchel: Die 
Geschichte der Pfar 
rei Balzers. Balzers 
1982, bes. S. 79-83. 
(Büchel 1982). 
- Emanuel Vogt und 
Othmar Kähli: 
75 Jahre Fürst 
Johann-Jubiläums 
kirche. Pfarrkirche 
St. Nikolaus Balzers 
1912-1987. Schaan 
1987, bes. S. 42-53. 
(Vogt/Kähli 1987). 
3 PfAB 9b, Schreiben 
von Otto Hämmerle 
an Pfarrer Hollweck, 
München, 28. Februar 
1934. 
4 PfAB 9b, Schreiben 
des Domscholastikus 
Basilius Vogt an sei 
nen Neffen und Ge 
meindevorsteher Basil 
Vogt, Chur, 30. August 
1931. 
5 PfAB 9b, Schreiben 
der Gemeindevorste 
hung Balzers an 
Bischof Dr. Georgius 
Schmid in Chur, Bal 
zers, 30. Juni 1931. 
6 Wie Anm. 4. 
Keine Fakten ohne Menschen 
Der im Oktober 2007 erschienene Band 
«Kunstdenkmäler des Fürstentums Liech 
tenstein. Das Oberland» 1 beinhaltet Daten, 
Fakten und Beschreibungen von Bauten 
und Kunstobjekten in der Gemeinde Bal 
zers. Doch es gibt keine Fakten ohne 
Menschen. Menschen entwickeln Ideen, 
treiben Arbeiten voran und vollenden 
Projekte, denen sowohl Erfolg als auch 
Misserfolg beschieden sein kann. Kunst 
braucht Auftraggeber, die kompetent und 
mutig sind, die mit schwierigen Auftrag 
nehmern umzugehen wissen, die auf Eitel 
keiten von Künstlern und fixe Ideen reagie 
ren können. Ein guter Auftraggeber muss 
wissen, wo seine Fähigkeiten aufhören und 
wo Fachkompetenz hinzugezogen werden 
muss. Die Reibungsflächen zwischen Auf 
traggeber und Künstler haben eine lange 
Tradition. Für diese Hintergründe bleibt in 
einem Sachbuch jedoch nur wenig Raum. 
Umfangreiches Aktenmaterial im Pfarr- 
archiv und einige Dokumente im Gemein 
dearchiv von Balzers 2 , weitere im Pfarr- 
archiv von Mauren ermöglichen die Rekon 
struktion des eindrücklichen Bildes eines 
engagierten, kritischen und den Disput 
nicht meidenden Gottesmannes, der sich 
nicht scheute, einem Künstler «mit rauher 
Hand ins Herz» zu greifen. 3 Die Rede ist von 
Leonhard Hollweck, der 1931 als Pfarrer in 
Balzers installiert wurde. Sein Vorgänger, 
Pfarrer Peter Schmid, hatte in Zeiten gros 
ser finanzieller Schwierigkeiten den Bau 
einer neuen Pfarrkirche in Angriff genom 
men. In den Jahren 1909 bis 1912 entstand 
nach Plänen des fürstlichen Architekten 
Gustav Ritter von Neumann aus Wien die 
Fürst-Johannes-Jubiläumskirche, die am 
12. November 1912 dem hl. Nikolaus ge 
weiht wurde. Im Innern allerdings war das 
Gotteshaus 1931 beim Amtsantritt von 
Pfarrer Hollweck noch unvollendet. 
Der Churer Domscholastikus Basilius Vogt 
aus Balzers beschrieb Leonhard Hollweck 
1931 als tüchtigen Prediger und Sänger, als 
«Freund der Kinder & der Kranken & des 
Beichtstuhles - eine Frohnatur, ... klug & 
versöhnlich, der auch ein Wort mit sich 
reden lässt.» 4 Basilius Vogt betonte, dass 
Hollweck keine leere Kirche sehen könne, 
es dränge ihn förmlich zur Ausstattung. 
Lediglich das zu hohe Alter des von Bischof 
Georgius Schmid von Grüneck vorgeschla 
genen 53-jährigen Kandidaten minderte die 
Vorfreude der Balzner. Man erhoffte sich 
eher einen Pfarrer, «der mit Energie und 
Liebe die etwas verwahrloste Jugend lenken 
kann.» 5 Ein Pfarrer ohne Fehl und Tadel sei 
noch nicht geboren und «allen kanns selbst 
der Herrgott nicht recht machen», lautete 
das diplomatische Resümee von Basilius 
Vogt. 6 190 von 212 anwesenden 
stimmberechtigten Bürgern wählten 
schliesslich am 1. September 1931 
Leonhard Hohweck zum Pfarrer von 
Balzers.
	        

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