Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2008) (2008)

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Kaum flügge und 
schon aggressiv! 
hängen und wären somit unübersehbar. 
Deshalb lag die Vermutung nahe, dass es 
sich um Breitflügelfledermäuse handeln 
könnte. Denn diese Art versteckt sich tags 
über in Balkenkehlen oder hinter Dachbal 
ken und verbringt dort den Tag in Lethargie, 
einem Zustand mit abgesenkter Körpertem 
peratur und gedrosseltem Stoffwechsel - 
also gleichsam auf Sparflamme. Erst kurz 
vor dem abendlichen Ausflug kriechen sie 
aus ihren Verstecken hervor, bringen ihre 
Körpertemperatur auf die zum Fliegen er 
forderliche Höhe und ziehen im Dachstock 
auch schon mal eine Proberunde. 
Rund ein halbes Dutzend Mumien von 
Neugeborenen und Jungtieren verschiede 
nen Alters bestärkten zwar die Vermutung; 
sie sind jedoch in diesem Zustand nur 
schwer einer Art zuzuschreiben. Ein stark 
geschwächtes, aber noch lebendes Jungtier 
hatte es irgendwie geschafft, über die zum 
Dachstock führende Treppe stufenweise 
abzusteigen, unter dem Türspalt der 
Estrichtüre hindurchzukriechen und ins 
Obergeschoss zu gelangen. Völlig verstaubt 
und halb verdurstet, konnte es gepflegt und 
wieder in den First des Dachstocks zurück 
gebracht werden. Dieses rund vierzehn 
Tage alte Jungtier zeigte zumindest die typi 
schen Gattungsmerkmale: breites dunkles 
Gesicht und kurze, stumpf dreieckige 
Ohren mit einem kurzen, nach vorn gerich 
teten Ohrdeckel. 
Mit der Bestätigung der Artzugehörigkeit 
war die zweite Wochenstube der Breitflü 
gelfledermaus in Liechtenstein nachgewie 
sen. Bereits 2001 waren in der Pfarrkirche 
Vaduz zwei tote Jungtiere gefunden und als 
Nordfledermäuse (Eptesicus nilssonü) be 
stimmt worden. Eine im Jahr 2004 durch 
geführte Kotanalyse brachte dann aber den 
Irrtum an den Tag. Aufgrund der Nah 
rungszusammensetzung und der im Kot ge 
fundenen Haare konnte das Quartier der 
nahe verwandten Breitflügelfledermaus zu 
gewiesen werden. Weitere Quartiere, in de 
nen aber keine Jungen grossgezogen wer 
den, sind aus Gamprin und dem Vaduzer 
Oberdorf bekannt. Ein Männchen dieser 
Art wurde 2001 über dem Kanal bei der 
Vaduzer ARA gefangen. 
Die Breitflügelfledermaus zählt in unseren 
Breiten zu den eher seltenen Arten. Die 
Schweizerkarte auf Seite 51 zeigt die bis 
heute nachgewiesenen Fortpflanzungs 
quartiere. Diese sind vor allem in der West 
schweiz, im Wallis und im Tessin zu finden. 
In der Ost- und Zentralschweiz konzentrie 
ren sich die Wochenstuben um den Boden 
see mit einem Ausläufer ins Rheintal, wo 
Wochenstuben in Diepoldsau und Eichberg
	        

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