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Kaum flügge und
schon aggressiv!
hängen und wären somit unübersehbar.
Deshalb lag die Vermutung nahe, dass es
sich um Breitflügelfledermäuse handeln
könnte. Denn diese Art versteckt sich tags
über in Balkenkehlen oder hinter Dachbal
ken und verbringt dort den Tag in Lethargie,
einem Zustand mit abgesenkter Körpertem
peratur und gedrosseltem Stoffwechsel -
also gleichsam auf Sparflamme. Erst kurz
vor dem abendlichen Ausflug kriechen sie
aus ihren Verstecken hervor, bringen ihre
Körpertemperatur auf die zum Fliegen er
forderliche Höhe und ziehen im Dachstock
auch schon mal eine Proberunde.
Rund ein halbes Dutzend Mumien von
Neugeborenen und Jungtieren verschiede
nen Alters bestärkten zwar die Vermutung;
sie sind jedoch in diesem Zustand nur
schwer einer Art zuzuschreiben. Ein stark
geschwächtes, aber noch lebendes Jungtier
hatte es irgendwie geschafft, über die zum
Dachstock führende Treppe stufenweise
abzusteigen, unter dem Türspalt der
Estrichtüre hindurchzukriechen und ins
Obergeschoss zu gelangen. Völlig verstaubt
und halb verdurstet, konnte es gepflegt und
wieder in den First des Dachstocks zurück
gebracht werden. Dieses rund vierzehn
Tage alte Jungtier zeigte zumindest die typi
schen Gattungsmerkmale: breites dunkles
Gesicht und kurze, stumpf dreieckige
Ohren mit einem kurzen, nach vorn gerich
teten Ohrdeckel.
Mit der Bestätigung der Artzugehörigkeit
war die zweite Wochenstube der Breitflü
gelfledermaus in Liechtenstein nachgewie
sen. Bereits 2001 waren in der Pfarrkirche
Vaduz zwei tote Jungtiere gefunden und als
Nordfledermäuse (Eptesicus nilssonü) be
stimmt worden. Eine im Jahr 2004 durch
geführte Kotanalyse brachte dann aber den
Irrtum an den Tag. Aufgrund der Nah
rungszusammensetzung und der im Kot ge
fundenen Haare konnte das Quartier der
nahe verwandten Breitflügelfledermaus zu
gewiesen werden. Weitere Quartiere, in de
nen aber keine Jungen grossgezogen wer
den, sind aus Gamprin und dem Vaduzer
Oberdorf bekannt. Ein Männchen dieser
Art wurde 2001 über dem Kanal bei der
Vaduzer ARA gefangen.
Die Breitflügelfledermaus zählt in unseren
Breiten zu den eher seltenen Arten. Die
Schweizerkarte auf Seite 51 zeigt die bis
heute nachgewiesenen Fortpflanzungs
quartiere. Diese sind vor allem in der West
schweiz, im Wallis und im Tessin zu finden.
In der Ost- und Zentralschweiz konzentrie
ren sich die Wochenstuben um den Boden
see mit einem Ausläufer ins Rheintal, wo
Wochenstuben in Diepoldsau und Eichberg